Neu im Parlament: Janine Wissler, Hermann Schaus, Willi van Ooyen und Ulrich Wilken
Jetzt ist es ein Fakt: Die Linke ist in den hessischen Landtag eingezogen und diesmal sogar ohne Zwischenfälle. Denn um Orientierungsprobleme zu verhindern, wie Hessens Landeschef Ulrich Wilken sie bei seinem ersten Besuch unfreiwillig erleben musste, studierten die sechs Abgeordnete erstmal gewissenhaft die Karte des Gebäudes.
Die „Besichtigungstour“ führte Bernd Seel, Leiter des Bereichs Hausverwaltung. Sichtlich gut gelaunt und gelassen bummelten die Neulinge, von der üblichen Journalistentraube verfolgt, im Wirrwarr der prächtigen Gänge und Räume herum. Dabei kann einen die einstige Stadtwohnung einer herzoglichen Familie mit seinen reichen Wand- und Deckenmalereien und dem klassizistischen, französischen Mobiliar schon ein wenig einschüchtern. Aber das passierte den frischgebackenen Mitgliedern des Landtages nicht. Und die neuen Kollegen wurden sogar trotz offensichtlicher Meinungsunterschiede allerorten herzlich gegrüßt - auch wenn auffiel, dass manche Türe im Revier der FDP sich rasch vor dem linken Durchzug verschloss.
„Die haben ja den schönsten Raum!“, beobachtete Fraktionschef Willi von Ooyen unmittelbar nach seinem Betreten des mit Glaswänden umringten Sitzungssaales der CDU. Nun ist es schwer vorstellbar wie Volksvertreter zwischen all den Seidentapeten, Brokatvorhängen und Kristallleuchtern die Zeit finden noch über Gesetze abzustimmen. Die Linke wird sich aber von so einem penetrant bourgeoisen Luxus bestimmt nicht von ihren politischen Zielen und Überzeugungen ablenken lassen.