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"Deutschlands erfolgreichste Boygroup"
F. K. Waechter
Die Veranstaltung an sich war schon komisch: Die ehrwürdigen Vertreter der Neuen Frankfurter Schule (NFS) Bernd Eilert, Peter Knorr, Hans Traxler und F. W. Bernstein saßen als Protagonisten auf dem Podium in der Medienlounge des zu eröffnenden caricatura museum frankfurt. Geredet hat jedoch ein anderer – und zwar ohne Punkt und Komma. Oliver Maria Schmitt, Ex-Titanic-Chef, wurde nicht müde in einer pointenreichen Lobestirade, die Verdienste von "Deutschlands erfolgreichster Boygroup" im Gesamten sowie im Einzelnen auszuschmücken, ohne dabei zu vergessen, Seitenhiebe auf die Medien-/Gesellschaft zu verteilen. Geduldig schmunzelnd ließen es die gelobhudelten Herren geschehen.
Zuvor hatten sich die Offiziellen, allen voran Kulturdezernent Felix Semmelroth, ausgiebig über die gotische Bauweise des Leinwandhauses, seine Multifunktionalität seit dem Mittelalter bis zur Gegenwart und die damit verbundenen Schwierigkeiten und deren Lösung beim Umbau zur Herberge der Komischen Kunst ausgelassen (mehr dazu im aktuellen JOURNAL FRANKFURT).
Robert Gernhardt
Allein Museumsleiter Achim Frenz hatte es in dieser ersten Podiumsrunde geschafft einen Bogen zum eigentlichen Gegenstand zu schlagen, auf den das Publikum wartete: „Der Einzug durch die Niederungen der Unterhaltung in die Hallen der Hochkultur.“ Was Frenz jedoch nicht als Endpunkt der Erfolgsgeschichte der NFS verstanden wissen will: „Es ist nur der erste Schritt zur Weltherrschaft.“
Die dermaßen geehrten hingegen äußerten sich eher pragmatisch. Hans Traxler, der 1983 gemeinsam mit Peter Knorr die „Birne“ als Karikatur auf Helmut Kohl verantwortete, missfällt der Gedanke, mit dem Einzug ins Museum zum jahrzehntelang vorgeführten Establishment zu gehören. Ohnehin könne man nicht von einem Museum sprechen, da bei der Menge von 1100 Blättern, die allein von ihm in den Archiven des Hauses lagerten, bei einer halbjährigen Rotation etwa 16 Jahre lang immer Neues zu sehen sei. Im übrigen gefalle ihm das Ergebnis des Umbaus und der Präsentation des Leinwandhauses: „Der gotische Muff ist durchbrochen, die Ausstellungshalle hätte man nicht besser machen können.“ F. W. Bernstein hingegen nutzte die Veranstaltung dazu, für die neu aufgelegten Publikationen seiner Kollegen Werbung zu machen und im Namen der Elch-Gruppe „die sofortige Herstellung von stark überteuerten Ramschprodukten mit dem Aufdruck NFS“ zu fordern. Gar nicht so einfach, sich gegen die Vereinnahmung der Konsumgesellschaft und des Bürgertums zu wehren.
Achim Greser und Heribert Lenz
1. Oktober 2008, 18.33 Uhr
Jan-Otto Weber
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