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Der Du-auch-hier-Bussi-Hallo-lang-nicht-mehr-gesehen-Gipfel
Curryworscht und Pommes rot-weiß. Mo und Sadi haben an alle gedacht. Auch an Volontäre und andere Kleinverdiener mit schmaler Geldbörse. Vor der Party also noch schnell eine Portion Fastfood am Stehimbiss, ein Eckchen im schwarzen Klotz, der wie ein Monolith auf Deutschlands größter Einkaufsstraße eingeschlagen ist. Bei gefühlten Minusgraden dränge ich auf vorzeitigen Einlass. Aber da ist nichts zu machen, zumindest nicht, was meine frierende Wenigkeit betrifft. Anders bei Frankfurts unvermeidlichem Plattendreher Mister DJ Julian Smith, der vom Hünen im schwarzen Einteiler heineinkatapultiert wird, damit er schon mal sein Finger-Warm-Up machen kann. Doch irgendwann läuten es die Glocken: Endlich acht Uhr. Drinnen ist alles schön und Schickimicki, so wie die Gäste. Auf der Karte stehen Wiener Schnitzel, Flammkuchen und Rippchen mit Kraut. Zünftig und gutbürgerlich, ganz im Sinne von Goethes Oma. Die nämlich brutzelte schon vor dreihundert Jahren an gleicher Stelle für die Spaziergänger aus Hibbdebach und Dribbdebach. Auch unter dem Namen „Weidenhof“. Die Hundertschaften geladener Gratulanten am gestrigen Abend müssen sich allerdings erst mal mit Mozzarella-Kügelchen und Thunfisch-Créme auf Gurke begnügen. Macht nix. Alle sind gut drauf, auch ich, denn endlich sind sie vorbei, die nervenaufreibenden wochenlangen Bauarbeiten, die zu einem täglichen Spießrutenlaufen auf der Zeil und kilometerlangen Fußgängerstaus geführt haben. Und vorbei ist’s vielleicht auch mit den Querelen unter Frankfurts Szene-Gastronomen, wem das wohl am heißesten begehrte Fleckchen der Stadt denn nun zusteht. Beim ultimativen Du-auch-hier-Bussi-Hallo-lang-nicht-mehr-gesehen-Gipfel ist das jedoch erst mal kein Thema. Ardi Goldmann, verprellter Baulöwe und Gastronom, ist der herzlichen Einladung ferngeblieben. „Der Ardi hat in Hamburg einen Termin, sonst wäre er natürlich da“, versichert einer der beiden Chefs. „Wir haben einfach das beste Konzept, nur deshalb haben wir den Zuschlag bekommen.“ Nix da, von wegen Vetternwirtschaft oder sonstigem Geklüngel. Das Interieur: ein Mix aus Sitzbänken im Club-Sofa-Stil, korbgeflochtenen Sesseln und Massivholz-Designerstühlen. Mein Fazit: Hier lässt sich chillen. Besonders nach der dritten Sektflöte. Aber die macht auch wehmütig. Wo ist es hin, mein altes Frankfodd? Wer erinnert sich heute noch an die Kurzwarenabteilung bei M. Schneider, in Zeiten von Mega-Shopping-Centern und Schwedischen Textildiscountern. Oder an Schmuckkästchen des Wirtschaftswunders, wie das alte Café Mozart? Wenigstens letzteres hat die Zeiten von Neo-Liberalismus und Edel-Bistros überlebt. Und auf plüschigen Sofas schmeckt mir die Grüne Soße einfach viel besser als auf schmalen Designer-Stühlen. Aber das werdet ihr wahrscheinlich nie verstehen. Denn Ihr geht mit der Zeit, Ihr Ardis, Mos und Sadis, Frankfurts Banker und Werber wollen schließlich standesgemäß verköstigt werden. In diesem Sinne: Viel Erfolg.
12. November 2009, 18.45 Uhr
Jasmin Takim
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