Frank Diedrich betreibt seit drei Jahren den kleinen, feinen Musikclub Das Bett in Sachsenhausen. Ein Interview über Höhen und Tiefen.
JOURNAL FRANKFURT: Am ersten Septemberwochenende wird an zwei Abenden 3 Jahre Das Bett gefeiert. Was gibt es neben dem Durchhaltevermögen in Sachsenhausen noch zu feiern?
Frank Diedrich: Die Entwicklung in den letzten drei Jahren war tatsächlich sehr positiv. Die Besucherzahlen stiegen und steigen immer noch. Das liegt wohl auch daran, dass das Programm vielfältiger geworden ist. Am Anfang war lag der Schwerpunkt bei Indie und Singer/Songwriter. Heute gibt es auch mehr Bands aus den Bereichen Underground, 60’s-Garage, Funk und Ska. Natürlich liegt es auch der an der Kontinuität der Programmarbeit und vielen guten Konzerten. Auch der Ärger mit denAnwohner hat nachgelassen. Trotzdem gibt es manchmal noch Beschwerden, weil Besucher zum Rauchen auf der Straße stehen. Deshalb bleibt immer auch die Angst im Rücken: tritt das Ordnungsamt gleich wieder auf den Plan? Und das in Alt-Sachsenhausen ...
Und trotz all der Querelen hast Du durchgehalten dribbdebach ...
Sachsenhausen könnte richtig klasse werden, wenn die Politik der Stadt nicht den Zuzug ambitionierter Projekte behindern würde mit dem ihrem Rahmenplan, der beinhaltet das Viertel zu beruhigen, mehr Wohnraum zu schaffen. Das Viertel ist als Wohn-Mischgebiet ausgewiesen, das heißt es muss ab 22 Uhr ruhig sein. Dabei könnte es ganz anders sein: Ein lebendiges Nebeneinander von Ballermann und Apfelwein, Kleinkunst, Szene-Bars, Live-Musik, Kunst etc. wäre möglich. Ich würde gerne dort bleiben, wenn die Stadt diese Entwicklung fördern würde. Nicht zwangsläufig im jetzigen Bett, aber es gibt durchaus noch größere, freie Locations in Alt-Sachs, an die ich mich wegen der jetzigen Situation in Sachsenhausen aber nicht rantraue. Ich hätte so viele Ideen für dieses Viertel. Und andere sich auch. Aber ...
Wie setzt sich Das Bett mit seinem Programm von anderen Clubs in Frankfrut ab?
Wie setze ich mich von anderen Clubs ab? Eigentlich will undkann ich das nicht beurteilen. Das können andere besser. Aber wenn es sein muss: Ich denke es gibt keinen Club in der Stadt oder in der weiteren Umgebung, der so viele gute Konzerte anbietet. Die meisten anderen Clubs – na ja, es gibt ja wirklich wenige Live-Musik-Clubs in Ffm – setzen eher auf Partys. Ich habe in den drei Jahren natürlich auch gemerkt, dass Partys wichtig sind, um zu überleben und biete in diesem Bereich jetzt viel mehr an als früher. Was mich auch ein bisschen frustriert – weil ich mich frage, warum es immer noch vorkommt, dass ein saugutes Konzert im Bett ist und trotzdem kaum einer da ist, weil in dem oder jenem Club eine angesagte Party läuft ... Zum Thema Konzerte und Frankfurt: ich habe oft Bands im Bett, die in anderen Städten 500 Leute ziehen, in Frankfurt kommen nur 100 oder weniger. Diese Bands sind recht froh, dass es einen kleinen Laden hier gibt, um auch in der „Weltstadt" auftreten zu können-. Das ist schon verrückt. Manchmal wundern sich Leute, warum die eine oder andere tolle Band im kleinen Bett spielt.
Es spielen auffällig viele neue, junge Bands und auch Local Heroes im Bett ...
Newcomer bzw. Bands aus der Region sind ein großes Thema bei uns: kein Club im weiteren Umkreis bietet regionalen Bands so viele Auftrittsmöglichkeiten. Circa 1/4 aller Bands, die im Bett spielen, sind Bands aus Frankfurt und Umgebung. Ich finde es wichtig, dass diese Bands eine Chance bekommen, sich mit ihrer Mucke zu präsentieren. Es gibt ja kaum Möglichkeiten für sie. Und manchmal bin ich dabei sogar Entdecker und das sehr gerne.
Es kann ja nicht schaden, mal zu überschlagen, wie viel Bands in den letzten drei Jahren im Bett gespielt haben ...
Ja, stimmt. Es waren in den drei Jahren circa 800 Konzerte, die im Bett stattgefunden haben. Dazu noch Lesungen und diverse andere Sachen. Apropos: Lesungen waren immer wichtig im Bett und werden ab September immerhin 1x pro Monat im Bett stattfinden.
Welches waren für Dich die absoluten Highlights auf Deiner Bühne?
Sorry, dazu kann ich wenig sagen. Es gab eigentlich zu viele. Jeder Abend ist letztendlich ein Highlight, wenn die Gäste und die Band mit einem guten Gefühl nach Hause gehen. Und diese Abende gab es zu Genüge. Ansonsten würde ich mir wieder einen anderen Job suchen.
Oft hieß es, das Bett stünde vor dem Aus wegen der beschriebenen Probleme... Das Thema Umzug ist schon lange akut ...
Ich suche immer noch, weil die Situation in Alt-Sachs wie beschrieben schwierig ist und es jederzeit passieren kann, dass Sense ist. Nicht nur wegen der "Lautstärke", sondern weil die Gäste auf der Straße stehen, um zu rauchen. Auch nach der (vorübergehenden) Lockerung des Rauchverbots wird im Bett nicht geraucht bis das Konzert zu Ende ist. Erst kürzlich habe ich in der FR gelesen, dass die Bar Nord deswegen Probleme mit den Anwohnern (und in Folge mit dem Ordnungsamt -beiAndrohung eines Konzessionsentzugs) bekommen hat, weil sie Betreiber nicht wollen, dass in der Kneipe geraucht wird und die Gäste deswegen auf der Straße stehen.
Wohin zieht es Das Bett denn?
Also: ich suche und werde finden. Wenn sich die von der Stadt vorgegebenen Rahmenbedingungen ändern, würde ich auch wie gesagt in eine größere Location in Alt-Sachsenhausen umziehen. Denn die gibt es ja wirklich. Da es aber nicht so aussieht, als würde sich an dieser Front was bewegen, geht es wohl in Richtung Innenstadt.
Wie sollte der neue Laden beschaffen sein?
Mein Traum wäre eine Location, die "größere" Bands bewältigen kann, die ansonsten in Frankfurt nicht spielen. Dazu noch ein kleiner Raum in eben dieser Location, der das intime Bett-Feeling weiterhin garantiert. Ich denke das wird klappen. Das hängt natürlich auch davon ab, ob die Stadt mitzieht. Da wünsche ich mir öfters mal ein offenes Ohr beim Kulturamt.