Lena Liebkind startet gerade als Comedian richtig durch. Im Februar ist sie bei „TV Total“ zu sehen. Hier erzählt sie, warum es so wenige Frauen in der Szenen gibt und was man tun muss, um Erfolg zu haben.
Christina Weber /
Comedy ist eine Männerdomäne. Die weiblichen Superstars der Szene kann man an einer Hand abzählen. Carolin Kebekus, Anke Engelke, Cindy aus Marzahn... Dann wird es auch schon eng. Der neue, weibliche Superstar könnte tatsächlich aus Frankfurt kommen – Lena Liebkind ist auf dem Weg nach ganz oben. Gerade hat sie den „Nightwash Talent Award“ gewonnen, eine Veranstaltungsreihe ins Leben gerufen und ihr eigenes Comedy-Trio gegründet. Außerdem ist die 29-Jährige im Februar bei Stefan Raabs Erfolgsshow „TV Total“ zu sehen.
Begonnen hat alles 2009 beim Poetry Slam in der Fachhochschule Frankfurt. Dort testete Liebkind erstmals ihre eigenen Texte. Die sind sehr ehrlich und drehen sich um ihr Leben. Hauptthemen: Essen, die ukrainische Herkunft sowie ihr fehlender Tussi-Faktor, den viele weibliche Landsleute mitbringen. „Ich glaube, ich habe direkt beim ersten Mal gewonnen. So genau weiß ich das aber gar nicht mehr“, erzählt Liebkind bescheiden. Dabei muss sie alles andere als bescheiden sein. Schließlich gewann sie so gut wie alle Wettbewerbe, zu denen sie antrat. Darunter auch der Contest „Frischfleischcomedy im zakk“. Damit ist Liebkind nun stolze Trägerin der „Hackfresse 2014“. Als Ritterschlag empfinde sie aber erst den Nightwash-Award. „Das ist schon der absolute Hammer.“
Warum aber sind Frauen so unterrepräsentiert, wenn es ums Witze reißen geht? „Ich glaube, es liegt daran, dass viele zu eitel sind. Das hat bei Comedy nichts verloren. Hier muss man Mut zur Hässlichkeit haben“, sagt Liebkind. Tatsächlich spiele bei ihr das Aussehen keine Rolle, wenn sie auf der Bühne steht. Dabei ist die Frankfurterin eine sehr hübsche Frau - groß, rothaarig und selbstsicher.
Dennoch, auch ohne Eitelkeit machte Liebkind bereits die Erfahrung, vor der sich wohl alle Comedians fürchten: totale Stille im Publikum. „In solchen Momenten verlasse ich meinen Körper und schaue mir selbst beim Arbeiten zu. Aber man muss es dann einfach durchziehen.“ Das beste Gegenmittel sei schlicht die Übung. Seit ihren Anfängen als Comedian habe sie viel auf sich genommen, sei mindestens drei Mal die Wochen zu einem Auftritt gependelt. „Da fährt man schon mal zweieinhalb Stunden nach Nürnberg, nur für zehn Minuten.“ Ohne diesen Einsatz gehe es aber nicht. „Das ist ein riesiges Haifischbecken voller Newcomer.“ Als Newcomer kann man Liebkind aber nicht wirklich bezeichnen. Inzwischen ist sie hauptberuflich freischaffende Künstlerin. Das hat sie einem glücklichen Timing zu verdanken. Ihr Arbeitsvertrag bei einer Marketing-Firma lief ein paar Tage vor der Verleihung des Nightwash-Awards aus. Vom Erfolg beflügelt suchte sie sich keine neue Anstellung.
Neben ihren Auftritten organisiert Liebkind, gemeinsam mit dem Singer/Songwriter Ivan Hruska, auch jeden ersten Mittwoch im Orange Peel die Reihe „Kunst gegen Bares“. Hier haben acht Künstler je zehn Minuten Zeit, das Publikum zu überzeugen. Die Gäste geben Jedem so viel Geld, wie der ihrer Meinung nach verdient hat. Auch Liebkind hat das Format – das es auch in vielen anderen Städten gibt – schon selbst erprobt. „Mal bin ich mit 3,50 Euro nach Hause gegangen, ich hatte aber auch schon 170 Euro in der Tasche“, berichtet sie.
Hruska wird die Abenden im Orange Peel künftig öfter ohne Liebkind bestreiten müssen, denn es warten nicht nur viele Auftritte, die durch Nightwash zustande kamen. Wie etwa der Besuch bei "TV Total", der Mittel Februar ansteht. Auch wird sie mit dem „Red Pack“ unterwegs sein. Das ist das neues Trio, besehend aus ihr und zwei weiteren Comedians – die ebenso groß und rothaarig wie Liebkind.