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Caricatura Museum ehrt großen Frankfurter

Bei Tabuthemen kannte Halbritter kein Pardon

Die Illustrationen Kurt Halbritters zierten die FAZ, die Frankfurter Rundschau, selbst Binding-Bierdeckel. Legendär waren seine Zeichnungen im Satiremagazin „pardon“. Das Caricatura widmet dem Frankfurter eine Ausstellung.
In einer umfangreichen Werkschau huldigt das Caricatura Museum dem vielseitigen Oeuvre des Frankfurter Illustratoren und Karikaturisten Kurt Halbritter, der am 22. September 90 Jahre alt geworden wäre. „Diese Ausstellung hat viel mit den Wurzeln dieses Hauses zu tun“, sagt Museumsleiter Achim Frenz. Ob als Illustrator für die Frankfurter Allgemeine Zeitung oder die Frankfurter Rundschau, als Gestalter von Werbemitteln für Binding oder als Buchautor, etwa der – anlässlich der Ausstellung im Verlag VitoLibro neu aufgelegten – Bücher „Adolf Hitlers mein Kampf“ und „Tier- und Pflanzenwelt“ – Halbritter war eine Klasse für sich, wurde aber, wie Frenz sagt, durch seinen frühen Tod während einer Irlandreise im Jahr 1978 auch zu schnell wieder vergessen. „Wir wollen ihn wieder ans Licht der Öffentlichkeit bringen“.

Halbritter gehörte neben Chlodwig Poth und Hans Traxler von Anfang an zu den Zeichnern der 1962 gegründeten literarisch-satirischen Zeitschrift „pardon“ und noch heute gibt es in Frankfurt richtige Halbritterfans, was sich nicht zuletzt in Form der Rödelheimer Bürgerinitiative, die laut Frenz eine Straße oder einen Platz nach Halbritter benennen lassen möchte, bemerkbar macht. „Auch wenn Halbritter vor 36 Jahren verstorben ist, so ist sein Werk noch immer hochaktuell“ sagt der Museumsleiter über den einstigen Schüler der Illustration und Gebrauchsgrafik an der heutigenHochschule für Gestaltung in Offenbach.

Nach seinem Einsatz bei der deutschen Kriegsmarine im 2. Weltkrieg war Halbritter bis 1948 in englischer Kriegsgefangenschaft. Der Krieg und seine Folgen hatte sein Schaffen stark beeinflusst. 1954 erschien Halbritters erstes Buch „Disziplin ist alles“, ein kritischer Kommentar zur Wiederbewaffnung. 1968 erschien „Adolf Hitlers Mein Kampf“, in dem Halbritter die deutsche Gesellschaft in der Zeit des Nationalsozialismus karikierte. „Rassismus oder Frauenfragen. Halbritter nahm nie ein Blatt vor den Mund, er war verspielt und politisch, schaute pointiert aber spitz den Bewohnern seiner Heimatstadt aufs Maul“, sagt Evelyn Brockhoff, Leiterin des Instituts für Stadtgeschichte, das den Nachlass Halbritters verwaltet und durch Leihgaben die aktuelle Ausstellung erst möglich machte.

Zuletzt hatte Robert Gernhardt 1999 gemeinsam mit dem Institut für Stadtgeschichte eine Ausstellung zu Halbritter unter dem Namen „Mann unter Strom“ im Karmeliterkloster realisiert. 15 Jahre später zeigt das Caricatura in einer noch umfassenderen Schau nicht nur Gernhardts Auswahl im Erdgeschoss, sondern vieles mehr auf der Galerie. „142 Blatt und 90 Rahmen und ein Film, sowie 115 Blatt sowie Binding-Werbematerial und 20 Bierdeckel auf der Galerie“, rasselt Frenz die beeindruckende Zahl an Exponaten herunter. Und nicht nur all das kann jetzt bestaunt werden, auch die Hängung der Dauerausstellung wurde aus Anlass der neuen Schau neukonzipiert. Ein Besuch des Caricatura Museums könnte sich also doppelt lohnen.

>>Die Ausstellung „Kurt Halbritter“ ist vom 14. August bis zum 16. November im Caricatura Museum, Weckmarkt 17, zu sehen. Di–So 10–18, Mi 10–21 Uhr, Eintritt: 6 Euro, ermäßigt: 3 Euro. Die Eröffnung findet am 13. August ab 18 Uhr statt.




Im Bild sehen Sie das unveröffentlichte Werk "Venus im Tümpel" (1963)
 
Fotogalerie:
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13. August 2014, 11.37 Uhr
Nicole Brevoord
 
 
 
 
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