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Caricatura Museum
Von Kanzlerbirnen, Bananengurken und inkontinenten Päpsten
Vom 3. Oktober 2019 bis 2. Februar 2020 findet anlässlich des 40. Geburtstages des Satiremagazins Titanic die „Endgültige Titel-Ausstellung“ statt. Zu sehen gibt es neben zahlreichen Hefttiteln auch Requisiten aus der Titanic-Redaktion und die verbotenen Ausgaben.
Überlebensgroß hängt das wohl bekannteste Titelbild der Titanic im Erdgeschoss der Ausstellung: Eine Frau, unter Freudentränen eine wie eine Banane geschälte Gurke in der Hand haltend, darunter die Schlagzeile „Zonen-Gaby im Glück: Meine erste Banane“. Das Motiv der Zonen-Gaby wird 30, die Titanic 40. Es ist kein Zufall, dass das Satiremagazin, das sich die endgültige Teilung Deutschlands zum Ziel erklärt hat, seine Ausstellung am Vorabend des 3. Oktober eröffnet. „Die Ausstellung orientiert sich am Satirestaat DDR“, erklärt Kurator und Ex-Chefredakteur der Titanic Tim Wolff. So hängen im Erdgeschoss der Ausstellung zahlreiche vergrößerte Titelbilder der Titanic rund um das Thema Wiedervereinigung und deren Folgen. In einer Vitrine liegen Requisiten der Titelbilder: Die angebliche Originalgurke ebenso wie eine Gießkanne und gelbe Gummistiefel, die denen gleichen, die auf dem Titel „Aufatmen in Deutschland: Die Mauer wächst nach“ zu sehen sind. Darunter befinden sich bildliche Objektdarstellungen der „Waffen der Satire“ von Leonard Riegel, etwa der „Finger in der Wunde“ oder die „heitere Lupe“. Lediglich die „Nazikeule“ sei nicht dabei, sie befände sich in einem Tresor in der Titanicredaktion, witzeln Tim Wolff und Titanic-Chefredakteur Moritz Hürtgen.
Auf dem Zwischendeck reihen sich hüfthohe Glaskästen aneinander. Darin liegen Titanic-Originalausgaben. Teilweise sind sie mit Hinweisschildern versehen, teilweise für sich selbst sprechend. Einige Glasvitrinen sind mit einem Stück dunklem Filz und der Aufschrift „verboten“ abgedeckt. Darunter befinden sich die verbotenen Ausgaben des Magazins, etwa das Heft mit Kurt Beck auf dem Titel und der Schlagzeile „Problembär außer Rand und Band: Knallt die Bestie ab“. 38 Ausgaben wurden im Laufe der Zeit verboten. Damit sei die Titanic „die verbotenste Zeitschrift Deutschlands“, konstatiert Caricatura-Chef Achim Frenz. An der Wand hängen einige Titelbilder mit den dazugehörigen Reaktionen. Das Cover aus dem Jahr 2012, das Papst Benedikt mit einem Urinfleck auf der Soutane zeigt, liegt zusammen mit dem Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung einer Anwaltskanzlei und Protestschreiben der katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands und einigen Einzelpersonen.
Im ersten Stock der Ausstellung werden einige Titelbilder zusammen mit ihren Inspirationsquellen gezeigt, etwa eine Titelseite des Sterns von 1983 zur Entdeckung der Hitlertagebücher. Die Titanic titelte daraufhin in ihrer Juniausgabe desselben Jahres „Hitler entdeckt“. Eine Zeitschrift mit Natascha Kampusch auf dem Cover inspirierte die Titanic-Redakation zum Titelbild ihrer Oktoberausgabe von 2006. Es zeigt Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit dem gleichen violetten Haarband, wie es Natascha Kampusch trug und der Schlagzeile „Kohls Mädchen packt aus! ,ich musste Kanzler zu ihm sagen‘“. Ein Stück weiter befindet sich eine Selfiestation: Die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung können sich hier als Teil berühmter Titelbilder fotografieren, wie etwa als Helmut Kohl vom Cover der Aprilausgabe 1992 mit der Schlagzeile „Wiedervereinigung ungültig: Kohl war gedopt“.
Eine Kontinuität in 40 Jahren Titanic stellen die Vignetten von Hilke Raddatz dar – sie lassen sich seit der ersten Ausgabe 1979 in der Titanic finden. 3 000 von ihnen wurden für die Ausstellung digitalisiert und werden in einer Videopräsentation gezeigt. Zentrales Element der Ausstellung sind jedoch die vielen gezeigten Titelbilder. Auch im Treppenhaus des Leinwandhauses, in dem sich die Caricatura befindet, sind zahlreiche Titelbilder zu sehen: Helmut Kohl, wahrscheinlich das Lieblingsmotiv der Titanicmacher, aber auch Gerhard Schröder und Angela Merkel.
Schon im Vorfeld sorgte die Ausstellung in Frankfurt für Aufregung: Die Ausstellungsmacher wollten eine Pappnachbildung des Ausstellungslogos, eine Gurke, die wie eine Banane geschält in der Mitte eines Ährenkranzes abgebildet ist, an einem Kran der Dombaustelle hochziehen und illuminieren lassen. Kirchendezernent Uwe Becker (CDU) untersagte dies. Achim Frenz sieht hierin einen Eingriff in die Freiheit der Kunst.
>> Die endgültige Titel-Ausstellung, 3.10.2019 bis 2.2.2020, Caricatura-Museum, Weckmarkt 17, , Di-So 11 - 18 Uhr, Mi 11 -21 Uhr, Eintritt 6 € /3 € ermäßigt / freier Eintritt für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren, weitere Infos unter www.caricatura-museum.de
Auf dem Zwischendeck reihen sich hüfthohe Glaskästen aneinander. Darin liegen Titanic-Originalausgaben. Teilweise sind sie mit Hinweisschildern versehen, teilweise für sich selbst sprechend. Einige Glasvitrinen sind mit einem Stück dunklem Filz und der Aufschrift „verboten“ abgedeckt. Darunter befinden sich die verbotenen Ausgaben des Magazins, etwa das Heft mit Kurt Beck auf dem Titel und der Schlagzeile „Problembär außer Rand und Band: Knallt die Bestie ab“. 38 Ausgaben wurden im Laufe der Zeit verboten. Damit sei die Titanic „die verbotenste Zeitschrift Deutschlands“, konstatiert Caricatura-Chef Achim Frenz. An der Wand hängen einige Titelbilder mit den dazugehörigen Reaktionen. Das Cover aus dem Jahr 2012, das Papst Benedikt mit einem Urinfleck auf der Soutane zeigt, liegt zusammen mit dem Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung einer Anwaltskanzlei und Protestschreiben der katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands und einigen Einzelpersonen.
Im ersten Stock der Ausstellung werden einige Titelbilder zusammen mit ihren Inspirationsquellen gezeigt, etwa eine Titelseite des Sterns von 1983 zur Entdeckung der Hitlertagebücher. Die Titanic titelte daraufhin in ihrer Juniausgabe desselben Jahres „Hitler entdeckt“. Eine Zeitschrift mit Natascha Kampusch auf dem Cover inspirierte die Titanic-Redakation zum Titelbild ihrer Oktoberausgabe von 2006. Es zeigt Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit dem gleichen violetten Haarband, wie es Natascha Kampusch trug und der Schlagzeile „Kohls Mädchen packt aus! ,ich musste Kanzler zu ihm sagen‘“. Ein Stück weiter befindet sich eine Selfiestation: Die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung können sich hier als Teil berühmter Titelbilder fotografieren, wie etwa als Helmut Kohl vom Cover der Aprilausgabe 1992 mit der Schlagzeile „Wiedervereinigung ungültig: Kohl war gedopt“.
Eine Kontinuität in 40 Jahren Titanic stellen die Vignetten von Hilke Raddatz dar – sie lassen sich seit der ersten Ausgabe 1979 in der Titanic finden. 3 000 von ihnen wurden für die Ausstellung digitalisiert und werden in einer Videopräsentation gezeigt. Zentrales Element der Ausstellung sind jedoch die vielen gezeigten Titelbilder. Auch im Treppenhaus des Leinwandhauses, in dem sich die Caricatura befindet, sind zahlreiche Titelbilder zu sehen: Helmut Kohl, wahrscheinlich das Lieblingsmotiv der Titanicmacher, aber auch Gerhard Schröder und Angela Merkel.
Schon im Vorfeld sorgte die Ausstellung in Frankfurt für Aufregung: Die Ausstellungsmacher wollten eine Pappnachbildung des Ausstellungslogos, eine Gurke, die wie eine Banane geschält in der Mitte eines Ährenkranzes abgebildet ist, an einem Kran der Dombaustelle hochziehen und illuminieren lassen. Kirchendezernent Uwe Becker (CDU) untersagte dies. Achim Frenz sieht hierin einen Eingriff in die Freiheit der Kunst.
>> Die endgültige Titel-Ausstellung, 3.10.2019 bis 2.2.2020, Caricatura-Museum, Weckmarkt 17, , Di-So 11 - 18 Uhr, Mi 11 -21 Uhr, Eintritt 6 € /3 € ermäßigt / freier Eintritt für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren, weitere Infos unter www.caricatura-museum.de
2. Oktober 2019, 13.24 Uhr
Nathanael Reuter
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Text: Katharina J. Cichosch / Foto: © Lebohang Kganye, Ke bala buka ke apere naeterese II, 2013
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