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Caricatura Museum Frankfurt
Lügenbären, Zamonien-Monster und Killerpinguine
Neben einer umfangreichen Walter Moers-Ausstellung aus Comicseiten, Trickfilmen und plastischen Figuren präsentiert das Caricatura Museum Frankfurt noch die Ergebnisse der Kasseler Sommerakademie.
Manchmal kann man in Bücherschränken jenseits von Druckwerken reif für die Papiertonne noch Entdeckungen machen. So hielt der Autor dieser Zeilen vor kurzem Walter Moers‘ erstes Kinderbuch „Die Schimauski-Methode“ von 1987 (Beltz & Gelberg Verlag) in den Händen: Bei den Interviews mit Professor Schimauski handelt es sich um Vorläufer von Käpt’n Blaubärs Lügenmärchen. Zuvor konnte der Meister des schnellen Strichs schon die bissigen Comicbände „Aha!“ und „Hey“ beim Frankfurter Eichborn Verlag unterbringen, doch „Schimauski“ entstand Jahre früher.
Käpt’n Blaubär wurde in der Caricatura-Ausstellung bewusst ausgelassen
Mit der Ausstellung in der Caricatura schließt sich der Kreis: Moers lebte eine Zeit lang in einer Frankfurter WG, wie sein Kontaktmann und Lektor Wolfgang Ferchl beim Ausstellungsrundgang berichtete. Dem Hessischen Rundfunk rechnete er es hoch an, Dirk Bach als ersten Sprecher für die Moers-Hörbücher verpflichtet zu haben. An seinem komödiantischen Talent mussten sich spätere Vorleser wie Andreas Fröhlich erst messen. In der „Caricatura“-Ausstellung findet sich der „Schimauski“-Band in einer Lizenzausgabe der Büchergilde Gutenberg neben den drei „Käpt’n Blaubär“-Büchern. Ansonsten habe man den blauen Seemann bewusst ausgelassen, sagte Dr. Christine Vogt von der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen. Hier gastierte die Ausstellung zuvor.
Absurd fand Wolfgang Ferchl den Umstand, dass der öffentlichkeitsscheue Künstler mit dem WDR um die Blaubär-Rechte verhandeln musste. Nachdem die Puppen- und Zeichentrick-Geschichten in der „Sendung mit der Maus“ politisch immer korrekter gerieten, eignete sich Moers seine Figur mit dem 700-Seiten-Roman „Die 13 ½-Leben des Käpt’n Blaubär“ wieder an. Damit legte er zugleich den Grundstein für die weiterhin populären, illustrierten Zamonien-Romane. An diesen Erfolg wollten anfangs viele nicht glauben.
Walter Moers in Frankfurt: von A wie „(kleines) Arschloch“ bis Z wie Zamonien
Die Frankfurter Version der Oberhausener Ausstellung präsentiert das Schaffen des Künstlers von ersten Schritten wie die Eichborn-Bücher mit dem respektlosen „kleinen Arschloch“, über absurde Cartoon-Geschichten, schwarzhumorige Splatter-Grotesken um einen mörderischen Pinguin (sowohl als Pantomimenstrip als auch Zeichentrickfilm auf einem Bildschirm), Attacken auf Kirche und Hitler sowie die verspielten Zamonien-Illustrationen/–Comics bis hin zu aktuellen Arbeiten.
Walter Moers sei ein großer Parodist, sagte Ferchl. Dies kann man nicht nur in den Gemälde-Parodien auf Meister wie Lichtenstein, Warhol oder Picasso erkennen, sondern ebenso in seinem letzten Buch „Das Eichhörnchen, das rückwärts leben wollte“. Von diesen Anti-Fabeln finden sich ebenso illustrierte Beispiele in der Caricatura-Schau. Es existiert ein umfangreicher Katalog.
Caricatura Museum Frankfurt: mehrere Ausstellungen in Einem
Gewissermaßen erhält man beim Besuch drei oder vier Ausstellungen in Einem: Kuratorin Stefanie Rohde und Leiter Martin Sonntag packen noch Illustrationen von Edward Gorey als Meister des Kuriosen und Gustave Doré als offenkundige Moers-Vorbilder dazu. Zudem werden die Ergebnisse der letzten beiden Sommerakademien der Komischen Kunst in Kassel im neu eingerichteten Salon des ersten Stocks gezeigt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beschäftigten sich auf vielfältige Weise mit vorgegebenen Themen wie „Waschbären beherrschen Kassel“.
Ins Auge fassen sollte man schon einmal die Führungen mit Wolfgang Ferchl am 24. April um 12 und 15 Uhr. Moers langjähriger Verleger kann manch detailreiche Anekdote zu dem zurückgezogenen Künstler beisteuern (dienstags bis sonntags, 11-19 Uhr, bis 15. Juni).
Mit der Ausstellung in der Caricatura schließt sich der Kreis: Moers lebte eine Zeit lang in einer Frankfurter WG, wie sein Kontaktmann und Lektor Wolfgang Ferchl beim Ausstellungsrundgang berichtete. Dem Hessischen Rundfunk rechnete er es hoch an, Dirk Bach als ersten Sprecher für die Moers-Hörbücher verpflichtet zu haben. An seinem komödiantischen Talent mussten sich spätere Vorleser wie Andreas Fröhlich erst messen. In der „Caricatura“-Ausstellung findet sich der „Schimauski“-Band in einer Lizenzausgabe der Büchergilde Gutenberg neben den drei „Käpt’n Blaubär“-Büchern. Ansonsten habe man den blauen Seemann bewusst ausgelassen, sagte Dr. Christine Vogt von der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen. Hier gastierte die Ausstellung zuvor.
Absurd fand Wolfgang Ferchl den Umstand, dass der öffentlichkeitsscheue Künstler mit dem WDR um die Blaubär-Rechte verhandeln musste. Nachdem die Puppen- und Zeichentrick-Geschichten in der „Sendung mit der Maus“ politisch immer korrekter gerieten, eignete sich Moers seine Figur mit dem 700-Seiten-Roman „Die 13 ½-Leben des Käpt’n Blaubär“ wieder an. Damit legte er zugleich den Grundstein für die weiterhin populären, illustrierten Zamonien-Romane. An diesen Erfolg wollten anfangs viele nicht glauben.
Die Frankfurter Version der Oberhausener Ausstellung präsentiert das Schaffen des Künstlers von ersten Schritten wie die Eichborn-Bücher mit dem respektlosen „kleinen Arschloch“, über absurde Cartoon-Geschichten, schwarzhumorige Splatter-Grotesken um einen mörderischen Pinguin (sowohl als Pantomimenstrip als auch Zeichentrickfilm auf einem Bildschirm), Attacken auf Kirche und Hitler sowie die verspielten Zamonien-Illustrationen/–Comics bis hin zu aktuellen Arbeiten.
Walter Moers sei ein großer Parodist, sagte Ferchl. Dies kann man nicht nur in den Gemälde-Parodien auf Meister wie Lichtenstein, Warhol oder Picasso erkennen, sondern ebenso in seinem letzten Buch „Das Eichhörnchen, das rückwärts leben wollte“. Von diesen Anti-Fabeln finden sich ebenso illustrierte Beispiele in der Caricatura-Schau. Es existiert ein umfangreicher Katalog.
Gewissermaßen erhält man beim Besuch drei oder vier Ausstellungen in Einem: Kuratorin Stefanie Rohde und Leiter Martin Sonntag packen noch Illustrationen von Edward Gorey als Meister des Kuriosen und Gustave Doré als offenkundige Moers-Vorbilder dazu. Zudem werden die Ergebnisse der letzten beiden Sommerakademien der Komischen Kunst in Kassel im neu eingerichteten Salon des ersten Stocks gezeigt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beschäftigten sich auf vielfältige Weise mit vorgegebenen Themen wie „Waschbären beherrschen Kassel“.
Ins Auge fassen sollte man schon einmal die Führungen mit Wolfgang Ferchl am 24. April um 12 und 15 Uhr. Moers langjähriger Verleger kann manch detailreiche Anekdote zu dem zurückgezogenen Künstler beisteuern (dienstags bis sonntags, 11-19 Uhr, bis 15. Juni).
7. Februar 2025, 15.45 Uhr
Gregor Ries
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