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Buchpreis 2019
„Herkunft“ ist Roman des Jahres
Viele hatten es schon vorher vermutet, seit gestern ist es offiziell: Sasa Stanisic hat für seinen Roman „Herkunft“ den Deutschen Buchpreis 2019 erhalten. In seiner Dankesrede findet er deutliche Worte zu der Vergabe des Literutnobelpreises an Peter Handke.
Es wurde sehr ruhig im Kaisersaal im Frankfurter Römer, als Sasa Stanisic, der frisch gekürte Gewinner des Deutschen Buchpreises 2019, ans Mikrofon trat, um seine Dankesrede zu halten. Stanisic, aufgrund einer schmerzhaften Schilddrüsenentzündung gesundheitlich sichtlich angegriffen, hatte schon in den vergangenen Tagen via Twitter seine Empörung über die Nobelpreisverleihung an Peter Handke kundgetan.
Um das zu verstehen, muss man die Biografie Stanisics betrachten: 1978 im bosnischen Visegrad als Sohn einer bosnischen Mutter und eines serbischen Vaters geboren, floh er 1992 mit seinen Eltern nach Deutschland und kam nach Heidelberg – ohne ein Wort Deutsch zu sprechen. Peter Handkes Parteinahme im Jugoslawienkrieg für die serbischen Nationalisten und für Slobodan Milosevic, dessen Grabrede Handke 2006 hielt, reicht für Stanisic tief in dessen literarisches Schaffen hinein.
„Es ist komisch“, sagte Stanisic in Frankfurt, „dass man sich die Wirklichkeit so zurechtlegt, dass sie nur noch aus Lüge besteht.“ Und weiter: „Ich stehe heute hier, weil ich das Glück hatte, dem zu entkommen, was Handke nicht beschreibt.“ Stanisics Buch „Herkunft“, das den mit 25 000 Euro dotierten Deutschen Buchpreis gewonnen hat, ist zum einen eine Hommage an seine verstorbene, demenzkranke Großmutter, mit deren Tod für den Autor auch die Erinnerung an seine Kindheit gestorben ist. Zum anderen ist „Herkunft“ eine kluge und trotzdem unterhaltsame Reflexion auf die Zufälligkeit von Nationalitäten und die Konstruktion von Identität. Eine kluge Entscheidung der Jury, die in den vergangenen Tagen nicht zuletzt aufgrund merkwürdiger öffentlicher Äußerungen der Wiener Buchhändlerin Petra Hartlieb unter öffentlichen Druck geraten war.
Um das zu verstehen, muss man die Biografie Stanisics betrachten: 1978 im bosnischen Visegrad als Sohn einer bosnischen Mutter und eines serbischen Vaters geboren, floh er 1992 mit seinen Eltern nach Deutschland und kam nach Heidelberg – ohne ein Wort Deutsch zu sprechen. Peter Handkes Parteinahme im Jugoslawienkrieg für die serbischen Nationalisten und für Slobodan Milosevic, dessen Grabrede Handke 2006 hielt, reicht für Stanisic tief in dessen literarisches Schaffen hinein.
„Es ist komisch“, sagte Stanisic in Frankfurt, „dass man sich die Wirklichkeit so zurechtlegt, dass sie nur noch aus Lüge besteht.“ Und weiter: „Ich stehe heute hier, weil ich das Glück hatte, dem zu entkommen, was Handke nicht beschreibt.“ Stanisics Buch „Herkunft“, das den mit 25 000 Euro dotierten Deutschen Buchpreis gewonnen hat, ist zum einen eine Hommage an seine verstorbene, demenzkranke Großmutter, mit deren Tod für den Autor auch die Erinnerung an seine Kindheit gestorben ist. Zum anderen ist „Herkunft“ eine kluge und trotzdem unterhaltsame Reflexion auf die Zufälligkeit von Nationalitäten und die Konstruktion von Identität. Eine kluge Entscheidung der Jury, die in den vergangenen Tagen nicht zuletzt aufgrund merkwürdiger öffentlicher Äußerungen der Wiener Buchhändlerin Petra Hartlieb unter öffentlichen Druck geraten war.
15. Oktober 2019, 10.31 Uhr
cs
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