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Bodo Kirchhoff nach der Verleihung des Buchpreises
„Ich bin ein gegenwartsbezogener Autor“
Bodo Kirchhoff hat für seinen Roman am Montagabend den Deutschen Buchpreis 2016 bekommen. Der gefragte Autor muss nun überall Rede und Antwort stehen - besonders auf der Buchmesse. Das Journal war dabei.
„In den letzten Tagen erreichte mich eine E-Mail von Leonie Palm, einer Hutmacherin aus Aachen“, erzählt Bodo Kirchhoff. So heißt auch die Protagonistin seines Romans „Widerfahrnis“, der diese Woche mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet wurde. Die Anekdote erzählt er auf der Buchmesse im Gespräch mit Sebastian Hammelehle, dem stellvertretenden Leiter des Siegel-Kulturressorts. Er habe der realen Leonie Palm daraufhin eine Ausgabe seines Romans geschickt.
Kirchhoff erzählt, dass er vor der Verkündung der Buchpreis-Jury versucht habe seine innere Balance zu halten. „Auch meiner Familie habe ich gesagt: Cool down“, sagt er. Als er schließlich ausgezeichnet wurde, habe sein erwachsener Sohn einen Ruf ausgestoßen. „Dieses Gefühl hat sich auf mich übertragen", sagt er. Er habe eine Nacht lang nicht geschlafen.
Das Wort für den Titel seines Romans sei ihm zum ersten Mal vor fünf Jahren begegnet. „Es ist ein starkes Wort. Da muss die Geschichte selbst kommen“, so Kirchhoff. Und das passiere nicht oft im Leben. Doch das bedeutet noch lange nicht, dass ihm Geschichten einfach zufliegen. Von jedem Roman schreibt er fünf bis sechs Fassungen. „Ich bin kein Schriftsteller, der eine Geschichte im Kopf hat und sie schreibt um seine Meinung zu illustrieren.“ Es sei ein langsamer Prozess.
Der Trubel um seine Person ist dem Schriftsteller nicht wirklich anzumerken. Er wirkt weder abgeschlagen, noch übermäßig aufgeregt. Ganz im Gegenteil hat er eine sehr wache und aufgeräumte Ausstrahlung. Während des ganzen Gesprächs ist er dem Publikum zugewandt.
Kirchhoff erzählt, dass seine Geschichte für „Widerfahrnis“ auf einem persönlichen Erlebnis fußt. Der Roman handelt von einem Verleger, der sich gemeinsam mit einer Hutmacherin auf eine Reise begibt. Sie führt beide bis nach Sizilien. Dort bricht das Glück über sie herein und gleichzeitig werden sie mit der Flüchtlingskatastrophe konfrontiert. Sie nehmen ein Mädchen bei sich auf.
Kirchhoff erzählt, dass er auch einmal mit seiner Frau in Catania einen Urlaub verbracht habe. Dort begegnete ihm ein bettelndes Mädchen. Er habe ihrüberraschend viel Geld gegeben und die Situation nicht ganz nachvollziehen können. Im Roman lotet der Erzähler seine eigenen Grenzen aus. Wo fängt in mir selber die Überforderung an? Er wollte die Geschichte der Flüchtlingskatastrophe auf einer einfachen, menschlichen Ebene erzählen. Dabei sieht sich Kirchhoff nicht als einen politischen Autor. Er schreibe lediglich über das was unübersehbar sei. „Ich bin ein gegenwartsbezogener Autor“, so Kirchhoff.
>> Kirchhoff liest am Freitag, den 21.10.2016, von 20 – 21 Uhr in den Römerhallen, Römerberg 23. Der Eintritt ist frei. Mehr Informationen unter www.openbooks-frankfurt.de
Eine detaillierte Beschreibung des Autors und seines neuen Romans „Widerfahrnis“ von unserem Literaturkritiker und dem diesjährigen Jurysprecher des Deutschen Buchpreises finden Sie hier.
Kirchhoff erzählt, dass er vor der Verkündung der Buchpreis-Jury versucht habe seine innere Balance zu halten. „Auch meiner Familie habe ich gesagt: Cool down“, sagt er. Als er schließlich ausgezeichnet wurde, habe sein erwachsener Sohn einen Ruf ausgestoßen. „Dieses Gefühl hat sich auf mich übertragen", sagt er. Er habe eine Nacht lang nicht geschlafen.
Das Wort für den Titel seines Romans sei ihm zum ersten Mal vor fünf Jahren begegnet. „Es ist ein starkes Wort. Da muss die Geschichte selbst kommen“, so Kirchhoff. Und das passiere nicht oft im Leben. Doch das bedeutet noch lange nicht, dass ihm Geschichten einfach zufliegen. Von jedem Roman schreibt er fünf bis sechs Fassungen. „Ich bin kein Schriftsteller, der eine Geschichte im Kopf hat und sie schreibt um seine Meinung zu illustrieren.“ Es sei ein langsamer Prozess.
Der Trubel um seine Person ist dem Schriftsteller nicht wirklich anzumerken. Er wirkt weder abgeschlagen, noch übermäßig aufgeregt. Ganz im Gegenteil hat er eine sehr wache und aufgeräumte Ausstrahlung. Während des ganzen Gesprächs ist er dem Publikum zugewandt.
Kirchhoff erzählt, dass seine Geschichte für „Widerfahrnis“ auf einem persönlichen Erlebnis fußt. Der Roman handelt von einem Verleger, der sich gemeinsam mit einer Hutmacherin auf eine Reise begibt. Sie führt beide bis nach Sizilien. Dort bricht das Glück über sie herein und gleichzeitig werden sie mit der Flüchtlingskatastrophe konfrontiert. Sie nehmen ein Mädchen bei sich auf.
Kirchhoff erzählt, dass er auch einmal mit seiner Frau in Catania einen Urlaub verbracht habe. Dort begegnete ihm ein bettelndes Mädchen. Er habe ihrüberraschend viel Geld gegeben und die Situation nicht ganz nachvollziehen können. Im Roman lotet der Erzähler seine eigenen Grenzen aus. Wo fängt in mir selber die Überforderung an? Er wollte die Geschichte der Flüchtlingskatastrophe auf einer einfachen, menschlichen Ebene erzählen. Dabei sieht sich Kirchhoff nicht als einen politischen Autor. Er schreibe lediglich über das was unübersehbar sei. „Ich bin ein gegenwartsbezogener Autor“, so Kirchhoff.
>> Kirchhoff liest am Freitag, den 21.10.2016, von 20 – 21 Uhr in den Römerhallen, Römerberg 23. Der Eintritt ist frei. Mehr Informationen unter www.openbooks-frankfurt.de
Eine detaillierte Beschreibung des Autors und seines neuen Romans „Widerfahrnis“ von unserem Literaturkritiker und dem diesjährigen Jurysprecher des Deutschen Buchpreises finden Sie hier.
20. Oktober 2016, 11.40 Uhr
Tamara Marszalkowski
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