Beswingter Cotton Club im Ostend

Wie Nelson Müller Frankfurter Seelen umarmt

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Am Freitagabend hat die neue Dinnershow „Cotton Club“ in einem Zeltpalast nahe der Hanauer Landstraße eröffnet. Der Sternekoch Nelson Müller verwöhnte die Gäste mit vier Gängen, einer Varietéshow und einer Gesangseinlage.

Nicole Brevoord /

Etwas versteckt liegt der Zeltpalast nahe der Hanauer Landstraße, der von außen recht unscheinbar daherkommt, von innen jedoch durch ein großzügiges Foyer und einen festlich hergerichteten Saal besticht. Große Kristalllüster hängen von der Decke herab, auf den weiß gedeckten Tischen brennen die Kerzen in silbernen Kandelabern. Es ist festlich im Cotton Club, eine Hommage an den gleichnamigen New Yorker Club in Harlem, dem in den 20er und 30er Jahren spätere Stars wie Louis Armstrong, Duke Ellington und Ella Fitzgerald entsprangen. Der Soulfan und durch das Fernsehen einem breiteren Publikum bekannte Sternekoch Nelson Müller versetzt die Frankfurter bis Ende Februar in eine beschwingte Stimmung und verwöhnt Gourmets mit einem Vier-Gänge-Menü, während das siebenköpfige Cotton Club Orchestra musikalisch einheizt und mehr als 40 Artisten auf einer laufstegähnlichen Bühne akrobatische Höchstleistungen vollführen. Viele der Künstler kennt man durch André Hellers Show „Afrika! Afrika!“. Die gezeigten Nummern jedoch sind völlig neu arrangiert und spektakulär.

Equilibristen, die ästhetisch und fast im Zeitlupentempo Menschenpyramiden bilden, begeistern ebenso wie ein junges Mädchen, das einer Schlange gleich ihre Gliedmaßen zu verbiegen vermag, dass man vor Bewunderung und der Vorstellung, das müsse doch schmerzen, hin und her gerissen ist. Doch der Künstlerin scheinen die Verrenkungen nichts auszumachen. ML Jordan wiederum erinnert äußerlich an Louis Armstrong und trägt zudem eine Trompete auf die Bühne. Diese aber setzt er nicht ein, dafür lässt seine ganz spezielle Stimme die Anwesenden glauben, Armstrong stehe persönlich auf der Bühne. Bei der Premiere am Freitagabend zeigten sich auch die eigens angereisten Fernsehmoderatorinnen Johanna Klum und Andrea "Kiwi" Kiewel begeistert. Andere mögen wiederum fasziniert von den sechs temperamentvollen Tänzerinnen gewesen sein, oder den Stepptanzdarbietungen oder den Artisten, die behände an Stangen hochklettern und daran Kunststücke vollziehen.

Zu diesem Augenschmaus serviert der 35-jährige Nelson Müller mit seinem Köcheteam ein ausgefallenes Vier-Gang-Menü. Die Vorspeise Fjordforelle „Mainhattan Style“ erweist sich dabei als recht übersichtlich arrangiert und portioniert. Dass ein Stück Forelle in Whiskey gebeizt wurde, merkt man nicht, dafür munden das Tatar in Apfelgelee und das Räuchertörtchen, umso besser. Die confierte Forelle mit Kaviar hätte aromatischer sein können, mit dem kleinen Reibeküchlein aber wird daraus eine runde Sache. Doch das Menü steigert sich, wie „Nelsons Chicken Tea“, eine im Glas servierte Perlhuhnessenz mit hauchzarten Maultaschen, kleinen Klößchen und grünem Spargel, beweist. Ein Hochgenuss ist dann der Hauptgang „Angusburger Inside out“, Filet und Burger vom Angus Rind mit Brioche und Variationen vom Mais mit Barbecue und Jus. Zarter kann Fleisch nicht sein. Dazu ein Glas Bordeaux und das Showprogramm – der Abend läuft. Nelson Müllers zu Beginn der Show eingestandene Nervösität ist völlig unbegründet.

Das abschließende Highlight der mehr als dreieinhalbstündigen Show ist das Dessert, das allen Schokoholics wie eine Verheißung vorkommen wird. “Chocolate Club“, Schokoladenvariation von der Grand Cru Virunga Schokolade. Besonders das Eis und die Mousse zergehen sanft auf der Zunge. Und dann, ganz zum Finale, haut Nelson Müller dann doch noch einen raus. Er lässt sich auf der Bühne für einen gelungenen Premierenabend umjubeln und setzt mit dem Song „Sunny“ und seiner schönen Soulstimme noch das Sahnehäubchen obendrauf. Am Ende des Abends kann man das Prinzip des aus Ghana stammenden Kochs nachvollziehen. „Essen soll nicht nur satt machen, sondern die Seele umarmen.“ Mit diesem wohligen Gefühl verlassen wir den Zeltpalast und empfehlen ihn gerne weiter.


>>Bis 28. Februar 2015, Ostend, Zeltpalast in der Ferdinand-Happ-Straße 2, Di-Sa 20/So 19 Uhr, Tickets ab 99 Euro

Nicole Brevoord
Nicole Brevoord
Jahrgang 1974, Publizistin, seit 2005 beim JOURNAL FRANKFURT als Redakteurin u.a. für Politik, Stadtentwicklung, Flughafen, Kultur, Leute und Shopping zuständig
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