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Barock am Main ist fein
Don Juan – Ein Schürzenjäger wird zum Schenkelklopfer
Michael Quast schaut seit Donnerstagabend als Don Juan im malerischen Garten des Bolongaropalasts den Rockzipfeln hinterher. Auch diese von Rainer Dachselt ins Hessische übersetzte Molière-Komödie weiß zu begeistern.
Barock am Main hat einen festen Platz im sommerlichen Terminkalender der Frankfurter bekommen, wobei, so wird Michael Quast nie müde zu erwähnen, zwei Drittel seines Publikums aus dem Umland stammt. Am gestrigen Donnerstag läutete der Schauspieler eine neue Runde im Reigen der hessischen Molière-Aufführungen ein und zur Premiere von „Don Juan“ kamen sie alle: von Stoffel- und Stalburg-Macher Michi Herl bis zum Kulturdezernenten Felix Semmelroth. Der Stargast jedoch war mit Sicherheit Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD), der gleich in den Begrüßungsworten Quasts mit aufgenommen wurde: „Ich weiß ja nicht auf wie vielen Premieren Sie schon waren. Barock am Main ist stolz, dass sie da sind.“ Und glaubt man der heiteren Miene des Stadtoberhauptes, so hat ihm die Premiere gefallen. Und nicht nur ihm, wie der tosende Applaus erkennen ließ.
Schon das Ambiente – die Pavillons mit Leckereien und Getränken im schönen Garten des Bolongaropalasts und das Gezwitscher der Vögel, die den Darstellern auf der Bühne gerne die Show stehlen möchten – ist ein Grund dafür, dem Stück wohlgesonnen zu sein. Das Ensemble, das äußerst viel Freude am Spiel zeigte, sowie Michael Quast als Schwerenöter Johann Watz von Waldacker mit halbspanischem Hintergrund und Matthias Scheuring als dessen Diener Schambes, die beide eine beachtliche Textmenge zu bewältigen haben, sind weitere Zutaten für einen heiteren Abend.
Don Juan, oder wie der Hesse sagt „Don Schuan“, hat es faustdick hinter den Ohren. Für ein amouröses Abenteuer würde er zur Not noch seine alten, datterigen Vater verkaufen (famos gespielt vom sich im asthmatischen Husten ergehenden Philipp Hunscha). Jeder Dame verspricht er die Ehe, gleich ob daheim noch eine andere Gemahlin auf ihn wartet. „Ich finde jede Schönheit hat ein Recht darauf von mir erobert zu werden. Ich bin der Alexander der Große der Liebe!“ 115 Adelsfräulein und 133 Bauernfräulein hat der Frankfurter Charmeur schon den Kopf verdreht, der davon empörte Diener führt akribisch über die Affären Buch. Klar, dass die Anzahl betrogener Damen und die noch nicht gezahlte Zeche in der Kneipe auf Dauer böses Blut bringt. Die zwei Brüder der betrogenen Gemahlin Elsbeth von Cronberg (gelegentlich etwas hysterisch gespielt von Judith Niederkofler) wollen die verlorene Ehre wiederherstellen, während Don Juan schon der schönen Henriette nach Rumpenheim folgt, um unterwegs zwei Bauerstöchtern den Kopf zu verdrehen. Doch da hat nicht nur der Bauernjunge Peterche mitzureden, es rühren sich auch Gespenster und der verstorbene Kommandant von Rumpenheim, den Don Juan einst ins Jenseits beförderte. Doch werden all diese Menschen und Wesen den unverbesserlichen, dreisten und eigentlich von Grund auf menschenverachtenden Don Juan zur Besinnung bringen? Eines ist klar: „Ein Don Juan flieht nicht, ein Don Juan erobert!“
Zwei Stunden lang, mit einer halbstündigen Pause dazwischen, erlebt das Publikum nicht nur die amourösen Abenteuer mit geschliffenen Dialogen und wunderbar hessischen Schimpfwörtern mit, es hört auch so ziemlich alle Nuancen des hessischen Sprachraums. Dass es bei der Premiere bei Quast und auch Scheuering ein paar Texthänger gab: das hätte peinlich sein können, wurde von beiden aber so meisterlich aufgefangen, als habe man ohnehin nur geplant, die Souffleuse dem Publikum vorzustellen. Im schelmenhaften Mienenspiel Quasts ließ sich zwar so mancher durchtriebener Gedanke erkennen, seine Pointen sitzen auch dank gutem Timings, jedoch mag man ihm dennoch nicht völlig abnehmen, dass ihm alle Frauen zu Füßen liegen. Dafür gelang es den elf Darstellern, die teilweise mehrere Rollen ausfüllen mussten, kleine Charaktere mit pulsierendem Leben zu erwecken. So sei hier das drollige Hutzelweibchen (gespielt von Alexander J. Beck) zu erwähnen, das prustend und keuchend den Don Juan anspricht und anwidert und auch der Bettler, gespielt von Sebastian Klein, überzeugt sofort. Derart liebevoll gestaltete Rollen machen Stücke erst rund und das ist hier gelungen, wenngleich der „Don Juan“ an manchen Stellen nicht ohne gewisse Längen auskommt. Sei es drum, ein spaßiger Abend ist auf jeden Fall garantiert.
Schon das Ambiente – die Pavillons mit Leckereien und Getränken im schönen Garten des Bolongaropalasts und das Gezwitscher der Vögel, die den Darstellern auf der Bühne gerne die Show stehlen möchten – ist ein Grund dafür, dem Stück wohlgesonnen zu sein. Das Ensemble, das äußerst viel Freude am Spiel zeigte, sowie Michael Quast als Schwerenöter Johann Watz von Waldacker mit halbspanischem Hintergrund und Matthias Scheuring als dessen Diener Schambes, die beide eine beachtliche Textmenge zu bewältigen haben, sind weitere Zutaten für einen heiteren Abend.
Don Juan, oder wie der Hesse sagt „Don Schuan“, hat es faustdick hinter den Ohren. Für ein amouröses Abenteuer würde er zur Not noch seine alten, datterigen Vater verkaufen (famos gespielt vom sich im asthmatischen Husten ergehenden Philipp Hunscha). Jeder Dame verspricht er die Ehe, gleich ob daheim noch eine andere Gemahlin auf ihn wartet. „Ich finde jede Schönheit hat ein Recht darauf von mir erobert zu werden. Ich bin der Alexander der Große der Liebe!“ 115 Adelsfräulein und 133 Bauernfräulein hat der Frankfurter Charmeur schon den Kopf verdreht, der davon empörte Diener führt akribisch über die Affären Buch. Klar, dass die Anzahl betrogener Damen und die noch nicht gezahlte Zeche in der Kneipe auf Dauer böses Blut bringt. Die zwei Brüder der betrogenen Gemahlin Elsbeth von Cronberg (gelegentlich etwas hysterisch gespielt von Judith Niederkofler) wollen die verlorene Ehre wiederherstellen, während Don Juan schon der schönen Henriette nach Rumpenheim folgt, um unterwegs zwei Bauerstöchtern den Kopf zu verdrehen. Doch da hat nicht nur der Bauernjunge Peterche mitzureden, es rühren sich auch Gespenster und der verstorbene Kommandant von Rumpenheim, den Don Juan einst ins Jenseits beförderte. Doch werden all diese Menschen und Wesen den unverbesserlichen, dreisten und eigentlich von Grund auf menschenverachtenden Don Juan zur Besinnung bringen? Eines ist klar: „Ein Don Juan flieht nicht, ein Don Juan erobert!“
Zwei Stunden lang, mit einer halbstündigen Pause dazwischen, erlebt das Publikum nicht nur die amourösen Abenteuer mit geschliffenen Dialogen und wunderbar hessischen Schimpfwörtern mit, es hört auch so ziemlich alle Nuancen des hessischen Sprachraums. Dass es bei der Premiere bei Quast und auch Scheuering ein paar Texthänger gab: das hätte peinlich sein können, wurde von beiden aber so meisterlich aufgefangen, als habe man ohnehin nur geplant, die Souffleuse dem Publikum vorzustellen. Im schelmenhaften Mienenspiel Quasts ließ sich zwar so mancher durchtriebener Gedanke erkennen, seine Pointen sitzen auch dank gutem Timings, jedoch mag man ihm dennoch nicht völlig abnehmen, dass ihm alle Frauen zu Füßen liegen. Dafür gelang es den elf Darstellern, die teilweise mehrere Rollen ausfüllen mussten, kleine Charaktere mit pulsierendem Leben zu erwecken. So sei hier das drollige Hutzelweibchen (gespielt von Alexander J. Beck) zu erwähnen, das prustend und keuchend den Don Juan anspricht und anwidert und auch der Bettler, gespielt von Sebastian Klein, überzeugt sofort. Derart liebevoll gestaltete Rollen machen Stücke erst rund und das ist hier gelungen, wenngleich der „Don Juan“ an manchen Stellen nicht ohne gewisse Längen auskommt. Sei es drum, ein spaßiger Abend ist auf jeden Fall garantiert.
2. August 2013, 11.12 Uhr
nb
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