Die Ausstellung im "Goethe und 'Rembrandt der Denker'" im Goethe-Haus stellt das Verhältnis des Dichters zu dem Künstler dar. Gezeigt werden etwa 90 Radierungen aus Weimar und Frankfurt. Darunter auch Werke von Goethe.
Lukas Gedziorowski /
Der Gelehrte mit Rauschebart steht in seinem engen Studierzimmer und schaut zum Fenster, wo ihm eine strahlende runde Scheibe entgegenleuchtet. Eine kryptische Inschrift ziert sie, doch ihre Bedeutung bleibt dunkel. Das Bild - eine Radierung von Rembrandt - trägt den Titel "Der praktizierende Alchimist". Oder auch einfach nur "Faust". Denn spätestens seit eine Adaption des Bildes von Johann Heinrich Lips als Titelkupfer für Goethes Erstdruck seines Faustfragments diente, ist das Bild eng mit der Tragödie verknüpft. Goethe dachte dabei an die Erdgeist-Szene.
Ebenso wie Goethe ein Leben lang an dem Faust-Stoff gearbeitet habe, habe er seine Beziehung zum niederländischen Maler Rembrandt gepflegt, sagt Anne Bohnenkamp-Renken, Direktorin des Freien Deutschen Hochstifts. Im Goethe-Haus zeigt die Ausstellung "Goethe und 'Rembrandt der Denker'", wie der Künstler das Universalgenie beeinflusst und begeistert hat. Rund 90 Radierungen sind zu sehen, die meisten aus der Graphischen Sammlung der Klassik Stiftung Weimar, einige auch aus den Beständen des Freien Deutschen Hochstifts in Frankfurt.
Die meist kleinformatigen Bilder fordern vom Betrachter, sie aus der Nähe zu betrachten. "Man kann nicht einfach daran vorbeigehen", sagt Kuratorin Petra Maisak. "Man muss sich darauf konzentrieren. Der Anblick kann einen meditativen Charakter haben." Die bewusst schlicht gehaltene Ausstellung soll nach Maisaks Angaben nicht von den Bildern ablenken und die Ruhe soll einen Gegensatz zum "marktschreierischen Trubel der Stadt" bilden.
Zu sehen sind die typischen Rembrandt-Motive: Genreszenen, von Bettlern, Bauern und Rattenfängern - denn der Künstler stellte gerne gesellschaftliche Außenseiter dar -, seine ausdrucksstarken Selbstbildnisse und Charakterstudien sowie biblische Darstellungen, darunter einige Weihnachtsbilder. Ein besonderes Beispiel für eine Christusszene ist "Die drei Kreuze" mit seiner für den Künstler charakteristischen Hell-Dunkel-Zeichnung. Die Radierung ist das wertvollste Stück der Schau.
Auch Goethe hat sich an den bildenden Künsten versucht. Die Ausstellung zeigt, wie sehr er sich dabei von Rembrandt beeinflussen ließ: etwa bei Landschaftsradierungen. Für Goethe war der niederländische Künstler das Äquivalent zum geschätzten Über-Autor Shakespeare - und damit eine Quelle der Inspiration. "Ich zeichne, künstle und lebe ganz mit Rembrandt", schrieb er als 25-jähriger Stürmer und Dränger. Goethe sammelte Radierungen des Künstlers und setzte sich mit seinen Werken theoretisch auseinander. In seinem Aufsatz "Rembrandt der Denker", den Goethe ein halbes Jahr vor seinem Tod schrieb, wird deutlich, wie sehr dessen Ansehen für Rembrandt gestiegen ist. Im Laufe des Lebens erkannte er, dass dessen Darstellungen nicht nur Gefühlstiefe und Naturnähe auszeichnen, sondern dass sie auch mit Leben erfüllt sind. >> Goethe und Rembrandt der Denker, Goethe-Haus, Großer Hirschgraben 23-25, bis 8. März. Öffentliche Führungen donnerstags 16.30 Uhr. Das Begleitheft zur Ausstellung kostet 7,50 Euro.