Sechs Monate überlebte das "Freiheit 2112" - jetzt steht der Club vor der Pleite. Nach einer Party rissen die Macher alles raus. Vermieter Ardi Goldman sagt zum Scherbenhaufen: "Schlimmer als ein Totalschaden."
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Die Erwartungen an den Club "Freiheit 2112" waren hoch - Marcus Rudloff und sein Team eröffneten ihn an einer traditionsreichen Location: Hanauer Landstraße 192, früheres Kesselhaus der Union-Brauerei, in der Club-Szene aber vor allem bekannt als Ort des legendären King Kamehameha. Ende 2013 machte das King Ka zu, im September 2014 ging die Freiheit 2112 an den Start. Einen Elektro-Club ohne Kompromisse versprach Herr Rudloff, der unter dem Namen Boogie Pimps und Mark J Klak ebenjene Spielart elektronischer Musik in die Welt trägt. Kein schlechter Name – doch kompromisslos war nun auch das Ende des Clubs.
Der klandestine Abriss Nach einer Party am Osterwochenende wurde die komplette Inneneinrichtung des Clubs herausgerissen, nicht nur Lautsprecher, Verstärker und ähnliches, sondern auch Verkabelungen, selbst die Notstromversorgung sei nicht mehr zu gebrauchen, sagt Vermieter Ardi Goldman. Er kam am Sonntagabend von einer Reise zurück, machte sich erst am folgenden Tag ein Bild: "Ich bin wirklich geschockt, so etwas habe ich noch nicht gesehen." Nicht nur der Besitz der Freiheit-Macher sei weggeschafft, sondern sämtliches Interieur zerstört worden (siehe auch die Fotogalerie unten). "Das ist schlimmer als ein Totalschaden, die Räume sind so nicht mehr zu nutzen." Ihn schmerze der Verlust auch deshalb, sagt Ardi Goldman, weil ein Stück Frankfurter Clubgeschichte unwiederbringlich verloren sei.
Warum das plötzliche Aus? Der Club soll von Anfang an nicht optimal gelaufen, das erwartete Publikum ausgeblieben sein. Dazu kamen, so berichten es mehrere Insider dem Journal Frankfurt, Geldprobleme: DJs, Mitarbeiter, Lieferanten seien nicht bezahlt worden. Marcus Rudloff selbst, der in seiner Heimatstadt Erfurt einen Club und eine Agentur betreibt, war für eine Stellungnahme bislang nicht zu erreichen.
Wie geht es weiter? Vermieter Ardi Goldman hatte indes bereits vor etlichen Wochen begonnen, nach möglichen Nachfolgern in der Frankfurter Clublandschaft zu fahnden. Wie er nun sagt: auch über diese Szene hinaus. Dort habe es gar fruchtbare Gespräche gegeben, die nun jedoch zum Scheitern verurteilt seien. "Ich weiß wirklich nicht, wie es nun weitergehen kann", sagt er. Im Moment habe er jedenfalls nicht die Zeit und die Kraft, den Laden wiederherzustellen. Der Hintergrund dafür: Der CargoCity-Prozess, ein Mammut-Verfahren, in dem der Immobilienmann angeklagt ist und das in diesen Tagen fortgesetzt wird. So wird das Kesselhaus, wird das frühere King Kamehameha erst einmal auf unbestimmte Zeit geschlossen bleiben.