Wer war Athena? Dem geht jetzt eine Ausstellung im Liebieghaus auf den Grund. Anhand von Objekten in zwölf Räumen wird die Geschichte dieser Göttin und Frau erzählt. Dabei kommt sie uns seltsam vertraut vor.
Tamara Marszalkowski /
Sie ging als Tochter eines Seitensprungs hervor und wurde im antiken Griechenland verehrt: Die Göttin Athena. Als Zeus seiner Frau Hera zum ersten Mal untreu wurde, ließ er sich auf Metis ein - der Urkraft der Intelligenz. Zeus erfuhr jedoch, dass sein Sohn ihn stürzen werde und seine Tochter ihm ebenbürtig sein werde. Also verschlang er die schwangere Metis und litt daraufhin unter Kopfschmerzen. Auf seinen Befehl hin zerschlug Hephaistos Zeus' Schädel und heraus kam Athena in voller Rüstung. So kam die Göttin zur Welt: Eine Kopfgeburt.
Das Liebieghaus gibt nun Einblick in die Bildwelt des antiken Athens und zeigt dessen Riten, Opfer, Prozessionen und Feste. Über 100 Leihgaben werden dazu im Liebieghaus gezeigt. Unter den Leihgebern sind große Häuser wie das British Museum, der Louvre und die Vatikanischen Museen. Anhand der Leihgaben wird die Geschichte der Göttin und ihres Sohnes Erechtheus erzählt. Geschichten der Antike, denen es an nichts fehlt: Sex, Drugs & Crime.
Das Leben von Erechtheus und seiner jungfräulichen Mutter, der Schutzgöttin und Namensgeberin einer der wichtigsten Städte der antiken Welt, wurde in großen Festen gefeiert. Diese bestimmten gar den Zyklus des attischen Jahres. Im Liebieghaus schickt seine Besucher räumlich durch die zwölf Monate des Kalenders, als hätte sich Athena die Veranstaltungen im Terminkalender eingetragen. Die Objekte zeugen und erzählen von diesen Festen und zeichnen ein Bild dieses intellektuellen Zentrums. Doch nicht nur in Riten und Prozessionen schrieb sich die Geschichte der Stadt ein. Auch andersherum prägten die Erzählungen um die Göttin Athena die Bildwerke der Stadt, also Skulpturen und Marmorbauten.
Der Mythos rund um Athena käme uns allerdings sehr vertraut vor, so Vinzenz Brinkmann, Kurator der Ausstellung. Die "Superwoman Athena", wie Brinkmann sie nennt, sei als Jungfrau Mutter geworden und ihr Sohn habe das Rad und den Wagen erfunden. Brinkmann freue sich, dass nach vielen Jahren intensiver Forschungsarbeit ein präziseres und besser verständliches Bild der Stadt Athen erarbeitet werden konnte. Denn "während die Ereignisse im Kampf um Troja vielen Menschen heute noch bekannt sind, fehlt es in der Öffentlichkeit oft an grundlegendem Wissen zur großen Stadtgöttin Athena und den "Märchen" Attikas, der bedeutendsten antiken Kulturlandschaft", so Brinkmann.
In zwölf Räumen werden im Liebieghaus die zwölf Monate des attischen Kalenders skizziert. Im Mittelpunkt der Räume stehen Objekte, die auf die Feste des jeweiligen Monats schließen. Die Feste liefern meist auch die Grundlage für den Monatsnamen. An den Wänden hingegen finden sich aufwendig gestaltete Bilder, Grafiken und bewegte Bilder. Sie sollen einen sinnlichen Eindruck der Feierlichkeiten dieser Zeit ermöglichen.
>>> "Athen. Triumph der Bilder", 4. Mai bis 4. September 2016, Liebieghaus Skulpturensammlung, Schaumainkai 71. Mehr Informationen unter www.liebieghaus.de.