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Abschaffel
Frankfurt liest ein zweites Buch
Im letzten Jahr war es Valentin Sengers "Kaiserhofstraße 12", das im Mittelpunkt der Veranstaltungsreihe "Frankfurt liest ein Buch" stand. Dieses Jahr führt Wilhelm Genazinos Abschaffel in die 70er-Jahre.
Im vergangenen Jahr widmete sich die Veranstaltungsreihe Frankfurt liest ein Buch Valentin Senger und seiner Geschichte der Kaiserhofstraße 12 (siehe JOURNAL 12/2010). Sie spielt zur Zeit des Nationalsozialismus. Diesmal geht es nicht ganz so weit in die Vergangenheit, es geht mit Wilhelm Genazinos Abschaffel-Trilogie zurück in die Jahre 1977 bis 1979. Wahnsinnsjahre. Deutscher Herbst. Walter Wallmann. PflasterStrand. Hochhausbau. U-Bahn-Tunnelgrabungen. Heute beginnt das Mammutprogramm mit einer Auftaktveranstaltung in der Nationalbibliothek - bis zum 15. Mai wird es über 50 weitere Lesungen und Aufführungen geben.
Wilhelm Genazinos Romanfigur Abschaffel ist Anfang 30, arbeitet Zeit seines Lebens als Angestellter im Büro einer Frankfurter Spedition und versucht der Sinnlosigkeit seines Tuns und dem Elend seiner Wohnung auf Streifzügen durch die Stadt zu entkommen.
Zwischen der (bereits ausgebuchten) Eröffnung am Montagabend in der Deutschen Nationalbibliothek mit Elisabeth Niggemann, Michael Krüger und Felix Semmelroth, bei der Michael Best, Roberto Cappelluti, Anne Chaplet, Eva Demski, Bernd Loebe, Nomi Naegele, Michael Quast, der Kulturdezernent und schließlich Wilhelm Genazino aus Abschaffel lesen, und dem Finale des Reigens am 15. Mai im Kammerspiel, wo der Magistrat seine Lesekunst unter Beweis stellen wird, reihen sich Kostbarkeiten. Sie werden im aktuellen Programm von Angehörigen verschiedenster Disziplinen und Institutionen aufgefädelt: Architekt, Archiv, Atelier, Autor, Arzt, Bank, Bar, Bibliothek, Buchhandel, Café, Galerie, Hospital, Journalist, Kirche, Kulturamt, Kurator, Literaturhaus, Moderator, Oberbürgermeisterin, Pädagoge, Politiker, Presse, Restaurant, Rundfunk, Schauspieler, Schöffling, Schriftsteller, Schule, Stadtbücherei, Stadtverwaltung, Stiftung, Theater, Universität, Verein, Verlag – und vor allem von Angehörigen der größten Gruppe: Lesende Bürger.
In „Frankfurt liest ein Buch e.v.“ verbünden sich Privatleute mit Hauptamtlichen des Frankfurter Literaturbetriebs. Deren Unterstützung eines großstädtischen Lesefests gehört zu ihrem Tagesgeschäft und war deshalb zu erwarten. Überraschender hat sich das wahre Kapital von Frankfurt angehäuft: Es liegt im Engagement der Leser, die zu Dutzenden eigene Veranstaltungen ausrichten, die von Tausenden besucht werden. Es beginnt wieder um ein Buch herum zu knistern, in den Stadtteilen wie auf den zentralen Bühnen Frankfurts, in Institutionen oder losen Kopperationen, bei Prominenten wie bei Schülern. Keine Kulturfunktionäre, sondern 17.000 lesende Besucher machten „Frankfurt liest ein Buch“ 2010 aus dem Stand zu einer der größten kulturellen Bürgerinitiativen der Stadt.
Am Ende der Romantrilogie wird Abschaffel auf Entzug von seinem Angestelltenleben gesetzt: Er geht in Kur, macht eine Therapie und lässt allerlei Veränderung in seiner vermurksten Existenz vermuten. Das Versprechen bleibt vergeblich. Denn nachdem Abschaffel zurück ist, noch nicht am Arbeitsplatz, aber wieder in Frankfurt, will er an der Beziehung zu seinem Ort nichts mehr ändern: „Je tiefer Abschaffel in die Stadt eindrang, desto mehr spürte er seine Gier auf die Stadt. Am liebsten wollte er alles zugleich sehen, die Kaufhäuser, die Unterführungen, die Brücken, das Hauptpostamt, die Rolltreppen, die Börse, die Cafeterias, die Imbiß-Stuben, natürlich das Woolworth.“ Woolworth und Hauptpostamt sind passé. Aber Frankfurt liest ein Buch ist da. Hören, sehen und lesen Sie Wilhelm Genazino.
Den vollständigen Text lesen Sie im aktuellen Journal Frankfurt (Ausgabe 10/2011).
Wilhelm Genazinos Romanfigur Abschaffel ist Anfang 30, arbeitet Zeit seines Lebens als Angestellter im Büro einer Frankfurter Spedition und versucht der Sinnlosigkeit seines Tuns und dem Elend seiner Wohnung auf Streifzügen durch die Stadt zu entkommen.
Zwischen der (bereits ausgebuchten) Eröffnung am Montagabend in der Deutschen Nationalbibliothek mit Elisabeth Niggemann, Michael Krüger und Felix Semmelroth, bei der Michael Best, Roberto Cappelluti, Anne Chaplet, Eva Demski, Bernd Loebe, Nomi Naegele, Michael Quast, der Kulturdezernent und schließlich Wilhelm Genazino aus Abschaffel lesen, und dem Finale des Reigens am 15. Mai im Kammerspiel, wo der Magistrat seine Lesekunst unter Beweis stellen wird, reihen sich Kostbarkeiten. Sie werden im aktuellen Programm von Angehörigen verschiedenster Disziplinen und Institutionen aufgefädelt: Architekt, Archiv, Atelier, Autor, Arzt, Bank, Bar, Bibliothek, Buchhandel, Café, Galerie, Hospital, Journalist, Kirche, Kulturamt, Kurator, Literaturhaus, Moderator, Oberbürgermeisterin, Pädagoge, Politiker, Presse, Restaurant, Rundfunk, Schauspieler, Schöffling, Schriftsteller, Schule, Stadtbücherei, Stadtverwaltung, Stiftung, Theater, Universität, Verein, Verlag – und vor allem von Angehörigen der größten Gruppe: Lesende Bürger.
In „Frankfurt liest ein Buch e.v.“ verbünden sich Privatleute mit Hauptamtlichen des Frankfurter Literaturbetriebs. Deren Unterstützung eines großstädtischen Lesefests gehört zu ihrem Tagesgeschäft und war deshalb zu erwarten. Überraschender hat sich das wahre Kapital von Frankfurt angehäuft: Es liegt im Engagement der Leser, die zu Dutzenden eigene Veranstaltungen ausrichten, die von Tausenden besucht werden. Es beginnt wieder um ein Buch herum zu knistern, in den Stadtteilen wie auf den zentralen Bühnen Frankfurts, in Institutionen oder losen Kopperationen, bei Prominenten wie bei Schülern. Keine Kulturfunktionäre, sondern 17.000 lesende Besucher machten „Frankfurt liest ein Buch“ 2010 aus dem Stand zu einer der größten kulturellen Bürgerinitiativen der Stadt.
Am Ende der Romantrilogie wird Abschaffel auf Entzug von seinem Angestelltenleben gesetzt: Er geht in Kur, macht eine Therapie und lässt allerlei Veränderung in seiner vermurksten Existenz vermuten. Das Versprechen bleibt vergeblich. Denn nachdem Abschaffel zurück ist, noch nicht am Arbeitsplatz, aber wieder in Frankfurt, will er an der Beziehung zu seinem Ort nichts mehr ändern: „Je tiefer Abschaffel in die Stadt eindrang, desto mehr spürte er seine Gier auf die Stadt. Am liebsten wollte er alles zugleich sehen, die Kaufhäuser, die Unterführungen, die Brücken, das Hauptpostamt, die Rolltreppen, die Börse, die Cafeterias, die Imbiß-Stuben, natürlich das Woolworth.“ Woolworth und Hauptpostamt sind passé. Aber Frankfurt liest ein Buch ist da. Hören, sehen und lesen Sie Wilhelm Genazino.
Den vollständigen Text lesen Sie im aktuellen Journal Frankfurt (Ausgabe 10/2011).
2. Mai 2011, 12.07 Uhr
Wolfgang Schopf
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