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40 Jahre griechischer Underground in Frankfurt
Vom rebellischen Geist des Rembetikos
Zu einem besonderen und einmaligen Konzert kommt es am Samstag im Rahmen der „Brotfabrik Sommerwiese“ an der Jahrhunderthalle. Die griechische Band Prosèchos feiert ein Jubiläum und begrüßt einen speziellen Gast.
Schauen Sie sich das historische Bild hier einmal genau an. Vielleicht erkennen Sie ja den hier von Jannis Karis (links an der Bouzouki) und Kostas Tsapakidis, der Gitarre und die türkische Langhalslaute Bağlama spielt, eingerahmten jungen Mann mit der Darbuka in der Hand. Denn er wird sich als spezieller Gast am Samstag zu Prosèchos auf die Bühne gesellen. „Als 18-Jähriger war er unser Perkussionist“, verrät Karis.
Von wem hier die Rede ist? Von Stefan Hantel, der als Shantel Karriere gemacht hat und sicher viel vom Geist der Prosèchos-Musik für sein eigenes Tun mitgenommen hat. „Für mich ist es eine Wiederbegegnung mit Pop“, sagt Karis. „Als wir 1993 nach unserer gemeinsamen CD auseinandergingen, wollte Stefan etwas Poppigeres machen. Das war seine Entscheidung und das hat er ja dann auch sehr gut gemacht und hat viel Erfolg damit. Aber wir hatten Berührungsängste mit allem, was kommerziell ist. Wir waren ein wenig bockig.“
Die jungen Griechen, die als Pazifisten auf der Flucht vor dem Militärdienst nach Frankfurt gekommen waren, sahen sich beim Musikmachen hier oft mit Fragen ihres Publikums konfrontiert: „Warum spielt ihr nicht Lieder, die wir kennen?“ Da waren es vor allem zwei Filme, die dafür verantwortlich zeichneten, wie sich die Deutschen griechische Musik vorstellten. In „Sonntags nie!“ erklang „Ein Schiff wird kommen“ (Lale Andersen sang das Stück auf Deutsch) und in „Alexis Sorbas“ tanzte Anthony Quinn den von Hollywood für ihn erfundenen simplen Sirtaki. So viel zum Thema „Folklore“.
Grund genug für Karis und seine Freunde, die Ent-Zorbaisierung und Ent-Souvlakisierung – wie sie blumig formulierten – zu betreiben. Prosèchos wollten die Lieder spielen, die lange verboten waren und aus der Subkultur der Spelunken in den Hafenstädten Piräus und Thessaloniki stammten, wo sie ihre Blütezeit in den 1930er- bis 1950er Jahren erlebt hatten, um in den Siebzigern eine Renaissance zu erleben. Im „Blues der Griechen“ waren Vertreibung, Verfolgung, Drogenmissbrauch, Gefängnis und Weltschmerz die Themen.
1990 bekamen die Wahl-Frankfurter die Chance, einen der wichtigsten Vertreter des Rembetiko, Michaelis Jenitsaris, da schon 73 Jahre alt, auf einer Deutschland-Tournee zu begleiten, woraus eine gemeinsame Platte resultierte. „Für uns ein Höhepunkt in unserer Arbeit“, schwärmt Karis noch heute davon. „Wir spielen natürlich einige dieser Lieder in Andenken an den großen Rembetes.“ „Saltadoros“ hieß das Album. Die unterschiedlichen kulturellen Einflüsse des aus der osmanischen Musiktradition genährten Rembetikos führten Prosèchos auf späteren Alben wie „Salto Orientale“ konsequent weiter. So wurden ganz selbstverständlich Brücken zwischen den Kulturen des östlichen Mittelmeerraumes, zwischen Türken, Arabern und Griechen gebaut. Auch Kompositionen von dieser CD gehören zum Repertoire von „40 Jahre griechischer Underground in Frankfurt“.
Von wem hier die Rede ist? Von Stefan Hantel, der als Shantel Karriere gemacht hat und sicher viel vom Geist der Prosèchos-Musik für sein eigenes Tun mitgenommen hat. „Für mich ist es eine Wiederbegegnung mit Pop“, sagt Karis. „Als wir 1993 nach unserer gemeinsamen CD auseinandergingen, wollte Stefan etwas Poppigeres machen. Das war seine Entscheidung und das hat er ja dann auch sehr gut gemacht und hat viel Erfolg damit. Aber wir hatten Berührungsängste mit allem, was kommerziell ist. Wir waren ein wenig bockig.“
Die jungen Griechen, die als Pazifisten auf der Flucht vor dem Militärdienst nach Frankfurt gekommen waren, sahen sich beim Musikmachen hier oft mit Fragen ihres Publikums konfrontiert: „Warum spielt ihr nicht Lieder, die wir kennen?“ Da waren es vor allem zwei Filme, die dafür verantwortlich zeichneten, wie sich die Deutschen griechische Musik vorstellten. In „Sonntags nie!“ erklang „Ein Schiff wird kommen“ (Lale Andersen sang das Stück auf Deutsch) und in „Alexis Sorbas“ tanzte Anthony Quinn den von Hollywood für ihn erfundenen simplen Sirtaki. So viel zum Thema „Folklore“.
Grund genug für Karis und seine Freunde, die Ent-Zorbaisierung und Ent-Souvlakisierung – wie sie blumig formulierten – zu betreiben. Prosèchos wollten die Lieder spielen, die lange verboten waren und aus der Subkultur der Spelunken in den Hafenstädten Piräus und Thessaloniki stammten, wo sie ihre Blütezeit in den 1930er- bis 1950er Jahren erlebt hatten, um in den Siebzigern eine Renaissance zu erleben. Im „Blues der Griechen“ waren Vertreibung, Verfolgung, Drogenmissbrauch, Gefängnis und Weltschmerz die Themen.
1990 bekamen die Wahl-Frankfurter die Chance, einen der wichtigsten Vertreter des Rembetiko, Michaelis Jenitsaris, da schon 73 Jahre alt, auf einer Deutschland-Tournee zu begleiten, woraus eine gemeinsame Platte resultierte. „Für uns ein Höhepunkt in unserer Arbeit“, schwärmt Karis noch heute davon. „Wir spielen natürlich einige dieser Lieder in Andenken an den großen Rembetes.“ „Saltadoros“ hieß das Album. Die unterschiedlichen kulturellen Einflüsse des aus der osmanischen Musiktradition genährten Rembetikos führten Prosèchos auf späteren Alben wie „Salto Orientale“ konsequent weiter. So wurden ganz selbstverständlich Brücken zwischen den Kulturen des östlichen Mittelmeerraumes, zwischen Türken, Arabern und Griechen gebaut. Auch Kompositionen von dieser CD gehören zum Repertoire von „40 Jahre griechischer Underground in Frankfurt“.
1. Juli 2021, 12.03 Uhr
Detlef Kinsler
Detlef Kinsler
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt. Mehr von Detlef
Kinsler >>
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