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Studie „Vielfalt im Film“
Wie Rassismus und Sexismus die Filmbranche durchziehen
Die von der Menschenrechtsorganisation Citizens For Europe erhobene Studie „Vielfalt im Film“ zeigt: Etliche Filmschaffende haben Diskriminierung und sexuelle Übergriffe an deutschen Filmsets erfahren.
Wie divers ist eigentlich die deutsche Film- und Fernsehbranche? Diese und zahlreiche weitere Fragen stellten sich die Macher:innen der Studie „Vielfalt im Film“, die auf Diskriminierung in seinen verschiedensten Facetten von Filmschaffenden vor und hinter der Kamera aufmerksam machen will. Die Studienergebnisse wurden nun der Öffentlichkeit präsentiert und enthüllen, was zum erschreckenden Alltag an vielen deutschen Filmsets gehört: Diskriminierung am Arbeitsplatz zieht sich durch die Filmbranche und stellt ein strukturelles Problem dar. Den Köpfen hinter der Umfrage ging es jedoch nicht nur um ethnische Diskriminierung, sondern ebenfalls um Aspekte wie Geschlecht, Sexualität, Alter, Sozialisation und Behinderungen.
Die Hälfte der Befragten erlebte Diskriminierung
Mehr als 6000 in der deutschen Filmlandschaft tätige Personen in 440 Berufen nahmen an der Studie teil und gaben einen Einblick in ihre Lebensrealitäten und Erfahrungen bezüglich Vielfalt und Diskriminierung in der Branche. Etwa 50 Prozent der Befragten (3202 Personen) gaben an, bereits Diskriminierungserfahrungen bei der Arbeit vor oder hinter der Kamera gemacht zu haben. 70 Prozent der Betroffenen meldeten den diskriminierenden Übergriff weder der Polizei noch der Produktionsleitung. Deniz Yildirim, wissenschaftliche Leiterin bei der Menschenrechtsorganisation Citizens For Europe (CFE), nannte als mögliche Ursachen dafür, die Angst der Opfer vor „fehlenden Konsequenzen für den oder die Täter:in“ sowie die „Verschlechterung der Situation der Opfer“ nach der Anzeige beispielsweise durch den Verlust der Anstellung. Sechs von zehn Teilnehmenden gaben außerdem an, aufgrund ihres Geschlechts belästigt oder diskriminiert worden zu sein. „Insgesamt war bei der Onlineumfrage ein wiederkehrendes Muster an Erfahrungen zu erkennen“, fasst Yildirim zusammen.
Joshua Kwesi Aikins vom CFE-Team machte auch auf das Problem von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz aufmerksam: „Aus der Umfrage geht hervor, dass in neun von zehn Fällen eines sexuellen Übergriffs Männer die Täter sind und nur jeder 200. Fall zur Anzeige gebracht wird.“ Gerade einmal 49 Prozent der Anzeigen führten laut Aikins wiederum zu Konsequenzen für den oder die Täter:in. „Ein Problem besteht sicherlich darin, dass das Arbeitsumfeld an einem Filmset häufig patriarchalisch und streng hierarchisch geprägt ist“, erklärte er.
Geschichten meist aus „eurozentrischer Perspektive“
Neben den wissenschaftlichen Mitarbeitenden an der „Vielfalt im Film“-Studie kamen auch einige Schauspieler:innen und andere Akteur:innen zu Wort. Schauspielerin Chun Mei Tan merkte an, dass generell Frauen in der Filmbranche „nach Alter und Aussehen beurteilt“ würden und fügt hinzu: „Drei Jahre #metoo und trotzdem haben 81 Prozent der Cis-Frauen sexuelle Übergriffe in der Branche erlebt.“ Tyron Ricketts, Schauspieler und Filmproduzent, kritisierte außerdem die Themen und Perspektiven, aus denen viele Filme erzählt werden: „Geschichten werden leider immer noch zu häufig aus der eurozentristischen Perspektive erzählt“, machte er deutlich. „Wir benötigen in der diversen Gesellschaft, in der wir leben, auch Erzählungen, in denen sich möglichst viele repräsentiert fühlen.“ An den Produktionen müssten deshalb auch Menschen mit Diversitätserfahrungen beteiligt sein, forderte er.
Doch wie können diese prekären Verhältnisse abgebaut und die Filmbranche gerechter gestaltet werden? Darauf gibt Prof. Dr. Skadi Loist von der Quer Media Society und der renommierten Filmhochschule Babelsberg Antwort: „Eine mögliche Option wäre, mit Quoten zu operieren, die sicherstellen, dass das Team einer Filmproduktion möglichst divers besetzt wird. Außerdem braucht es ein solidarisches Umdenken für eine faire Branchenkultur, die sich für nuancierte Inhalte einsetzt.“ Die Ergebnisse der „Vielfalt im Film“-Studie sollen zudem der Antidiskriminierungsstelle des Bundes vorgelegt werden, die 2006 im Zuge des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetztes eingerichtet wurde.
Ergebnisse sollen Maßnahmen anstoßen
Die Onlineumfrage lief von Mitte Juli bis Ende Oktober 2020 und wurde von zahlreichen Organisationen und Unterstützern wie der Hessen Film und Medien GmbH, dem Bundesverband Regie und der UFA ideell oder finanziell gefördert. Erhoben wurden die Daten durch die Menschenrechtsorganisation Citizens For Europe, die dabei auf die 30 000 Mitglieder zählende Crew United-Datenbank zurückgriff. Martin Wilhelm, Projektleiter der „Vielfalt im Film“-Studie und Geschäftsführer von Citizens For Europe, erklärte die Intention der Umfrage wie folgt: „Die Förderung von Vielfalt und der Abbau von Diskriminierung sind untrennbar miteinander verbunden. Beides ist nur möglich, wenn wir genau wissen, wie es um die Vielfalt im Film gestellt ist und welche konkreten Erfahrungen Filmschaffende vor und hinter der Kamera machen.“ Die Studie biete laut Wilhelm die Datengrundlage, um wirkungsvolle Maßnahmen anzustoßen und die Repräsentation der Vielfalt der Gesellschaft in der Filmbranche widerzuspiegeln.
Die Hälfte der Befragten erlebte Diskriminierung
Mehr als 6000 in der deutschen Filmlandschaft tätige Personen in 440 Berufen nahmen an der Studie teil und gaben einen Einblick in ihre Lebensrealitäten und Erfahrungen bezüglich Vielfalt und Diskriminierung in der Branche. Etwa 50 Prozent der Befragten (3202 Personen) gaben an, bereits Diskriminierungserfahrungen bei der Arbeit vor oder hinter der Kamera gemacht zu haben. 70 Prozent der Betroffenen meldeten den diskriminierenden Übergriff weder der Polizei noch der Produktionsleitung. Deniz Yildirim, wissenschaftliche Leiterin bei der Menschenrechtsorganisation Citizens For Europe (CFE), nannte als mögliche Ursachen dafür, die Angst der Opfer vor „fehlenden Konsequenzen für den oder die Täter:in“ sowie die „Verschlechterung der Situation der Opfer“ nach der Anzeige beispielsweise durch den Verlust der Anstellung. Sechs von zehn Teilnehmenden gaben außerdem an, aufgrund ihres Geschlechts belästigt oder diskriminiert worden zu sein. „Insgesamt war bei der Onlineumfrage ein wiederkehrendes Muster an Erfahrungen zu erkennen“, fasst Yildirim zusammen.
Joshua Kwesi Aikins vom CFE-Team machte auch auf das Problem von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz aufmerksam: „Aus der Umfrage geht hervor, dass in neun von zehn Fällen eines sexuellen Übergriffs Männer die Täter sind und nur jeder 200. Fall zur Anzeige gebracht wird.“ Gerade einmal 49 Prozent der Anzeigen führten laut Aikins wiederum zu Konsequenzen für den oder die Täter:in. „Ein Problem besteht sicherlich darin, dass das Arbeitsumfeld an einem Filmset häufig patriarchalisch und streng hierarchisch geprägt ist“, erklärte er.
Geschichten meist aus „eurozentrischer Perspektive“
Neben den wissenschaftlichen Mitarbeitenden an der „Vielfalt im Film“-Studie kamen auch einige Schauspieler:innen und andere Akteur:innen zu Wort. Schauspielerin Chun Mei Tan merkte an, dass generell Frauen in der Filmbranche „nach Alter und Aussehen beurteilt“ würden und fügt hinzu: „Drei Jahre #metoo und trotzdem haben 81 Prozent der Cis-Frauen sexuelle Übergriffe in der Branche erlebt.“ Tyron Ricketts, Schauspieler und Filmproduzent, kritisierte außerdem die Themen und Perspektiven, aus denen viele Filme erzählt werden: „Geschichten werden leider immer noch zu häufig aus der eurozentristischen Perspektive erzählt“, machte er deutlich. „Wir benötigen in der diversen Gesellschaft, in der wir leben, auch Erzählungen, in denen sich möglichst viele repräsentiert fühlen.“ An den Produktionen müssten deshalb auch Menschen mit Diversitätserfahrungen beteiligt sein, forderte er.
Doch wie können diese prekären Verhältnisse abgebaut und die Filmbranche gerechter gestaltet werden? Darauf gibt Prof. Dr. Skadi Loist von der Quer Media Society und der renommierten Filmhochschule Babelsberg Antwort: „Eine mögliche Option wäre, mit Quoten zu operieren, die sicherstellen, dass das Team einer Filmproduktion möglichst divers besetzt wird. Außerdem braucht es ein solidarisches Umdenken für eine faire Branchenkultur, die sich für nuancierte Inhalte einsetzt.“ Die Ergebnisse der „Vielfalt im Film“-Studie sollen zudem der Antidiskriminierungsstelle des Bundes vorgelegt werden, die 2006 im Zuge des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetztes eingerichtet wurde.
Ergebnisse sollen Maßnahmen anstoßen
Die Onlineumfrage lief von Mitte Juli bis Ende Oktober 2020 und wurde von zahlreichen Organisationen und Unterstützern wie der Hessen Film und Medien GmbH, dem Bundesverband Regie und der UFA ideell oder finanziell gefördert. Erhoben wurden die Daten durch die Menschenrechtsorganisation Citizens For Europe, die dabei auf die 30 000 Mitglieder zählende Crew United-Datenbank zurückgriff. Martin Wilhelm, Projektleiter der „Vielfalt im Film“-Studie und Geschäftsführer von Citizens For Europe, erklärte die Intention der Umfrage wie folgt: „Die Förderung von Vielfalt und der Abbau von Diskriminierung sind untrennbar miteinander verbunden. Beides ist nur möglich, wenn wir genau wissen, wie es um die Vielfalt im Film gestellt ist und welche konkreten Erfahrungen Filmschaffende vor und hinter der Kamera machen.“ Die Studie biete laut Wilhelm die Datengrundlage, um wirkungsvolle Maßnahmen anzustoßen und die Repräsentation der Vielfalt der Gesellschaft in der Filmbranche widerzuspiegeln.
25. März 2021, 13.41 Uhr
Margaux Adam
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