Seit Beginn des Jahres gilt ein neuer Tarifvertrag für Gebäudereinigungskräfte. Bis 2023 soll der Lohn für knapp 22 000 Beschäftigte in Frankfurt um mehr als zehn Prozent steigen. Durch die Pandemie sind auch die Anforderungen an Reinigungskräfte gestiegen.
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Arbeitskräfte in der Gebäudereinigung bekommen seit dem 1. Januar mehr Geld. Das teilte die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) mit. Mit der Tariferhöhung verdienen etwa 22 200 Beschäftigte in Frankfurt jetzt 11,11 Euro pro Stunde, statt vorher 10,80 Euro. In drei Stufen soll der Lohn bis zum Jahr 2023 auf 12 Euro erhöht werden, das ist ein Plus von 10,7 Prozent. Zudem sollen die Beschäftigten in den nächsten drei Jahren ein jährliches Weihnachtsgeld ausgezahlt bekommen.
Auch Fachkräfte in der OP-Reinigung sollen bis 2023 bis zu 8,7 Prozent mehr Lohn bekommen. Für Beschäftigte der Glas- und Fassadenreinigung steigt der Lohn in drei Jahren auf 15,20 Euro pro Stunde. Der Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks, der gemeinsam mit der IG Bau die Tarifverhandlungen geführt hatte, spricht von einer „deutlichen Steigerung“.
Seit der Corona-Pandemie seien Reinigungskräfte einer erhöhten Arbeitsbelastung und Ansteckungsgefahr ausgesetzt, begründete die IG Bau während der Verhandlungen die Notwendigkeit einer Tariferhöhung. Der stellvertretende Bezirksvorsitzende der IG Bau Rhein-Main, Bruno Walle, sagte außerdem, die Corona-Pandemie habe gezeigt, wir sehr es auf Sauberkeit und Hygiene in Krankenhäusern, Schulen und Büros ankäme. „Für ihre Arbeit unter erschwerten Bedingungen erhalten die Beschäftigten nun eine faire Anerkennung“, so Walle.
Von Seiten der Beschäftigten ist auf dem Blog des Gebäudereiniger-Handwerks der IG Bau jedoch nicht nur Zufriedenheit zu erkennen. „Ich sehe es so, dass diese Erhöhung ein Witz ist. Was wäre ohne uns los, wer würde sonst die Schulen sauber halten, oder Kindergärten, die Büros, Pflegeheime?“, schreibt eine Reinigungskraft an der Pinnwand des Blogs und kritisiert, dass mit dem Tarifvertrag erst nach drei Jahren ein Lohn von 12 Euro erreicht wird. Eine schnellere Lohnerhöhung wäre stattdessen wünschenswert gewesen. Auch die Bevorzugung anderer Branchen wird in den Beiträgen kritisiert. „Es sollte jeder Job (so) belohnt werden, dass man auch davon leben kann“, heißt es dort.
Ein Arbeitgeber kritisiert in seinem Beitrag hingegen, dass höhere Löhne auch höhere Preise für die Kunden bedeuten würden. Gerade kleine Unternehmen bekämen dadurch immer weniger Aufträge. So müssten bei Lohnerhöhungen gleichzeitig auch Mitarbeiter entlassen werden.
Nach Angaben der IG Bau und der Bundesinnung ist das Gebäudereiniger-Handwerk das beschäftigungsstärkste Handwerk Deutschlands. Im Jahr 2019 habe die Branche in Deutschland 19,6 Milliarden Euro Umsatz gemacht. Die Tarifverhandlungen zwischen Gewerkschaft, Innung und Arbeitgebern hatten bereits im Juni 2020 begonnen. Weil die Entwicklung der Wirtschaft in der Corona-Pandemie unklar wäre, sei der Widerstand der Unternehmen stark gewesen. Vor allem das Weihnachtsgeld hätten die Arbeitgeber anfangs noch strikt abgelehnt, so die IG Bau. Im November konnte schließlich eine Einigung über den dreijährigen Tarifvertrag erzielt werden.