Hohe Einbußen während des Lockdowns

Wie die Wochenmärkte unter Corona leiden

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Die Frankfurter Wochenmärkte durften als Nahrungsmittellieferanten auch während des Corona-Lockdowns ausgetragen werden. Da Verzehrangebote allerdings untersagt waren, stehen viele Händlerinnen und Händler heute trotzdem vor hohen finanziellen Ausfällen.

David Hanfgarn /

Um die unkontrollierte Ausbreitung des Coronavirus in Deutschland zu verhindern, wurden in den Monaten März bis Mai viele Läden und Geschäfte geschlossen und Unternehmen angehalten, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ins Homeoffice zu schicken. Als essenzielle Lebensmittelquelle durften auch Wochenmärkte während des Lockdowns unter Auflagen stattfinden.

Es mussten natürlich auch hier Masken getragen und Abstände gehalten werden, nicht nur zwischen Besucherinnen und Besuchern selbst, sondern auch zwischen den Ständen. Die normalerweise eher verwinkelten Märkte mussten sich über eine größere Fläche verteilen, beispielweise musste der Bornheimer Wochenmarkt zwischenzeitlich aus der engen Berger Straße auf den Parkplatz vor der Eissporthalle weichen – auch wenn dieser seit Anfang des Monats wenigstens mittwochs wieder am angestammten Platz auf der Berger Straße stattfinden darf. Zusätzlich wurde der Verkauf von Speisen und Getränken auf den Wochenmärkten untersagt, um vermeidbare Menschenansammlungen im oder um den Markt herum zu vermeiden.

Diese Beschränkungen werden seit Mitte Juni stetig gelockert; Masken- und Abstandspflicht herrscht weiterhin. Der Verkauf und Verzehr von Speisen und Getränken ist jedoch in abgesteckten Zonen und außerhalb der Märkte wieder erlaubt. Doch die Krise habe ihnen herbe Verluste beigebracht, berichten Verkäuferinnen und Verkäufer auf verschiedenen Frankfurter Wochenmärkten. „Wir waren für über dreieinhalb Monate praktisch arbeitslos“ erklärte die Besitzerin eines Grillstandes auf einem Bockenheimer Markt. Ihr Stand habe während des Verzehrverbotes komplett schließen müssen, sie und ihre Mitarbeiter waren in Kurzarbeit. Das habe das Geschäft gerettet. „Auf einen finanziellen Ausfall dieses Ausmaßes kann man sich in diesem Geschäft nur schwer vorbereiten. Hätte es die Kurzarbeit nicht gegeben, müssten wir zumachen“. Eine zweite Welle würden sie und viele Ihrer Kolleginnen und Kollegen andere Stände nicht durchstehen können.

Man kommt jedoch nicht umhin zu bemerken, dass manche Menschen die Beschränkungen ernster nehmen als andere. Man sieht Besucherinnen und Besucher, die außerhalb der erlaubten Zonen Speisen und Getränke konsumieren, ihre Masken nicht richtig tragen und vor allem das Abstandsgebot wird weitgehend überschritten. Ähnlich sieht es bei den Verkäuferinnen und Verkäufern selbst aus: Maskenlos sitzen viele in ihren mit Plastikscheiben und –planen abgeschlossenen Verkaufsständen, teilweise mehrere Mitarbeiter zusammen, und auch die empfohlenen Hygieneregeln beim Husten oder Niesen werden nicht immer eingehalten. Nun ist der Covid-19-Erreger nach dem momentanen Wissensstand des Bundesinstitutes für Risikobewertung nicht über den Verzehr von Nahrungsmitteln übertragbar.

Das fahrlässige Verhalten der Menschen, die sich verhielten, als sei die Krise bereits überstanden, ärgere sie, erzählte eine Besucherin des Bornheimer Wochenmarktes. Dabei sei es egal, auf welcher Seite der Theke man stehe. Beinahe mehr noch Sorge sie sich aber um den Markt als Kulturgut. Die Wochenmärkte hätten bereits eine lange Tradition und seien ein fester Bestandteil des Frankfurter Stadtbildes, erzählt sie. Sie besuche regelmäßig die Wochenmärkte in der Stadtmitte, in Bornheim und im Nordend. Besonders falle Ihr die gedämpfte und beinahe langweilige Atmosphäre auf, die seit dem Beginn der Krise herrsche. Der Wochenmarkt sei immer schon mehr als nur ein Ort zum Einkaufen gewesen. Sie habe Sorge, ob der Markt nach der Krise zu seiner Funktion als Stadtteiltreff zurückkehren wird.


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