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Geflüchtete aus der Ukraine
„Ich werde die Leute nicht auf die Straße setzen“
Mehr als 500 ukrainische Geflüchtete kommen aktuell in 13 Frankfurter Hotels unter. Dort kümmern sich Ehrenamtliche um deren Versorgung – oftmals auf Eigenkosten. Sie fordern mehr Unterstützung von der Stadt.
Zu Beginn des Krieges in der Ukraine sind unzählige Lkws in die Ukraine gefahren, um Bürgerinnen und Bürger mit Lebensmitteln und anderen lebensnotwendigen Produkten zu versorgen. Nun ist eine Vielzahl an Menschen aus der Ukraine geflüchtet und nicht wenige kommen am Frankfurter Hauptbahnhof an. Von dort aus geht es für einige in die zentrale Unterkunft in der Messe, andere wurden von Privatpersonen, wieder andere in Hotels aufgenommen. „Mit einem Dach über dem Kopf ist allerdings nicht alles getan“, sagt Wadim Burmann vom Förderverein Round Table 90 Frankfurt. Gemeinsam mit freiwilligen Helfern unterstützt der Verein seit knapp fünf Wochen die in Hotels Untergekommenen; am Dienstag berichteten sie von ihren Erfahrungen.
„Nach innen brodelt es“, so Burmann. Viele Hotels seien inzwischen überfüllt, weder Hygiene noch Verpflegung seien dort gesichert, die Helfer körperlich am Limit. Gemeinsam versorgen sie hunderte Geflüchtete in insgesamt 13 Hotels. „Die Stadt kommt Bitten um Hilfe und Entlastung bei Koordination, Organisation und Finanzierung der Lebensmittelversorgung nicht nach“, so Ulrich Mattner, Journalist und ebenfalls Unterstützer einer privaten Initiative. Die Stadt verweise auf begrenzte Kapazitäten und darauf, dass viele Geflüchtete die städtischen Standards für bezahlte Hilfe nicht oder noch nicht erfüllen würden. Die Helfenden fordern eine zentrale Organisation und Koordination der Flüchtlingshilfe.
Inna Brück ist ebenfalls Teil der privaten Initiative und hat die Organisation im Blick. Inzwischen hat sie gemeinsam mit anderen Freiwilligen eine Liste mit teilnehmenden Hotels erstellt und dokumentiert, welche Lebensmittel an den einzelnen Orten benötigt werden. Die Zustände beschreibt Brück als „chaotisch“, da die traumatisierten Geflüchteten teilweise um Essen im Hotel kämpfen würden. Vor einem Monat waren es laut Brück noch rund 800, inzwischen gehe sie von etwa 500 Ukrainerinnen und Ukrainer aus, die verpflegt werden müssen. Dennoch schwanke die Zahl und es sei nicht abzusehen, ob sie steigen oder fallen würde.
Alexander Wild, zweiter Vorsitzender von Round Table 90 Frankfurt, hat sich selbst, wie einige andere der 30 Mitglieder, bereits an Großeinkäufen für Geflüchtete beteiligt. „Pro Einkauf sind es zwischen 300 und 500 Euro, die wir bezahlen. Bei einem jährlichen Mitgliedsbeitrag von 30 Euro kommen wir damit nicht weit“, erklärt er, weshalb sie die Einkäufe aus eigener Tasche zahlen würden. Daher seien sie auf bürgerliche Hilfe angewiesen. Im Gegensatz zu Hotels könne Round Table 90 als gemeinnütziger Verein Spendenquittungen ausgeben, sodass die Lebensmitteleinkäufe als Spenden gelten. Unklar bleibe auch, was mit den Geflüchteten passiere, wenn die Hotels „genug“ hätten. „Die meisten möchten nicht in die zentralen Unterkünfte, weil sie Angst haben und es zu viele Menschen auf einem Haufen sind“, sagt Wadim Burmann.
Mehr als 100 Geflüchtete beherbergt Gennadij Tultsinetski, der Inhaber der Arena Hotels an der Messe und am Zoo. Der gebürtige Ukrainer nahm etwa eine Woche nach Kriegsbeginn in der Ukraine die ersten Geflüchteten auf. Normalerweise befindet sich im Erdgeschoss ein Frühstücksraum mit Buffet. Nun sind die Tische mit gespendeten Lebensmitteln und Küchengeräten beladen. Neben dem Job als Hotelmanager versuche er sich auch um die Anliegen seiner besonderen Gäste zu kümmern und diese an Privatunterkünfte zu vermitteln. „Meine Hotels sind zu Erstaufnahmestationen mutiert“, sagt er. Jedoch sei auch für ihn nicht einfach nachzuvollziehen, wie behördliche Angelegenheiten zu klären sind. Seiner Meinung nach sei es Aufgabe der Stadt, die Geflüchteten zu informieren und ihnen Optionen aufzuzeigen.
Eigentlich biete sich sein Hotel aufgrund von Platzmangel und Lagermöglichkeiten nicht für längere Aufenthalte an. Dennoch möchte er sein Hotel weiterhin als Unterkunft anbieten: „Ich werde die Leute nicht auf die Straße setzen.“
Sozialdezernat verweist auf städtische Hilfe
Vonseiten des Sozialdezernats der Stadt hieß es am Dienstag, es gebe, neben der Messe, noch zahlreiche Notunterkünfte für jene ukrainische Geflüchtete, die dauerhaft in der Stadt blieben. Dort werde etwa beim Ausfüllen der Formulare geholfen. Zusätzlich habe man eine Clearingstelle geschaffen, die ukrainischen Geflüchteten das Ankommen erleichtern soll. Auch dort gebe es Unterstützung – unter anderem von Dolmetscherinnen und Dolmetschern. In Bezug auf die Hotels habe man inzwischen Betreiberverträge mit einzelnen, zuvor geprüften Häusern geschlossen. Diese würden laut Sozialdezernat den städtischen Standards entsprechen und verfügten etwa über eine Möglichkeit zum Kochen. Es seien jedoch nicht alle Hotels für die Unterbringung geeignet, „auch wenn sie auf den ersten Blick besser als eine städtische Notunterkunft erscheinen“, so das Dezernat.
Jene Hotelbetreiber, die auf eigene Initiative direkt Geflüchtete aufgenommen hätten, müssten sich ebenfalls bei der Stadt melden. Sowohl die Betreiber als auch jene Geflüchtete erhielten dann finanzielle Unterstützung – etwa in Form von Geld zum Leben oder für die Unterbringung. Den privaten Initiativen und Unterstützern empfiehlt Voitl sich an die Hotline von „Frankfurt hilft“ zu wenden.
„Nach innen brodelt es“, so Burmann. Viele Hotels seien inzwischen überfüllt, weder Hygiene noch Verpflegung seien dort gesichert, die Helfer körperlich am Limit. Gemeinsam versorgen sie hunderte Geflüchtete in insgesamt 13 Hotels. „Die Stadt kommt Bitten um Hilfe und Entlastung bei Koordination, Organisation und Finanzierung der Lebensmittelversorgung nicht nach“, so Ulrich Mattner, Journalist und ebenfalls Unterstützer einer privaten Initiative. Die Stadt verweise auf begrenzte Kapazitäten und darauf, dass viele Geflüchtete die städtischen Standards für bezahlte Hilfe nicht oder noch nicht erfüllen würden. Die Helfenden fordern eine zentrale Organisation und Koordination der Flüchtlingshilfe.
Inna Brück ist ebenfalls Teil der privaten Initiative und hat die Organisation im Blick. Inzwischen hat sie gemeinsam mit anderen Freiwilligen eine Liste mit teilnehmenden Hotels erstellt und dokumentiert, welche Lebensmittel an den einzelnen Orten benötigt werden. Die Zustände beschreibt Brück als „chaotisch“, da die traumatisierten Geflüchteten teilweise um Essen im Hotel kämpfen würden. Vor einem Monat waren es laut Brück noch rund 800, inzwischen gehe sie von etwa 500 Ukrainerinnen und Ukrainer aus, die verpflegt werden müssen. Dennoch schwanke die Zahl und es sei nicht abzusehen, ob sie steigen oder fallen würde.
Alexander Wild, zweiter Vorsitzender von Round Table 90 Frankfurt, hat sich selbst, wie einige andere der 30 Mitglieder, bereits an Großeinkäufen für Geflüchtete beteiligt. „Pro Einkauf sind es zwischen 300 und 500 Euro, die wir bezahlen. Bei einem jährlichen Mitgliedsbeitrag von 30 Euro kommen wir damit nicht weit“, erklärt er, weshalb sie die Einkäufe aus eigener Tasche zahlen würden. Daher seien sie auf bürgerliche Hilfe angewiesen. Im Gegensatz zu Hotels könne Round Table 90 als gemeinnütziger Verein Spendenquittungen ausgeben, sodass die Lebensmitteleinkäufe als Spenden gelten. Unklar bleibe auch, was mit den Geflüchteten passiere, wenn die Hotels „genug“ hätten. „Die meisten möchten nicht in die zentralen Unterkünfte, weil sie Angst haben und es zu viele Menschen auf einem Haufen sind“, sagt Wadim Burmann.
Mehr als 100 Geflüchtete beherbergt Gennadij Tultsinetski, der Inhaber der Arena Hotels an der Messe und am Zoo. Der gebürtige Ukrainer nahm etwa eine Woche nach Kriegsbeginn in der Ukraine die ersten Geflüchteten auf. Normalerweise befindet sich im Erdgeschoss ein Frühstücksraum mit Buffet. Nun sind die Tische mit gespendeten Lebensmitteln und Küchengeräten beladen. Neben dem Job als Hotelmanager versuche er sich auch um die Anliegen seiner besonderen Gäste zu kümmern und diese an Privatunterkünfte zu vermitteln. „Meine Hotels sind zu Erstaufnahmestationen mutiert“, sagt er. Jedoch sei auch für ihn nicht einfach nachzuvollziehen, wie behördliche Angelegenheiten zu klären sind. Seiner Meinung nach sei es Aufgabe der Stadt, die Geflüchteten zu informieren und ihnen Optionen aufzuzeigen.
Eigentlich biete sich sein Hotel aufgrund von Platzmangel und Lagermöglichkeiten nicht für längere Aufenthalte an. Dennoch möchte er sein Hotel weiterhin als Unterkunft anbieten: „Ich werde die Leute nicht auf die Straße setzen.“
Sozialdezernat verweist auf städtische Hilfe
Vonseiten des Sozialdezernats der Stadt hieß es am Dienstag, es gebe, neben der Messe, noch zahlreiche Notunterkünfte für jene ukrainische Geflüchtete, die dauerhaft in der Stadt blieben. Dort werde etwa beim Ausfüllen der Formulare geholfen. Zusätzlich habe man eine Clearingstelle geschaffen, die ukrainischen Geflüchteten das Ankommen erleichtern soll. Auch dort gebe es Unterstützung – unter anderem von Dolmetscherinnen und Dolmetschern. In Bezug auf die Hotels habe man inzwischen Betreiberverträge mit einzelnen, zuvor geprüften Häusern geschlossen. Diese würden laut Sozialdezernat den städtischen Standards entsprechen und verfügten etwa über eine Möglichkeit zum Kochen. Es seien jedoch nicht alle Hotels für die Unterbringung geeignet, „auch wenn sie auf den ersten Blick besser als eine städtische Notunterkunft erscheinen“, so das Dezernat.
Jene Hotelbetreiber, die auf eigene Initiative direkt Geflüchtete aufgenommen hätten, müssten sich ebenfalls bei der Stadt melden. Sowohl die Betreiber als auch jene Geflüchtete erhielten dann finanzielle Unterstützung – etwa in Form von Geld zum Leben oder für die Unterbringung. Den privaten Initiativen und Unterstützern empfiehlt Voitl sich an die Hotline von „Frankfurt hilft“ zu wenden.
13. April 2022, 12.04 Uhr
Viviane Schmidt
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Text: Sina Claßen / Foto: Im Durchschnitt spendeten Menschen aus Frankfurt 28 Euro © Adobe Stock/Syda Productions
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