In diesem Jahr findet der weltweite Holocaust-Gedenktag „Jom haSchoa" an den Abenden des 23. und 24. April statt. In Frankfurt soll an ermordete Juden – durch Putzen von Stolpersteinen – gedacht werden.
Jannis Seelbach /
Zu Beginn des nationalsozialistischen Regimes lebten etwa 30 000 Jüdinnen und Juden in Frankfurt. Etwa 12 000 von ihnen wurden ermordet, die übrigen mussten aus ihrer Heimatstadt fliehen. Heute erinnern 2100 Stolpersteine in Frankfurt an die Opfer antisemitischer Verfolgung.
Durch Stolpersteine die Erinnerung wahren
Anlässlich des alljährlichen Gedenktags ruft die Initiative „Stolpersteine Frankfurt“ zum Reinigen der in die Bürgersteige eingesetzten Gedenksteine auf. Sie fordert: „Frankfurts Stolpersteine sollen zu Jom haSchoa wieder glänzen!“ Der Name kommt aus dem Hebräischen und bedeutet laut der internationalen Holocaust-Gedenkstätte „Yad Vashem“ soviel wie „Der Gedenktag für die Märtyrer und Helden des Holocaust“.
Seit dem Jahr 2003 verlegte die Initiative „Stolpersteine Frankfurt“ 2100 Stolpersteine. Der Großteil der Steine erinnert an jüdische Opfer des Nationalsozialismus in Frankfurt. Aber: Auch an Sinti und Roma, politisch Verfolgte, Zeugen Jehovas, Homosexuelle, Zwangsarbeiter und als „asozial“ oder „Berufsverbrecher“ bezeichnete Menschen wird erinnert. Die Initiative betont: „Am Abend des 23. April ist auch das Niederlegen von Blumen oder das Aufstellen von Lichtern an den Steinen eine würdige Form des Gedenkens.“
Wie wird gereinigt?
Ein Stolperstein ist ein 10 cm x 10 cm x 10 cm großer Betonquader, auf deren Oberseite eine Messingplatte verankert ist. Auf den Messingplatten werden die Namen und Daten von Menschen eingeschlagen, die während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt und ermordet wurden. Allerdings oxidieren Messingplatten im Lauf der Zeit. Ihre Farbe ändert sich von einem goldenen Schein zu einem grau-grünen Überzug. Die Initiative stellt eine Anleitung für die Reinigung bereit:
Info Anleitung zum Putzen von Stolpersteinen Die Messingoberfläche der Stolpersteine oxidiert unter feuchten Bedingungen. Es treten dabei Verfärbungen von hellbraun bis fast schwarz auf. Die Veränderungen können, je nach verwendeter Messinglegierung, unterschiedlich ausfallen. Durch Polieren mit Metallputzmittel lassen sich aber auch stark oxidierte Stolpersteine wieder zum glänzen bringen.
Sie benötigen: Handbesen oder feuchtes Tuch einen handelsüblichen Abwasch-Schwamm aus Kunststoff mit rauer Seite ein handelsübliches, zumeist milchig-weißes, flüssiges Metall- oder Messing-Putzmittel aus dem Drogerie-Markt Küchenpapier ein weiches Wischtuch (z.B. Baumwolle) etwas Wasser
Reinigung: Entfernen Sie zunächst losen Straßenschmutz, Sand etc. mit dem Handbesen oder einem feuchten (nicht nassen) Lappen. Bringen Sie eine kleine Menge des Metallputzmittel auf den Schwamm auf. Reiben Sie die Messingplatte damit ein, kurz einwirken lassen, dann kräftig polieren. Achten Sie dabei darauf, das umgebende Pflaster nicht mit dem milchigen Putzmittel zu benetzen. Rückstände werden dort nur langsam abgebaut. Bei stark verschmutzten bzw. oxidierten Steinen können Sie zum kräftigen Abreiben die raue Plastik-Scheuerseite des Schwamms benutzen. Bitte keine Metallschwämme oder Drahtbürsten benutzen, um Kratzer zu vermeiden. Die sich bildende dunkle Schmiere mit dem Küchenpapier abwischen. Nötigenfalls den Vorgang mehrfach wiederholen bis der Stein wieder glänzt. Dann die letzten Reste des Putzmittels gründlich mit dem Baumwolltuch abwischen und nachpolieren. Sollten Metallputzmittel-Flecken auf dem Pflaster entstanden sein, diese mit etwas Wasser abwaschen und danach trocknen.
„Putzpaten“ der Stolpersteine
Zweimal jährlich – zu Jom haSchoa und dem 9. November - bittet der Verein Freiwillige die Steine zu säubern. Zum Putzen der Steine sind vor allem die registrierten „Putzpatinnen“ und „Putzpaten“ der Stolpersteine aufgerufen.
Etwa 120 gibt es in Frankfurt. Eine Registrierung für die Übernahme einer Patenschaft erfolgt durch die Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main. Jeder kann mithelfen. Selbst Nachbarn der Häuser, vor denen Stolpersteine liegen und Freiwillige seien beim Säubern erwünscht. Insgesamt habe man sehr gute Erfahrungen mit der Aktion gemacht, sagt Martin Dill, Vorsitzender der Initiative Stolpersteine gegenüber dem JOURNAL. Die Putzenden würden von überwiegend positiven und interessierten Reaktionen der Passanten berichten.