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Foto: Ehrenamtliche Arbeit beim Verein „Stützende Hände
Foto: Ehrenamtliche Arbeit beim Verein „Stützende Hände" © "Stützende Hände" e.V.

Verein „Stützende Hände“

Ehrenamtliche Hilfe für Bedürftige in Frankfurt

Von einer spontanen Idee zu einer lebensverändernden Initiative: Özgür Düzel und der Verein „Stützende Hände“ engagieren sich ehrenamtlich für Obdachlose und Kinder aus sozial schwachen Familien in Frankfurt und Umgebung.
Hilfe für bedürftige Menschen, und zwar stets auf Augenhöhe – das liegt Özgur Düzel sehr am Herzen. Der einstige Ladenbauer gründete 2013 in Frankfurt den gemeinnützigen Verein „Stützende Hände“. Was als spontane Idee begann, entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einer ständigen Einrichtung in der Obdachlosenhilfe seiner Heimatstadt. Düzel, heute 45 Jahre alt, erklärt: „Ich wollte einfach helfen. Mit den Mitteln, die mir zur Verfügung standen, wollte ich etwas bewegen.“ Inzwischen verteilt der Verein sechsmal die Woche jeweils 200 Mahlzeiten an Bedürftige – organisiert von einem Kernteam aus sieben ehrenamtlichen Helfern, unterstützt von vielen Partnern.

Mit dem eigenen Firmenwagen fing Düzel an, Essen zu verteilen

Doch wie kam es, dass Düzel den Verein ins Leben rief? Im Grunde gehen die Anfänge auf die Hochzeit seines Onkels zurück: „Türken haben meist riesige Familien. Bei Hochzeiten sind 1000 Gäste mit genauso vielen Mahlzeiten keine Seltenheit.“ Zu dieser Feier seien allerdings weniger Personen gekommen, weshalb der Saalbetreiber fragte, was mit dem Essen geschehen soll. „Ich sagte: ,Pack zehn Portionen ein und entsorge den Rest.‘ Doch der Gedanke daran ließ mich nicht los“, erinnert sich Düzel. Daher kontaktierte er mehrere Event-Locations und bot an, übrig gebliebene Speisen abzuholen. Mit dem eigenen Firmenwagen fing er an, die Portionen in Unterkünften für Obdachlose zu verteilen. „Es hat mich berührt, zu sehen, wie groß der Hunger ist. Wenn jemand tief schläft und trotzdem aufsteht, nur um etwas zu essen, dann weißt du, wie dringend die Hilfe gebraucht wird.“

Düzel: „Von der Putzkraft bis zum Anwalt packen alle mit an“

Anfangs fuhr Düzel wechselnde Orte an – oft spätabends, ohne genauen Plan. Er war sich aber sicher, dass er mit einer festen Struktur noch mehr Menschen erreichen könnte. Deshalb begann er ab 2016, die Arbeit des Vereins zu professionalisieren. Er startete einen Instagram-Account, um die Aktionen publik zu machen, und gewann so allmählich Unterstützer. „Das war ein Wendepunkt. Immer mehr Menschen haben mitgemacht, und wir konnten die Hilfe ausweiten.“

Seit 2020 sind Düzel und die anderen „Herzensmenschen“ zunächst von montags bis freitags und jetzt von montags bis samstags im Einsatz. Die Mahlzeiten werden täglich ab 16 Uhr in der vereinseigenen Küche zubereitet. Ehrenamtliche helfen beim Kochen, Verpacken und Verteilen. Es handelt sich um Privatpersonen und Mitarbeitende großer Firmen. Sie kommen beispielsweise von Amazon oder von KPMG, einem bekannten Wirtschaftsprüfungsunternehmen, und legen regelmäßig einen sozialen Tag ein. Düzel freut sich über die tatkräftige Unterstützung und sagt: „Es ist schön, zu sehen, wie unterschiedlich die Menschen sind, die sich bei uns engagieren. Von der Putzkraft bis zum Anwalt packen alle mit an.“ Gegen 19 Uhr wird das Essen zum Eschenheimer Tor, in die Innenstadt und ins Bahnhofsviertel gefahren und dort an Bedürftige verteilt.



Özgür Düzel setzt sich für sozial benachteiligte Menschen ein © Andrea Möller

Berührende Projekte für Kinder in Frankfurt

Stützende Hände macht sich aber nicht nur für Obdachlose stark. Sehr berührend ist die Geschichte zweier Kinder, die nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters auf sich allein gestellt waren. Düzel organisierte eine Spendenaktion, die 34 000 Euro einbrachte – genug, um das Haus der Eltern zumindest teilweise abzubezahlen und den Geschwistern ein Heim zu sichern. „Der Junge hat inzwischen sein Abi mit 1,0 gemacht und ist heute bei uns aktiv. Solche Geschichten zeigen, was Menschen erreichen können, wenn sie zusammenhalten“, betont Düzel.

Auch die jährlichen Weihnachtsaktionen des Vereins sind beeindruckend: 2023 verteilte Stützende Hände 16  000 Geschenke an Kinder in Krankenhäusern und Hospizen sowie aus sozial schwachen Familien. Die durch Großspenden von Spielzeug-Hersteller Mattel ermöglichte Initiative ist ein Highlight für den Verein und veranschaulicht, wie weit sein Netzwerk mittlerweile reicht. „Es ist großartig, dass wir jungen Menschen, die es schwer haben, in der Weihnachtszeit eine Freude machen konnten. Das erfüllt mich sehr“, sagt Düzel. Zudem habe er dieses Jahr 110 Schultüten und -ranzen für Kinder organisiert, deren Eltern sich das nicht leisten können.

Finanzielle Mittel für Stützende Hände e.V. erforderlich

Doch die Finanzierung des Vereins bleibt eine Herausforderung. Stützende Hände ist zu 100 Prozent auf Spenden angewiesen und verfügt über eine Fund-Raising-Box. Düzel selbst hat in den ersten Jahren vieles aus eigener Tasche bezahlt. „Ich bin dankbar, dass es mir gut geht. Deswegen setze ich mich für Menschen ein, die weniger oder gar nichts haben.“ Unterstützt wird der Verein von Bäckereien und Supermärkten. Außerdem finden sich unter den Spendern mehrere Gastronomen mit ihren jeweiligen Betrieben. Dazu gehört Robert Serge, der Bei Frau Nanna im Ostend und BonBon’gugu im Nordend führt. Hinzu kommen Ristorante Isoletta und L’Osteria mit ihren Standorten. „Sie alle spenden Lebensmittel. Die Bäckerei Huck beispielsweise steuert jeden Tag 150 frische Brötchen bei. Die anderen spenden einmal oder mehrmals im Monat fertige Mahlzeiten für 250 Personen.“

Projekt der Zukunft: Jugendhaus „Zentrum 069“

Ein zentrales Projekt für die Zukunft ist das Zentrum 069, ein Jugendhaus mit 1200 Quadratmetern im Gallusviertel, das Kindern aus sozial schwachen Familien Chancengleichheit bieten soll. Düzel sieht Bildung als Schlüssel zur Veränderung: „Doch wenn Kinder im Unterricht nicht mitkommen, benötigen sie Nachhilfe, die viele Eltern aber nicht bezahlen können. Diese jungen Menschen möchten wir unterstützen, ihnen die Möglichkeit geben, etwas aus sich zu machen.“ Das Zentrum soll ein Ort werden, an dem Kinder zwischen 10 und 18 Jahren nicht nur lernen, sondern auch soziale Angebote wahrnehmen können – mit Kursen in Kunst, Musik und Sport sowie einer warmen Mahlzeit pro Tag. Düzel ist optimistisch, dass dieses Projekt bald starten kann.

Dessen langfristige Finanzierung bereitet ihm allerdings Sorgen. Schließlich fallen Fixkosten an, für die der Verein noch eine Lösung finden muss. „Wenn die Stadt sich beteiligen würde, wäre schon viel geholfen. Natürlich wurden uns einige Türen geöffnet, auch beim Jugend- und Sozialamt.“ Die zuständigen Beamten hätten jedoch gesagt, dass der Verein erst einmal drei Jahre in der Jugendarbeit tätig sein müsse, bevor er mit öffentlichen Mitteln unterstützt werden könne. „Aber wenn wir drei Jahre ohne die Stadt stemmen können, brauchen wir sie danach auch nicht mehr.“

Düzel: „Unsere Arbeit zeigt, wie viel wir bewegen können“

Ursprünglich war geplant, aus dem Gebäude eine Unterkunft für Obdachlose zu machen. Mit 36 gut ausgestatteten Einheiten, in denen jeder Bewohner Privatsphäre hat. Nun bietet der Frankfurter Verein bereits Unterkünfte in Containern. „Die dort herrschenden Verhältnisse könnten aber menschenwürdiger sein“, meint Düzel. „Also dachte ich, dass wir das mit unserem Gebäude schaffen, dass wir die Menschen so vielleicht auch resozialisieren können.“

Einer seiner Freunde stellte das Haus kostenlos zur Verfügung, entwarf die Baupläne, beauftragte einen Architekten und ließ neben einer Heizanlage für die Nassräume neue Fenster einbauen. „Außerdem versprach er mir, das Projekt nach Abschluss ein Jahr lang zu finanzieren. Ich war begeistert, ging zur Stadt und war mir fast sicher, dass wir unterstützt werden.“ Dezernat 8 sei jedoch das einzige gewesen, das sich zu helfen bereit erklärte, und zwar beim Brandschutz. Daher sei dieses Projekt gescheitert.

Trotzdem bleibt Düzel optimistisch. „Unsere Arbeit zeigt, wie viel wir bewegen können, wenn wir zusammenhalten. Es geht nicht um mich, sondern um die Sache.“ Doch wenn er einmal zurückblicke, wisse er, dass er nicht umsonst hier gewesen sei.

Info
Stützende Hände e. V.
Seit 2013 setzt sich der Verein für hilfsbedürftige Menschen in Frankfurt und Umgebung ein.
www.stuetzende-haende.de
 
Fotogalerie:
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18. Februar 2025, 12.15 Uhr
Andrea Möller
 
 
 
 
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