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Straßenbahnlinie 18 eingeweiht
Neue Tram in Frankfurt (und neue Fahrpreise)
Großer Bahnhof im Frankfurter Bogen: dort wurde gestern die Linie 18 eingeweiht. Mit dem Fahrplanwechsel wurden außerdem im gesamten RMV-Gebiet die Preise erhöht - moderat, wie der Verkehrsverbund meint.
Sonntag 11 Uhr in Frankfurt. Die Buden am Weihnachtsmarkt bereiten sich langsam auf den Ansturm am Nachmittag vor. Vor der Straßenbahnhaltestelle Römer/ Paulskirche ist für einen kalten Wintertag am dritten Advent viel los. Da dreht die Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU) eine Runde auf einem Kinderroller. Michael Paris lächelt samt Familie in eine Fernsehkamera. Die Oberbürgermeister-Kandidatin der Grünen, Rosemarie Heilig, kommt mit grünem Schal und grüner Umhängetasche um die Ecke gelaufen. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Helmut Heuser ist in ein Gespräch mit dem Ortsvorsteher von Preungesheim Robert Lange vertieft. Drei Sicherheitskräfte passen auf, dass die Kinder nicht auf die Schienen laufen. Denn es ist soweit: Um 11.25 Uhr fährt der Sonderzug der Linie 18 ein, die ab sofort zwischen Lokalbahnhof, Konstablerwache und Gravensteiner Platz pendelt. In 27 Minuten ist man nun vom Lokalbahnhof am Frankfurter Bogen. 13.000 Menschen sollen täglich die Tram nutzen.
Frankfurts Verkehrsdezernent Stefan Maier (Grüne) sitzt hinter dem Steuer im Fahrerhäuschen des Sonderzugs. Doch diesen Platz macht ihm die Oberbürgermeisterin streitig. Wie ein verspieltes Kind möchte auch sie alle Knöpfe mal gedrückt haben. Der Schaffner beobachtet alles mit Argusaugen. Will er doch nicht, dass gleich am ersten Tag ein Unfall auf der neuen Strecke passiert. So geht es vorbei am Nibelungenplatz, wo es in den vergangenen zweieinhalb Jahren Bauzeit zu erheblichen Verkehrsbehinderungen kam. Die Oberbürgermeisterin umschreibt das so: „Es war eine große Herausforderung, mitten in Frankfurt und auf einer der wichtigsten Ein- und Ausfallstraßen eine Straßenbahn zu bauen.“ Eine neue Straße wurde gebaut. Unterirdisch wurden Kabel, Rohre und Kanäle verlegt. Acht neue Haltestellen hat die Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) gebaut - 36.000 Tonnen Schotter, 13.000 Tonnen Asphalt, fast 17 Kilometer Fahrdraht und Tragseile mit einem Gewicht von zusammen nahezu 20 Tonnen mussten für den Bau der Bahn bewegt werden. 50 Firmen waren an dem Projekt beteiligt. Jetzt ist nichts mehr von der nervtötenden Baustelle zu sehen. Die Straßenlaternen stehen auch wieder an der richtigen Stelle. Hatte eine Baufirma im Sommer doch für Furore gesorgt, weil sie die Laternen mitten auf dem Radweg installiert hatten. „Ein Schildbürgerstreich“, schimpft noch heute die Oberbürgermeisterin.
Plötzlich ruckelt die Straßenbahn, kommt zum Stehen. Die Lichter gehen aus. Frau Roth hat den Wagen abgewürgt. „Eine Straßenbahn zu bedienen ist auch eine Führungsmaßnahme“, sagt Roth. „Ich habe heute gelernt, dass es einfach ist, die Stadt Frankfurt jahrelang zu führen, als eine Straßenbahn.“ Kurz vor der A 661 schwenkt die neu gebaute, 3,5 Kilometer lange Trasse Richtung Preungesheim. „Das ist für die Autofahrer auch ganz schön irritierend, dass ihnen die Straßenbahn jetzt entgegenkommt“, bemerkt Petra Roth, die mit Stefan Maier wieder die Position gewechselt hat. Die Fahrt geht an Schrebergärten und einer mit Graffiti besprühten Mauer vorbei. „Das ist keine Schallschutzmauer, sondern ein Sichtschutz“, sagt Stefan Maier. „Damit die Straßenbahnfahrer nicht von den entgegenkommenden Autolichtern geblendet werden.“
An der Endhaltestelle Gravensteiner Platz warten schon die Anwohner, die ihre neue Verkehrsanbindung mit einem großen Fest feiern, auf die Politiker. Ein grünes Band wird noch schnell durchgeschnitten. Jetzt ist die neue Trasse offiziell eingeweiht. Fehlt nur noch die Genehmigung vom Regierungspräsidium Darmstadt. „Wir sind gerade noch schwarz gefahren“, so Roth. Doch Regierungspräsident Johannes Baron hat die nötigen Unterlagen dabei, überreicht sie dem Stadtoberhaupt: „Die Genehmigung ist jetzt 30 Jahre gültig. Anschließend muss sie noch mal erneuert werden.“
Der Rhein-Main-Verkehrsverbund hat mit dem gestrigen Fahrplanwechsel die Preise erhöht - "moderat", wie es beim RMV heißt, um durchschnittlich 2,7 Prozent. Für Frankfurt bedeutet das: die Einzelfahrt kostet 2,50 Euro (plus 10 Cent). Wer in angrenzende Orte wie Oberursel oder Offenbach fährt, muss 20 Cent mehr und damit 4,10 Euro zahlen. Der RMV begründet die Preiserhöhung damit, dass die Kosten für Personal und Energie gestiegen seien. Während solche Preiserhöhungen im Dezember schon zur Tradition geworden sind, steht zu befürchten, dass die RMV-Kunden in einem Jahr mit noch höheren Belastungen zu rechnen haben. Aufgrund der von den Bürgern bei der vergangenen Landtagswahl beschlossenen Schuldenbremse, will die Landesregierung im Nahverkehr gut 20 Millionen Euro sparen. Dieses Geld wollen sich die Verkehrsverbünde von ihren Kunden wiederholen.
Frankfurts Verkehrsdezernent Stefan Maier (Grüne) sitzt hinter dem Steuer im Fahrerhäuschen des Sonderzugs. Doch diesen Platz macht ihm die Oberbürgermeisterin streitig. Wie ein verspieltes Kind möchte auch sie alle Knöpfe mal gedrückt haben. Der Schaffner beobachtet alles mit Argusaugen. Will er doch nicht, dass gleich am ersten Tag ein Unfall auf der neuen Strecke passiert. So geht es vorbei am Nibelungenplatz, wo es in den vergangenen zweieinhalb Jahren Bauzeit zu erheblichen Verkehrsbehinderungen kam. Die Oberbürgermeisterin umschreibt das so: „Es war eine große Herausforderung, mitten in Frankfurt und auf einer der wichtigsten Ein- und Ausfallstraßen eine Straßenbahn zu bauen.“ Eine neue Straße wurde gebaut. Unterirdisch wurden Kabel, Rohre und Kanäle verlegt. Acht neue Haltestellen hat die Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) gebaut - 36.000 Tonnen Schotter, 13.000 Tonnen Asphalt, fast 17 Kilometer Fahrdraht und Tragseile mit einem Gewicht von zusammen nahezu 20 Tonnen mussten für den Bau der Bahn bewegt werden. 50 Firmen waren an dem Projekt beteiligt. Jetzt ist nichts mehr von der nervtötenden Baustelle zu sehen. Die Straßenlaternen stehen auch wieder an der richtigen Stelle. Hatte eine Baufirma im Sommer doch für Furore gesorgt, weil sie die Laternen mitten auf dem Radweg installiert hatten. „Ein Schildbürgerstreich“, schimpft noch heute die Oberbürgermeisterin.
Plötzlich ruckelt die Straßenbahn, kommt zum Stehen. Die Lichter gehen aus. Frau Roth hat den Wagen abgewürgt. „Eine Straßenbahn zu bedienen ist auch eine Führungsmaßnahme“, sagt Roth. „Ich habe heute gelernt, dass es einfach ist, die Stadt Frankfurt jahrelang zu führen, als eine Straßenbahn.“ Kurz vor der A 661 schwenkt die neu gebaute, 3,5 Kilometer lange Trasse Richtung Preungesheim. „Das ist für die Autofahrer auch ganz schön irritierend, dass ihnen die Straßenbahn jetzt entgegenkommt“, bemerkt Petra Roth, die mit Stefan Maier wieder die Position gewechselt hat. Die Fahrt geht an Schrebergärten und einer mit Graffiti besprühten Mauer vorbei. „Das ist keine Schallschutzmauer, sondern ein Sichtschutz“, sagt Stefan Maier. „Damit die Straßenbahnfahrer nicht von den entgegenkommenden Autolichtern geblendet werden.“
An der Endhaltestelle Gravensteiner Platz warten schon die Anwohner, die ihre neue Verkehrsanbindung mit einem großen Fest feiern, auf die Politiker. Ein grünes Band wird noch schnell durchgeschnitten. Jetzt ist die neue Trasse offiziell eingeweiht. Fehlt nur noch die Genehmigung vom Regierungspräsidium Darmstadt. „Wir sind gerade noch schwarz gefahren“, so Roth. Doch Regierungspräsident Johannes Baron hat die nötigen Unterlagen dabei, überreicht sie dem Stadtoberhaupt: „Die Genehmigung ist jetzt 30 Jahre gültig. Anschließend muss sie noch mal erneuert werden.“
Der Rhein-Main-Verkehrsverbund hat mit dem gestrigen Fahrplanwechsel die Preise erhöht - "moderat", wie es beim RMV heißt, um durchschnittlich 2,7 Prozent. Für Frankfurt bedeutet das: die Einzelfahrt kostet 2,50 Euro (plus 10 Cent). Wer in angrenzende Orte wie Oberursel oder Offenbach fährt, muss 20 Cent mehr und damit 4,10 Euro zahlen. Der RMV begründet die Preiserhöhung damit, dass die Kosten für Personal und Energie gestiegen seien. Während solche Preiserhöhungen im Dezember schon zur Tradition geworden sind, steht zu befürchten, dass die RMV-Kunden in einem Jahr mit noch höheren Belastungen zu rechnen haben. Aufgrund der von den Bürgern bei der vergangenen Landtagswahl beschlossenen Schuldenbremse, will die Landesregierung im Nahverkehr gut 20 Millionen Euro sparen. Dieses Geld wollen sich die Verkehrsverbünde von ihren Kunden wiederholen.
12. Dezember 2011, 06.36 Uhr
nil/ jlo
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