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Rockmarket
"Die Off-Spaces helfen der Ausgehkultur"
Frank Lottermann organisiert zusammen mit Lorenzo Bizzi (rechts im Foto) Partys unter dem Signet Rockmarket. Vor der Off-Party am Freitagabend: Ein Gespräch über Ausgehkultur als Standortfaktor.
Herr Lottermann, Sie organisieren ziemlich coole Partys unter dem Label Rockmarket – aktuell in der ehemaligen Zentrale der Société Général. Eigentlich war nur der November geplant, jetzt geht es auch im Januar weiter. Wie ging das das?
Frank Lottermann: Erst einmal durch einen großzügigen Hausbesitzer. In diesem Fall ist es Jürgen Groß vom Projektentwickler Groß&Partner, der uns mal machen lässt. Es gibt nicht viele, die so denken, aber es werden mehr. Gerade in einer Stadt wie Frankfurt mit seinem hohen Leerstand bei Büroimmobilien gibt es Potenzial für Zwischennutzungen.
Und die Stadt duldet solche Off-Locations?
Mehr als das. Wirtschaftsdezernent Markus Frank hat unsere Agentur besucht, und nicht nur das: er hilft uns auch nach Kräften, wenn wir die Hilfe der Stadt brauchen. Auch der Leiter der Wirtschaftsförderung, Peter Kania, setzt sich für uns ein. Der Fokus der Stadt hat sich in den letzten Jahren stark auf die sogenannte Kreativbranche verschoben, sie hat verstanden, das einiges aus der Subkultur heraus entstehen kann.
Sie selbst sind das beste Beispiel …
1996 haben wir im Niemandsland hinter der Messe unter dem Signet der Nordisk-Spedition angefangen, Partys zu machen. Die liefen besser als gedacht, als Designer bekam ich auch einige Aufträge. Deshalb gründeten Lorenzo Bizzi und ich unsere Full-Service-Agentur. Heute sind wir 30 Leute.
Ende der 90er-Jahre war die Stimmung in Frankfurt ganz anders. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?
Es war eine Kampagne gegen die Off-Kultur. Gleich eine ganze Reihe von Clubs wie das Lissania Essay von Shantel und auch das Nordisk wurden innerhalb von zwei Wochen dichtgemacht. Ich glaube, das war nicht der richtige Weg. Konfrontation bringt niemandem etwas – und heute merkt man, wie sehr es hilft, dass wir uns zum Beispiel eng mit der Bauaufsicht austauschen.
Sind das konstruktive Gespräche?
Die sind richtig entgegenkommend, sagen, was geht und was nicht und wie wir mit geringem Aufwand die Auflagen einhalten können. Uns ist genauso wichtig wie denen, das nichts passiert. Was den Lärmschutz angeht, gilt in Frankfurt von Seiten der Behörden mittlerweile der Spruch: Wo kein Kläger, da kein Richter. Einer der Gründe, warum wir diesmal in einen guten Schallschutz investiert haben. Und auch einer der Gründe dafür, dass vielerorts kleine Off-Locations entstehen. Da sind wieder viele junge Leute unterwegs und wagen etwas. Die Stadt bringt das voran und die Politiker verkaufen es als Standortvorteil.
Eine Mischung aus Kunst und Kommerz?
Ganz genau. Wir sind jetzt wieder in Kontakt mit Theatern, mit Museen. In der Diamantenbörse, wo wir 2011 Partys machten, führte ja auch das Schauspiel Frankfurt ein Stück auf. Und dann gibt es natürlich viele, viele Anfragen für Unternehmensempfänge, für Verlagspartys, Modeschauen und Fotoshootings. Solche Orte ziehen die Kunst- und Theaterszene der Stadt an – und daraus entsteht ein unheimliches Potential.
Manch professioneller Clubbetreiber sieht die Off-Kultur als Konkurrenz für sein Geschäft. Hinter der Hand wird über Rockmarket und andere Akteure gelästert ...
Meine Meinung ist: Je mehr Leute in die Stadt gezogen werden, umso besser. Wenn am Abend nur eine Party am Start ist, die mich interessiert, fällt es schwer, das heimische Sofa zu verlassen. Wenn ich aber weiß: "wow, das ist alles heute los?", dann gehen die Leute auch raus, gehen vielleicht erst in den Rockmarket, dann ins Lido, dann noch ins Gibson. Die Off-Spaces helfen der Ausgehkultur.
>> Rockmarket / Dead Rose Music Company
11.1., Mainzer Landstraße 36, Facebook-Link
Frank Lottermann: Erst einmal durch einen großzügigen Hausbesitzer. In diesem Fall ist es Jürgen Groß vom Projektentwickler Groß&Partner, der uns mal machen lässt. Es gibt nicht viele, die so denken, aber es werden mehr. Gerade in einer Stadt wie Frankfurt mit seinem hohen Leerstand bei Büroimmobilien gibt es Potenzial für Zwischennutzungen.
Und die Stadt duldet solche Off-Locations?
Mehr als das. Wirtschaftsdezernent Markus Frank hat unsere Agentur besucht, und nicht nur das: er hilft uns auch nach Kräften, wenn wir die Hilfe der Stadt brauchen. Auch der Leiter der Wirtschaftsförderung, Peter Kania, setzt sich für uns ein. Der Fokus der Stadt hat sich in den letzten Jahren stark auf die sogenannte Kreativbranche verschoben, sie hat verstanden, das einiges aus der Subkultur heraus entstehen kann.
Sie selbst sind das beste Beispiel …
1996 haben wir im Niemandsland hinter der Messe unter dem Signet der Nordisk-Spedition angefangen, Partys zu machen. Die liefen besser als gedacht, als Designer bekam ich auch einige Aufträge. Deshalb gründeten Lorenzo Bizzi und ich unsere Full-Service-Agentur. Heute sind wir 30 Leute.
Ende der 90er-Jahre war die Stimmung in Frankfurt ganz anders. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?
Es war eine Kampagne gegen die Off-Kultur. Gleich eine ganze Reihe von Clubs wie das Lissania Essay von Shantel und auch das Nordisk wurden innerhalb von zwei Wochen dichtgemacht. Ich glaube, das war nicht der richtige Weg. Konfrontation bringt niemandem etwas – und heute merkt man, wie sehr es hilft, dass wir uns zum Beispiel eng mit der Bauaufsicht austauschen.
Sind das konstruktive Gespräche?
Die sind richtig entgegenkommend, sagen, was geht und was nicht und wie wir mit geringem Aufwand die Auflagen einhalten können. Uns ist genauso wichtig wie denen, das nichts passiert. Was den Lärmschutz angeht, gilt in Frankfurt von Seiten der Behörden mittlerweile der Spruch: Wo kein Kläger, da kein Richter. Einer der Gründe, warum wir diesmal in einen guten Schallschutz investiert haben. Und auch einer der Gründe dafür, dass vielerorts kleine Off-Locations entstehen. Da sind wieder viele junge Leute unterwegs und wagen etwas. Die Stadt bringt das voran und die Politiker verkaufen es als Standortvorteil.
Eine Mischung aus Kunst und Kommerz?
Ganz genau. Wir sind jetzt wieder in Kontakt mit Theatern, mit Museen. In der Diamantenbörse, wo wir 2011 Partys machten, führte ja auch das Schauspiel Frankfurt ein Stück auf. Und dann gibt es natürlich viele, viele Anfragen für Unternehmensempfänge, für Verlagspartys, Modeschauen und Fotoshootings. Solche Orte ziehen die Kunst- und Theaterszene der Stadt an – und daraus entsteht ein unheimliches Potential.
Manch professioneller Clubbetreiber sieht die Off-Kultur als Konkurrenz für sein Geschäft. Hinter der Hand wird über Rockmarket und andere Akteure gelästert ...
Meine Meinung ist: Je mehr Leute in die Stadt gezogen werden, umso besser. Wenn am Abend nur eine Party am Start ist, die mich interessiert, fällt es schwer, das heimische Sofa zu verlassen. Wenn ich aber weiß: "wow, das ist alles heute los?", dann gehen die Leute auch raus, gehen vielleicht erst in den Rockmarket, dann ins Lido, dann noch ins Gibson. Die Off-Spaces helfen der Ausgehkultur.
>> Rockmarket / Dead Rose Music Company
11.1., Mainzer Landstraße 36, Facebook-Link
11. Januar 2013, 11.44 Uhr
Interview: Nils Bremer
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