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Rechtsextremismus: Möllner Rede
Morddrohungen gegen Kabarettistin İdil Baydar
Am kommenden Sonntag findet im Historischen Museum Frankfurt eine Veranstaltung in Gedenken an die Opfer der rechtsextremen Anschläge von Mölln statt. Geplant ist auch eine Rede der Kabarettistin İdil Baydar – sie soll im Vorfeld Morddrohungen erhalten haben.
Die Schauspielerin und Kabarettistin İdil Baydar, bekannt als „Jilet Ayşe", setzt sich in ihrem Bühnenprogramm regelmäßig mit Themen wie Rassismus, Diskriminierung und Migration auseinander. Bereits zu Beginn des Jahres erhielt die Künstlerin Morddrohungen; Baydar machte diese bewusst öffentlich und thematisierte zugleich ihr mangelndes Vertrauen in die Sicherheitsbehörden. Nun soll sie nach eigenen Angaben erneut bedroht werden. Wie die Bildungsstätte Anne Frank bekannt gab, habe İdil Baydar im Vorfeld ihrer Rede anlässlich einer Gedenkveranstaltung für die rechtsextremen Anschläge von Mölln Morddrohungen erhalten.
Baydar sieht die Drohungen in einem Zusammenhang mit den Drohungen gegen Politikerinnen und Politikern und anderen Personen der Öffentlichkeit, die in jüngster Vergangenheit publik geworden sind. „Die rechtsextreme Szene ist stark bewaffnet und von den geistigen Brandstiftern gestärkt. Wer immer noch von Einzeltätern spricht, handelt komplett fahrlässig“, so Baydar. Aktuelle Beispiele sind die Morddrohungen des „NSU 2.0“ gegen die Frankfurter Anwältin Seda Basay-Yildiz, der Anschlag auf einen Eritreer in Wächtersbach sowie die Ermordung des Regierungspräsidenten Walter Lübcke in Kassel.
Wie schon bei den ersten Drohungen im Frühjahr, fühle sich İdil Baydar jedoch auch jetzt nicht ausreichend durch die Sicherheitsbehörden geschützt: „Ich habe kein Vertrauen mehr in die Behörden und glaube auch nicht an eine tatsächliche Aufklärung der Geschehnisse.“ Ihre Rede wolle sie dennoch halten: „Für mich ist klar, dass ich die Möllner Rede halten werde. Jetzt erst recht! Wir sind es den Opfern von rechtem Terror schuldig, jetzt nicht klein beizugeben.“
Die „Möllner Rede“
Am 23. November 1992 wurden Ayşe Yılmaz (14), Yeliz (10) und Bahide Arslan (51) bei einem rassistischen Brandanschlag in Mölln ermordet. Weitere Familienmitglieder wurden damals schwer verletzt. In den ersten vier Jahren nach dem Anschlag war die „Möllner Rede“ Teil der Erinnerungskultur der Stadt Mölln, 2013 wurde sie eingestellt. Derzeit findet die Rede im „Exil“, in wechselnden Städten statt. In der Vergangenheit erfolgten die Gedenkveranstaltungen bereits in Berlin, Köln und Dortmund. Am Sonntag, 17. November, sprechen die Schauspielerin Idil Baydar und Mitglieder der Familie Arslan im Historischen Museum Frankfurt.
Die „Möllner Rede im Exil“ wird vom Vorbereitungskreis „Möllner Rede im Exil“ in Kooperation mit Familie Arslan und dem Freundeskreis in Gedenken an die rassistischen Brandanschläge von Mölln im November 1992 organisiert. Teil des Frankfurter Vorbereitungskreises sind das Bündnis „Kein Schlussstrich Hessen“ und die Initiative „Schwarze Menschen in Deutschland“. Gefördert und unterstützt wird die Gedenkveranstaltung unter anderem von der Stiftung Citoyen, der Amadeu Antonio Stiftung, den Asten der Goethe Universität und der Frankfurter University of Applied Sciences und dem Forschungsinstitut für gesellschaftliche Weiterentwicklung (FGW).
Ibrahim Arslan, der damals als 7-Jähriger den Brandanschlag in Mölln überlebte, sagt: „Uns kann niemand mehr mundtot machen. Bei der Möllner Rede im Exil sprechen wir als Hauptzeugen des Geschehenen. Dort ist ein Ort für die Wertschätzung unserer Geschichten, die wir jahrelang als Opfer und Betroffene von der Politik erwartet, doch nicht bekommen haben. Indem wir unsere Opferperspektive in den Vordergrund rücken, verändern wir diese Gesellschaft.“ Jan Gerchow, Direktor des Historischen Museums Frankfurt, freut sich, dass die Möllner Rede im Exil 2019 in seinem Haus stattfindet: „Wir präsentieren seit vielen Jahren Migrationsgeschichte in unserem Museum, seit 2017 als ein Querschnittsthema in fast allen unseren Ausstellungen. In 2020 werden wir die große Ausstellung 'Rassismus - Die Erfindung von Menschenrassen‘ aus dem Deutschen Hygienemuseum Dresden hier zeigen und durch eine Stadtlabor-Ausstellung ergänzen. Das Historische Museum hat die ‘Frankfurter Erklärung der Vielen‘ unterzeichnet und bezieht Position gegen Rassismus, Antisemitismus und andere Formen der Ausgrenzung."
Der Vortrag findet am Sonntag, 17. November, im Historischen Museum Frankfurt um 14 Uhr statt. Der Eintritt ist frei.
Baydar sieht die Drohungen in einem Zusammenhang mit den Drohungen gegen Politikerinnen und Politikern und anderen Personen der Öffentlichkeit, die in jüngster Vergangenheit publik geworden sind. „Die rechtsextreme Szene ist stark bewaffnet und von den geistigen Brandstiftern gestärkt. Wer immer noch von Einzeltätern spricht, handelt komplett fahrlässig“, so Baydar. Aktuelle Beispiele sind die Morddrohungen des „NSU 2.0“ gegen die Frankfurter Anwältin Seda Basay-Yildiz, der Anschlag auf einen Eritreer in Wächtersbach sowie die Ermordung des Regierungspräsidenten Walter Lübcke in Kassel.
Wie schon bei den ersten Drohungen im Frühjahr, fühle sich İdil Baydar jedoch auch jetzt nicht ausreichend durch die Sicherheitsbehörden geschützt: „Ich habe kein Vertrauen mehr in die Behörden und glaube auch nicht an eine tatsächliche Aufklärung der Geschehnisse.“ Ihre Rede wolle sie dennoch halten: „Für mich ist klar, dass ich die Möllner Rede halten werde. Jetzt erst recht! Wir sind es den Opfern von rechtem Terror schuldig, jetzt nicht klein beizugeben.“
Die „Möllner Rede“
Am 23. November 1992 wurden Ayşe Yılmaz (14), Yeliz (10) und Bahide Arslan (51) bei einem rassistischen Brandanschlag in Mölln ermordet. Weitere Familienmitglieder wurden damals schwer verletzt. In den ersten vier Jahren nach dem Anschlag war die „Möllner Rede“ Teil der Erinnerungskultur der Stadt Mölln, 2013 wurde sie eingestellt. Derzeit findet die Rede im „Exil“, in wechselnden Städten statt. In der Vergangenheit erfolgten die Gedenkveranstaltungen bereits in Berlin, Köln und Dortmund. Am Sonntag, 17. November, sprechen die Schauspielerin Idil Baydar und Mitglieder der Familie Arslan im Historischen Museum Frankfurt.
Die „Möllner Rede im Exil“ wird vom Vorbereitungskreis „Möllner Rede im Exil“ in Kooperation mit Familie Arslan und dem Freundeskreis in Gedenken an die rassistischen Brandanschläge von Mölln im November 1992 organisiert. Teil des Frankfurter Vorbereitungskreises sind das Bündnis „Kein Schlussstrich Hessen“ und die Initiative „Schwarze Menschen in Deutschland“. Gefördert und unterstützt wird die Gedenkveranstaltung unter anderem von der Stiftung Citoyen, der Amadeu Antonio Stiftung, den Asten der Goethe Universität und der Frankfurter University of Applied Sciences und dem Forschungsinstitut für gesellschaftliche Weiterentwicklung (FGW).
Ibrahim Arslan, der damals als 7-Jähriger den Brandanschlag in Mölln überlebte, sagt: „Uns kann niemand mehr mundtot machen. Bei der Möllner Rede im Exil sprechen wir als Hauptzeugen des Geschehenen. Dort ist ein Ort für die Wertschätzung unserer Geschichten, die wir jahrelang als Opfer und Betroffene von der Politik erwartet, doch nicht bekommen haben. Indem wir unsere Opferperspektive in den Vordergrund rücken, verändern wir diese Gesellschaft.“ Jan Gerchow, Direktor des Historischen Museums Frankfurt, freut sich, dass die Möllner Rede im Exil 2019 in seinem Haus stattfindet: „Wir präsentieren seit vielen Jahren Migrationsgeschichte in unserem Museum, seit 2017 als ein Querschnittsthema in fast allen unseren Ausstellungen. In 2020 werden wir die große Ausstellung 'Rassismus - Die Erfindung von Menschenrassen‘ aus dem Deutschen Hygienemuseum Dresden hier zeigen und durch eine Stadtlabor-Ausstellung ergänzen. Das Historische Museum hat die ‘Frankfurter Erklärung der Vielen‘ unterzeichnet und bezieht Position gegen Rassismus, Antisemitismus und andere Formen der Ausgrenzung."
Der Vortrag findet am Sonntag, 17. November, im Historischen Museum Frankfurt um 14 Uhr statt. Der Eintritt ist frei.
11. November 2019, 15.40 Uhr
Sheera Plawner
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