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Der Worte sind genug gewechselt
Die Schlacht ums Stadthaus
Im Dom-Römer-Ausschuss wurde am Dienstag wieder leidenschaftlich über das Stadthaus diskutiert. Die Bürgerinitiative SOS Dom-Panorama hielt einen Vortrag und hat angeblich 10.000 Unterschriften dagegen gesammelt.
Das Engagement und den Feuereifer, den die Bürgerinitiative SOS Dom-Panorama an den Tag legt, ist schon bewundernswert. Unermüdlich kämpft sie für eine unverbaute Sicht auf den Dom. Und die ist bereits heute nicht mehr gewährleistet. Derzeit ist die Sicht mit Brettern verschlagen. Die Ausgrabungsstätte ist durch Sperrholzplatten verdeckt.
Angeblich 10.000 Unterschriften will die Initiative gesammelt haben von Gegnern des Stadthauses, die rund um den Archäologischen Garten angesprochen wurden. Am gestrigen Dienstagabend appellierten die Domblickfans nochmal in einem dreißigminütigen Vortrag an die Stadtverordneten des Dom-Römer-Ausschusses, der regelmäßig tagt und vor dem auch der Chef der Dom-Römer GmbH, Michael Guntersdorf, regelmäßig Rechenschaft über das Altstadtprojekts ablegen muss. Doch die Schlacht gegen das Stadthaus gleicht dem Kampf Don Quichotes gegen die Windmühlen. Und da schon die ersten Maßnahmen ergriffen wurden, um anschließend das Stadthaus über den Archäologischen Garten zu errichten, könnte man fast meinen, der Kampf sei verloren.
An der Rentabilität des Stadthauses, immerhin ein Projekt für das rund 16,2 Millionen Euro Baukosten veranschlagt wurden, hat Michael Guntersdorf keinen Zweifel. Dabei geht es weniger um den musealen Charakter des frei zugänglichen Archäologischen Gartens, sondern mehr um die Vermarktung der obendrüber entstehenden Tagungsräumlichkeiten im Stadthaus. Der Standort sei ideal, so Guntersdorf, ebenso die Erreichbarkeit und die Nachfrage nach kleineren Sälen für Kolloquien, Empfänge und Tagungen steige. So habe etwa das ebenfalls für städtische Empfänge genutzte Haus am Dom eine Auslastung von mehr als 70 Prozent. Auch andere städtische Räume wie der Kaisersaal oder die Römerhallen seien nicht ausreichend für die Nachfrage. Rund 327 Veranstaltungen im Jahr hält Guntersdorfs für den Stadthaussaal für realistisch, mit Mieteinnahmen von mehr als 277.000 Euro rechnet er pro Jahr. Als Betreiber der Räume könne er sich die Saalbau GmbH vorstellen, so der Geschäftsführer der Dom-Römer GmbH. Mit großen Betreiberkosten sei zumindest in puncto Heizung nicht zu rechnen, das Stadthaus werde nach dem Passivhausstandard gebaut.
Doch daran wollen die Mitglieder der Bürgerinitiative SOS Dom-Panorama gar nicht denken. Die Sprecherin Marianne Windelband referierte anschaulich darüber, dass der Stadthauskomplex überdimensoniert sei und für eine Enge auf dem Areal sorge. Doch gerade diese gedrängte Kleinteiligkeit sei ja das Typische für eine Altstadt, entgegnen da die Widersacher. „Die Schirn wurde von der Frankfurter Rundschau als Rammbock gegen den Dom bezeichnet“, mahnt Windelband und wirft zurecht ein, dass man sich der Verantwortung für diese bauliche Entscheidung bewusst sein sollte. „Mag sein, dass die Entscheidung für das Stadthaus sich in zehn Jahren als falsch erweisen wird, dann aber müssen wir dafür geradestehen“, erwidert Jan Schneider, Stadtverordneter der CDU. Er beschwichtigte damit nicht gerade die Gemüter der Bürgerinitiative.
Diese befürchtet, dass der Blick auf den Domturm durch ein an manchen Stellen 25 Meter hohes Stadthaus verdeckt werde und führt ins Feld, dass das Domfenster verschattet werde. Düstere Bilder von Kostenexplosionen, die zu erwarten seien, wurden in dem Vortrag gemalt, dem Michael Guntersdorf nur entgegen konnte, dass die Kosten bislang unter den Vorgaben geblieben seien. Auch das Argument, dass der Haushalt durch die Streichung des Stadthauses entspannt würde, ließen die Stadtverordneten nicht gelten. Sie verweisen auf Sachzwänge, die die Bürgerintiative als fadenscheinige Vorwände abtut. Hinzu käme, so Windelband, dass der Archäologische Garten, in dem die Initiative eine Installation platziert hatte, eine hohe Erlebnisqualität habe, es handle sich um einen Ort der Identifikation, das offene Geschichtsbuch der Stadt.
Ungehalten reagierte Jan Schneider auf den Vortrag: „Ich habe heute nichts Neues gehört. Das ist alter Wein in neuen Schläuchen.“ Das von der Initiative gezeichnete Idyll vor dem Dom konnten bei dem Ausschuss bei weitem nicht alle erkennen. „Ich habe intensiv für das Stadthaus gekämpft“, wetterte etwa Elke Tafel-Stein (FDP). „Für mich ist das ein Unort ohne jegliche Aufenthaltsqualität. Jeder, der vorbei geht, sieht, dass da sich kaum einer aufhält.“ Wolfgang Siefert von den Grünen pflichtete zu seinem eigenen Erstaunen der FDP-Kollegin bei und bezweifelte das ernstzunehmende Zustandekommen von 10.000 Unterschriften gegen das Stadthaus. „Wenn ich mich hinstelle und sage, dass der Archäologische Garten durch das Stadthaus zerstört wird, dann sammele ich auch viele Unterschriften.“
Ein weiteres Argument für das Stadthaus und gegen die Aufenthaltsqualität des alten Gemäuers brachte Heike Hambrock (Grüne) in die Diskussion: „Ich weiß, wie gerne Kinder auf den alten Mauern rumspringen, aber wenn das so weitergeht, haben wir sie bald nicht mehr.“ Der Schutz der Ausgrabungsstätte war stets als einer der Gründe für das Stadthaus angegeben worden. Auch Gerburg Klaehns – eine eifrige Verfechterin des Domblicks – neues Argument, ob man den Einfluss des Stadthauses auf das Glockengeläute des Doms geprüft habe, wurde abgewiesen. „Der Klang werde eher besser, durch den erhöhten Anteil indirekten Schalls“, erklärte Guntersdorf.
Und dann führte die Wortmeldung eines ganz normalen Bürgers die Debatte der Bürgerinitiative ad absurdum. „Ich fühle mich von der Initiative nicht vertreten“, meldete sich Daniel Müller. „Es wird jeder Tourist angesprochen, der vielleicht nie wieder nach Frankfurt kommt und es werden Schreckensszenarien gezeigt. Viele Bürger wünschen sich das Stadthaus, damit der Archäologische Garten erst sehenswert wird.“ Der 34-jährige Mann, der seit neun Jahren in Frankfurt wohnt, freut sich auf die Altstadt. „Mich stört, dass nach der jahrelangen Diskussion und nachdem wir kurz vor einem Ergebnis stehen, alles wieder neu aufgerollt wird.“ So entspricht die Bürgerinitiative ganz offensichtlich nicht der Meinung aller Bürger, auch wenn sie dies scheinbar glaubt.
Und was gibt’s sonst Neues?
An der Braubachstraße soll angrenzend an den Kunstverein ein Boutiquehotel entstehen. 3800 Quadratmeter Fläche hätte das Areal, was letztlich aber nur maximal 70 Zimmern entspräche, so Guntersdorf. Bis Mitte oder Ende Oktober soll nun durchkalkuliert werden, ob sich ein Hotel dieser Größenordnung rechne, drei ernst zu nehmende Interessenten gebe es bereits. Nur suche man auch nach einem Käufer des Hotels, nicht nur nach einem Betreiber. Andernfalls sei die Fläche auch für Wohnungen geeignet, die sich – so Guntersdorf – sicherlich gut vermarkten ließen.
Angeblich 10.000 Unterschriften will die Initiative gesammelt haben von Gegnern des Stadthauses, die rund um den Archäologischen Garten angesprochen wurden. Am gestrigen Dienstagabend appellierten die Domblickfans nochmal in einem dreißigminütigen Vortrag an die Stadtverordneten des Dom-Römer-Ausschusses, der regelmäßig tagt und vor dem auch der Chef der Dom-Römer GmbH, Michael Guntersdorf, regelmäßig Rechenschaft über das Altstadtprojekts ablegen muss. Doch die Schlacht gegen das Stadthaus gleicht dem Kampf Don Quichotes gegen die Windmühlen. Und da schon die ersten Maßnahmen ergriffen wurden, um anschließend das Stadthaus über den Archäologischen Garten zu errichten, könnte man fast meinen, der Kampf sei verloren.
An der Rentabilität des Stadthauses, immerhin ein Projekt für das rund 16,2 Millionen Euro Baukosten veranschlagt wurden, hat Michael Guntersdorf keinen Zweifel. Dabei geht es weniger um den musealen Charakter des frei zugänglichen Archäologischen Gartens, sondern mehr um die Vermarktung der obendrüber entstehenden Tagungsräumlichkeiten im Stadthaus. Der Standort sei ideal, so Guntersdorf, ebenso die Erreichbarkeit und die Nachfrage nach kleineren Sälen für Kolloquien, Empfänge und Tagungen steige. So habe etwa das ebenfalls für städtische Empfänge genutzte Haus am Dom eine Auslastung von mehr als 70 Prozent. Auch andere städtische Räume wie der Kaisersaal oder die Römerhallen seien nicht ausreichend für die Nachfrage. Rund 327 Veranstaltungen im Jahr hält Guntersdorfs für den Stadthaussaal für realistisch, mit Mieteinnahmen von mehr als 277.000 Euro rechnet er pro Jahr. Als Betreiber der Räume könne er sich die Saalbau GmbH vorstellen, so der Geschäftsführer der Dom-Römer GmbH. Mit großen Betreiberkosten sei zumindest in puncto Heizung nicht zu rechnen, das Stadthaus werde nach dem Passivhausstandard gebaut.
Doch daran wollen die Mitglieder der Bürgerinitiative SOS Dom-Panorama gar nicht denken. Die Sprecherin Marianne Windelband referierte anschaulich darüber, dass der Stadthauskomplex überdimensoniert sei und für eine Enge auf dem Areal sorge. Doch gerade diese gedrängte Kleinteiligkeit sei ja das Typische für eine Altstadt, entgegnen da die Widersacher. „Die Schirn wurde von der Frankfurter Rundschau als Rammbock gegen den Dom bezeichnet“, mahnt Windelband und wirft zurecht ein, dass man sich der Verantwortung für diese bauliche Entscheidung bewusst sein sollte. „Mag sein, dass die Entscheidung für das Stadthaus sich in zehn Jahren als falsch erweisen wird, dann aber müssen wir dafür geradestehen“, erwidert Jan Schneider, Stadtverordneter der CDU. Er beschwichtigte damit nicht gerade die Gemüter der Bürgerinitiative.
Diese befürchtet, dass der Blick auf den Domturm durch ein an manchen Stellen 25 Meter hohes Stadthaus verdeckt werde und führt ins Feld, dass das Domfenster verschattet werde. Düstere Bilder von Kostenexplosionen, die zu erwarten seien, wurden in dem Vortrag gemalt, dem Michael Guntersdorf nur entgegen konnte, dass die Kosten bislang unter den Vorgaben geblieben seien. Auch das Argument, dass der Haushalt durch die Streichung des Stadthauses entspannt würde, ließen die Stadtverordneten nicht gelten. Sie verweisen auf Sachzwänge, die die Bürgerintiative als fadenscheinige Vorwände abtut. Hinzu käme, so Windelband, dass der Archäologische Garten, in dem die Initiative eine Installation platziert hatte, eine hohe Erlebnisqualität habe, es handle sich um einen Ort der Identifikation, das offene Geschichtsbuch der Stadt.
Ungehalten reagierte Jan Schneider auf den Vortrag: „Ich habe heute nichts Neues gehört. Das ist alter Wein in neuen Schläuchen.“ Das von der Initiative gezeichnete Idyll vor dem Dom konnten bei dem Ausschuss bei weitem nicht alle erkennen. „Ich habe intensiv für das Stadthaus gekämpft“, wetterte etwa Elke Tafel-Stein (FDP). „Für mich ist das ein Unort ohne jegliche Aufenthaltsqualität. Jeder, der vorbei geht, sieht, dass da sich kaum einer aufhält.“ Wolfgang Siefert von den Grünen pflichtete zu seinem eigenen Erstaunen der FDP-Kollegin bei und bezweifelte das ernstzunehmende Zustandekommen von 10.000 Unterschriften gegen das Stadthaus. „Wenn ich mich hinstelle und sage, dass der Archäologische Garten durch das Stadthaus zerstört wird, dann sammele ich auch viele Unterschriften.“
Ein weiteres Argument für das Stadthaus und gegen die Aufenthaltsqualität des alten Gemäuers brachte Heike Hambrock (Grüne) in die Diskussion: „Ich weiß, wie gerne Kinder auf den alten Mauern rumspringen, aber wenn das so weitergeht, haben wir sie bald nicht mehr.“ Der Schutz der Ausgrabungsstätte war stets als einer der Gründe für das Stadthaus angegeben worden. Auch Gerburg Klaehns – eine eifrige Verfechterin des Domblicks – neues Argument, ob man den Einfluss des Stadthauses auf das Glockengeläute des Doms geprüft habe, wurde abgewiesen. „Der Klang werde eher besser, durch den erhöhten Anteil indirekten Schalls“, erklärte Guntersdorf.
Und dann führte die Wortmeldung eines ganz normalen Bürgers die Debatte der Bürgerinitiative ad absurdum. „Ich fühle mich von der Initiative nicht vertreten“, meldete sich Daniel Müller. „Es wird jeder Tourist angesprochen, der vielleicht nie wieder nach Frankfurt kommt und es werden Schreckensszenarien gezeigt. Viele Bürger wünschen sich das Stadthaus, damit der Archäologische Garten erst sehenswert wird.“ Der 34-jährige Mann, der seit neun Jahren in Frankfurt wohnt, freut sich auf die Altstadt. „Mich stört, dass nach der jahrelangen Diskussion und nachdem wir kurz vor einem Ergebnis stehen, alles wieder neu aufgerollt wird.“ So entspricht die Bürgerinitiative ganz offensichtlich nicht der Meinung aller Bürger, auch wenn sie dies scheinbar glaubt.
Und was gibt’s sonst Neues?
An der Braubachstraße soll angrenzend an den Kunstverein ein Boutiquehotel entstehen. 3800 Quadratmeter Fläche hätte das Areal, was letztlich aber nur maximal 70 Zimmern entspräche, so Guntersdorf. Bis Mitte oder Ende Oktober soll nun durchkalkuliert werden, ob sich ein Hotel dieser Größenordnung rechne, drei ernst zu nehmende Interessenten gebe es bereits. Nur suche man auch nach einem Käufer des Hotels, nicht nur nach einem Betreiber. Andernfalls sei die Fläche auch für Wohnungen geeignet, die sich – so Guntersdorf – sicherlich gut vermarkten ließen.
19. September 2012, 10.57 Uhr
Nicole Brevoord
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Text: Florian Aupor / Foto: Foto: Die U6 an der Hauptwache © Adobe Stock/travelview
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