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Zwischenruf von Manuel Stock
Ehe für alle, die heiraten wollen
Selbst Irland hat sich für Ehen zwischen gleichgeschlechtlichen Paaren ausgesprochen. Nur in Deutschland tut man sich damit schwer. In seinem Zwischenruf bewertet Manuel Stock, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Römer, das Thema.
„Yes!“ – haben fast zwei Drittel der Irinnen und Iren beim Referendum zur Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare gesagt. Längst sind es nicht mehr nur die Niederlande oder die skandinavischen Länder, die die Ehe für Lesben und Schwule geöffnet haben, sondern auch stark katholisch geprägte Länder wie Brasilien oder Spanien.
Immer mehr Staaten also, in denen ich meinen Mann rechtlich korrekt nicht mehr als meinen eingetragenen Lebenspartner vorstellen müsste, sondern eben als das, was er ist: meinen Mann. Und Deutschland hinkt hinterher. 150 Regelungen in 54 Gesetzen sind es im deutschen Recht, die Lebenspartnerschaft und Ehe gegenwärtig unterschiedlich behandeln. 23 davon will der SPD-Bundesjustizminister nun angleichen, das Bundessprengstoffgesetz inklusive. Na danke, wie großzügig! Es ist an der Zeit, die Ehe auch in Deutschland endlich zu öffnen. Sowohl Frauen als auch Männer sollten sowohl Frauen als auch Männer heiraten dürfen – oder auch nicht heiraten, ganz wie sie wollen.
Doch auch das irische Referendum hat einen fahlen Beigeschmack: Darf die Bevölkerung per Mehrheit darüber entscheiden, ob gleiche Rechte für alle gelten oder nicht? Und noch etwas treibt mich um: Die Frage der gesellschaftlichen Akzeptanz von Lesben und Schwulen, von Trans*Personen ganz zu schweigen, wird in der öffentlichen Debatte immer mehr auf das Ehe-Thema reduziert. Darüber hinaus kann die Ehe-Frage – gerade auch von konservativen Kräften – auch dafür missbraucht werden, zwischen den „guten“ Lesben und Schwulen zu unterscheiden, die sich auf ewig binden und monogam leben wollen, und denen, die das nicht wollen.
Die Community ist gefragt: Lasst euch nicht auseinander dividieren! Und auch die Politik. Ich bin stolz, dass wir in Frankfurt weiterhin viel bewegen: das Jugendzentrum Kuss41 ist zum fünfjährigen Jubiläum räumlich erweitert worden, es gibt einen Rathausempfang zum Christopher Street Day, die Koordinierungsstelle für Lesben, Schwule und Transgender nimmt dieses Jahr ihre Arbeit auf, der Internationale Tag gegen Homo- und Transphobie wird würdevoll begangen und es geht voran mit der Platz- und Straßenbenennung nach wichtigen lesbischen oder schwulen Persönlichkeiten. Frankfurt ist seit Mai um den Karl-Heinrich-Ulrichs-Platz reicher, benannt nach dem „ersten Schwulen der Weltgeschichte“, den das Freie Deutsche Hochstift vor 150 Jahren aus seinen Reihen verbannte und das ihm nun eine sehenswerte Ausstellung gewidmet hat.
Alles gut, aber noch lange nicht gut genug, denn irgendwann will ich auch abseits des CSDs mit meinem Mann händchenhaltend über die Konstablerwache gehen und nicht blöd angemacht werden. Dafür setze ich mich ein: auch abseits der Ehe-Frage konsequent gegen die Diskriminierung von Nicht-Heterosexuellen vorzugehen und Akzeptanz zu stärken.
Wie ist Ihre Meinung? Diskutieren Sie mit!
Immer mehr Staaten also, in denen ich meinen Mann rechtlich korrekt nicht mehr als meinen eingetragenen Lebenspartner vorstellen müsste, sondern eben als das, was er ist: meinen Mann. Und Deutschland hinkt hinterher. 150 Regelungen in 54 Gesetzen sind es im deutschen Recht, die Lebenspartnerschaft und Ehe gegenwärtig unterschiedlich behandeln. 23 davon will der SPD-Bundesjustizminister nun angleichen, das Bundessprengstoffgesetz inklusive. Na danke, wie großzügig! Es ist an der Zeit, die Ehe auch in Deutschland endlich zu öffnen. Sowohl Frauen als auch Männer sollten sowohl Frauen als auch Männer heiraten dürfen – oder auch nicht heiraten, ganz wie sie wollen.
Doch auch das irische Referendum hat einen fahlen Beigeschmack: Darf die Bevölkerung per Mehrheit darüber entscheiden, ob gleiche Rechte für alle gelten oder nicht? Und noch etwas treibt mich um: Die Frage der gesellschaftlichen Akzeptanz von Lesben und Schwulen, von Trans*Personen ganz zu schweigen, wird in der öffentlichen Debatte immer mehr auf das Ehe-Thema reduziert. Darüber hinaus kann die Ehe-Frage – gerade auch von konservativen Kräften – auch dafür missbraucht werden, zwischen den „guten“ Lesben und Schwulen zu unterscheiden, die sich auf ewig binden und monogam leben wollen, und denen, die das nicht wollen.
Die Community ist gefragt: Lasst euch nicht auseinander dividieren! Und auch die Politik. Ich bin stolz, dass wir in Frankfurt weiterhin viel bewegen: das Jugendzentrum Kuss41 ist zum fünfjährigen Jubiläum räumlich erweitert worden, es gibt einen Rathausempfang zum Christopher Street Day, die Koordinierungsstelle für Lesben, Schwule und Transgender nimmt dieses Jahr ihre Arbeit auf, der Internationale Tag gegen Homo- und Transphobie wird würdevoll begangen und es geht voran mit der Platz- und Straßenbenennung nach wichtigen lesbischen oder schwulen Persönlichkeiten. Frankfurt ist seit Mai um den Karl-Heinrich-Ulrichs-Platz reicher, benannt nach dem „ersten Schwulen der Weltgeschichte“, den das Freie Deutsche Hochstift vor 150 Jahren aus seinen Reihen verbannte und das ihm nun eine sehenswerte Ausstellung gewidmet hat.
Alles gut, aber noch lange nicht gut genug, denn irgendwann will ich auch abseits des CSDs mit meinem Mann händchenhaltend über die Konstablerwache gehen und nicht blöd angemacht werden. Dafür setze ich mich ein: auch abseits der Ehe-Frage konsequent gegen die Diskriminierung von Nicht-Heterosexuellen vorzugehen und Akzeptanz zu stärken.
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2. Juni 2015, 11.39 Uhr
Manuel Stock
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