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OB-Stichwahl
Der Triumph des Mike Josef
Mit dem 40-Jährigen bekommt Frankfurt wieder einen SPD-Oberbürgermeister. Trotz der im Wahlkampf hochgekochten AWO-Affäre konnte sich Josef in der Stichwahl gegen Becker knapp durchsetzen. Eine Analyse von Jasmin Schülke.
Es war eine Wahl, bei der jede Stimme zählte, und selten war eine Wahl – von der Abwahl im vergangenen November mal abgesehen – so spannend wie diese Stichwahl. Uwe Becker oder Mike Josef – wer kommt in den Römer? Im Vorfeld waren sich alle einig, dass es sehr knapp werden wird. Zwar ist Becker aus dem ersten Wahlgang als Favorit hervorgegangen, aber bei einer Stichwahl werden die Karten bekanntermaßen neu gemischt.
Alles schien darauf anzukommen, wie sich die Grünen-Wählerinnen und -Wähler entscheiden. Deren Partei hatte im Vorfeld der Wahl für Irritationen gesorgt. Die Römer-Fraktion der Grünen sprach sich für eine Unterstützung des SPD-Kandidaten Josef aus, die Partei dagegen nicht. Ein später gelöschter Tweet der Grünen-Kandidatin Manuela Rottmann mit dem Zitat „Si tacuisses philosophus mansisses – Hättest du geschwiegen hättest, wärst du ein Philosoph geblieben“ hatte zudem gezeigt, dass es hinter den Grünen-Kulissen ordentlich kocht.
OB-Stich-Wahl: Hinter den Grünen-Kulissen brodelte es
Erst nach dem ersten Wahlkampf war bekannt geworden, dass der Leiter des Hauptamts, Tarkan Akman, in die AWO-Affäre verwickelt ist. Wäre dies vorher bekannt geworden, hätte dies einen Einfluss darauf haben können, wer in die Stichwahl kommt. Hätte, hätte, es kam anders. Dass gegen Akman ermittelt wird, wurde erst nach dem ersten Wahlgang öffentlich. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Nun ist klar: Mike Josef konnte dem langen Schatten der AWO-Affäre entkommen, er hat die Wahl knapp vor Uwe Becker gewonnen, vor allem vermutlich mit den Stimmen der Grünen-Wähler. Uwe Becker gratulierte ihm zum Wahlsieg. „Ich hoffe, dass Mike Josef den Stillstand beenden kann. Meine besten Wünsche begleiten ihn.“ Frankfurt hat damit nach Peter Feldmann wieder einen SPD-Oberbürgermeister.
Mike Josef ist neuer OB und will bei AWO aufräumen
Wie sein Kontrahent Uwe Becker, kennt sich Mike Josef in der Stadtpolitik bestens aus. Der Diplom-Politologe ist Stadtrat für Planen, Wohnen und Sport. Viele konnten mit ihm als SPD-Kandidaten keinen richtigen Neuanfang verbinden. Er bekam im Wahlkampf daher immer wieder die Frage gestellt, wie er den AWO-Sumpf trockenlegen wolle. „Dazu habe ich eine klare Haltung. Ich dulde keine Korruption. Auch um die sehr große Mehrheit der anständigen Kolleginnen und Kollegen zu schützen. Es muss jetzt alles auf den Tisch, dann machen wir klar Schiff“, sagte Josef.
Das Hauptamt wolle er umstrukturieren. Hier werden die Bürgerinnen und Bürger genau hinschauen, und es ist Mike Josefs Aufgabe, aufzuklären, Transparenz zu schaffen, um verloren gegangenes Vertrauen wiederzugewinnen. Dazu gehört auch das System, das Feldmann im Römer etabliert hat, zu beenden, und die ganzen Günstlinge, die sein Amtsvorgänger um sich geschart hat, und die in den Genuss von Bevorzugungen kamen, und sich nun auf den Nachfolger konzentrieren, auf Distanz zu halten.
Die Frankfurterinnen und Frankfurter haben im November gezeigt, dass es ihnen nicht egal ist, wer diese Stadt regiert, und den Weg für einen Neuanfang frei gemacht. Mike Josef ist klug genug, das zu wissen. Er muss nun das nötige Durchsetzungsvermögen entwickeln, die Korruption bekämpfen und den Reformstau beenden.
Alles schien darauf anzukommen, wie sich die Grünen-Wählerinnen und -Wähler entscheiden. Deren Partei hatte im Vorfeld der Wahl für Irritationen gesorgt. Die Römer-Fraktion der Grünen sprach sich für eine Unterstützung des SPD-Kandidaten Josef aus, die Partei dagegen nicht. Ein später gelöschter Tweet der Grünen-Kandidatin Manuela Rottmann mit dem Zitat „Si tacuisses philosophus mansisses – Hättest du geschwiegen hättest, wärst du ein Philosoph geblieben“ hatte zudem gezeigt, dass es hinter den Grünen-Kulissen ordentlich kocht.
OB-Stich-Wahl: Hinter den Grünen-Kulissen brodelte es
Erst nach dem ersten Wahlkampf war bekannt geworden, dass der Leiter des Hauptamts, Tarkan Akman, in die AWO-Affäre verwickelt ist. Wäre dies vorher bekannt geworden, hätte dies einen Einfluss darauf haben können, wer in die Stichwahl kommt. Hätte, hätte, es kam anders. Dass gegen Akman ermittelt wird, wurde erst nach dem ersten Wahlgang öffentlich. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Nun ist klar: Mike Josef konnte dem langen Schatten der AWO-Affäre entkommen, er hat die Wahl knapp vor Uwe Becker gewonnen, vor allem vermutlich mit den Stimmen der Grünen-Wähler. Uwe Becker gratulierte ihm zum Wahlsieg. „Ich hoffe, dass Mike Josef den Stillstand beenden kann. Meine besten Wünsche begleiten ihn.“ Frankfurt hat damit nach Peter Feldmann wieder einen SPD-Oberbürgermeister.
Mike Josef ist neuer OB und will bei AWO aufräumen
Wie sein Kontrahent Uwe Becker, kennt sich Mike Josef in der Stadtpolitik bestens aus. Der Diplom-Politologe ist Stadtrat für Planen, Wohnen und Sport. Viele konnten mit ihm als SPD-Kandidaten keinen richtigen Neuanfang verbinden. Er bekam im Wahlkampf daher immer wieder die Frage gestellt, wie er den AWO-Sumpf trockenlegen wolle. „Dazu habe ich eine klare Haltung. Ich dulde keine Korruption. Auch um die sehr große Mehrheit der anständigen Kolleginnen und Kollegen zu schützen. Es muss jetzt alles auf den Tisch, dann machen wir klar Schiff“, sagte Josef.
Das Hauptamt wolle er umstrukturieren. Hier werden die Bürgerinnen und Bürger genau hinschauen, und es ist Mike Josefs Aufgabe, aufzuklären, Transparenz zu schaffen, um verloren gegangenes Vertrauen wiederzugewinnen. Dazu gehört auch das System, das Feldmann im Römer etabliert hat, zu beenden, und die ganzen Günstlinge, die sein Amtsvorgänger um sich geschart hat, und die in den Genuss von Bevorzugungen kamen, und sich nun auf den Nachfolger konzentrieren, auf Distanz zu halten.
Die Frankfurterinnen und Frankfurter haben im November gezeigt, dass es ihnen nicht egal ist, wer diese Stadt regiert, und den Weg für einen Neuanfang frei gemacht. Mike Josef ist klug genug, das zu wissen. Er muss nun das nötige Durchsetzungsvermögen entwickeln, die Korruption bekämpfen und den Reformstau beenden.
27. März 2023, 11.21 Uhr
Jasmin Schülke
Jasmin Schülke
Studium der Publizistik und Kunstgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2021 Chefredakteurin beim Journal Frankfurt. Mehr von Jasmin
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