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Luxemburg und Liebknecht

„Ein Teil unserer politischen DNA“

Am gestrigen Mittwoch jährte sich die Ermordung Rosa Luxemburgs und Karl Liebknechts zum 101. Mal. Im Gespräch mit dem JOURNAL FRANKFURT hat Daniela Mehler-Würzbach, stellvertretende Kreisvorsitzende der Linken, erklärt, weshalb die Erinnerung an diesen Tag noch immer wichtig ist.
JOURNAL FRANKFURT: Frau Mehler, am 15. Januar 1919 wurden Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht ermordet. Die Linke Frankfurt hat gestern in Gedenken an diesen Tag zu einem „politisch-kulturellen Abend“ eingeladen. Welche Bedeutung hat das Erbe Luxemburgs und Liebknechts für gegenwärtige Diskussionen?
Daniela Mehler-Würzbach: Das Vermächtnis Rosa Luxemburgs und Karl Liebknechts ist ein Teil unserer politischen DNA, daher begehen wir in der Frankfurter Linken traditionell den Tag der Ermordung. Das Gedenken soll daran erinnern, wie linke Mitstreiter*innen früher gekämpft und gestritten haben – diese Kämpfe zeigen uns viel für unser Handeln und die Zukunft auf. Wir begehen den Jahresauftakt gerne mit Rosa und Karl, das ist nicht nur eine Tradition, sondern ein Brückenschlag ins Heute. Entsprechend suchen wir in der inhaltlichen Auseinandersetzung nach Themen, die für die aktuelle Diskussion relevant sind. Vor zwei Jahren ging es beispielsweise um die Meinung des Andersdenkenden, also die Meinungsfreiheit. Im vergangenen Jahr haben wir unter der Überschrift „Trotz alledem!“ dem 100. Todestag Luxemburgs und Liebknechts gedacht. 2020 steht für uns der politische Streik im Mittelpunkt.

Weshalb ist diese Auseinandersetzung aktuell wichtig?
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es in der Sozialdemokratie eine große Debatte um den Massenstreik. Der politische Streik kehrt aktuell auf die politische Bühne zurück. Das sehen wir in Frankreich, in Indien, aber auch in Deutschland, beispielsweise bei den Fridays for Future-Protesten oder den Frauenstreiks, die vermehrt ausgerufen werden. In dem Zusammenhang ist folgendes Zitat Rosa Luxemburgs wichtig: „Es ist notwendig, die Frage des Massenstreiks nach jeder Richtung hin zu prüfen. Die Frage ist noch lange nicht geklärt. Sie muss noch viel besprochen werden, damit die Massen mit der Anwendung dieser neuen Kampfform vertraut werden.“ Diesen Fragen müssen wir uns auch heute stellen. Was heißt Streik? Welche Themen müssen diskutiert werden? Darüber haben wir gestern Abend mit Vertreter*innen von Fridays for Future, dem Frauen*Streik-Bündnis und der IG Metall gesprochen.

Zu welchen Erkenntnissen ist diese Runde gekommen?
Besonders interessant ist, dass alle von Streik sprechen, dabei aber ganz unterschiedliche Felder bestreiken. Es geht nicht mehr ausschließlich um Lohnarbeit, sondern beispielsweise auch um Care-Arbeit, also die unbezahlte und oft unsichtbar verrichtete Arbeit. Aber auch Schule wird bestreikt, oder man bestreikt sich selbst, um auf die Zukunft und die Wichtigkeit des Klimaschutzes hinzuweisen. Dabei wird natürlich die Frage aufgeworfen: Welche Welt steht bei diesem Streik eigentlich still? Wir haben festgestellt, dass man untereinander übersetzen muss. Es gibt Unterschiede zwischen den verschiedenen Positionen – aber letztendlich bewegen wir uns alle in die gleiche Richtung.

Damit sind wir wieder bei Rosa Luxemburg und dem vorhin angeführten Zitat zur Auseinandersetzung mit dem Massenstreik. Die verschiedenen Dimensionen gehören zusammen. Diese Erkenntnis war hochspannend für alle Teilnehmer*innen. Für 2020 haben alle viel vor – das stimmt zuversichtlich.

Welche Erkenntnisse kann die Linke selbst, für die eigene Entwicklung als Partei, aus dieser Diskussion mitnehmen?
Die eigene Entwicklung ist eine wichtige Aufgabe der Partei. Keine Partei kann sich erlauben, sich nur der Vergangenheit zuzuwenden und sich so der Weiterentwicklung zu verweigern. Wir verstehen uns eindeutig als progressive Partei, auch deshalb ist es wichtig, solche Diskussionen zu führen. Das kann anstrengend, vor allem aber bereichernd sein. Am Mittwochabend hat mich daher auch besonders gefreut, dass sowohl zahlreiche ältere als auch jüngere Menschen, die sich dem linken Spektrum zuordnen, die Veranstaltung besucht haben. Auch das stimmt zuversichtlich für die Zukunft.

Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht gehören zu den wichtigsten Vertreter*innen im Kampf um politische Gerechtigkeit. Gemeinsam mit weiteren Mitstreiter*innen begründeten sie den sogenannten Spartakus-Bund, aus dem 1919 die Kommunistische Partei Deutschlands hervorging. Am 15. Januar 1919 wurden Luxemburg und Liebknecht von Angehörigen der Garde-Kavallerie-Schützen-Division ermordet. Die Frankfurter Linke begeht jährlich im Gedenken an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht den Todestag mit einem politisch-kulturellen Abend, der in diesem Jahr mit Blues von den Bembel Blues Buben*innen und szenischen Lesungen von Bettina Kaminski (Freies Schauspiel) begleitet wurde. Zur Begrüßung sprach Janine Wissler, Frankfurter Kreisvorsitzende, Fraktionsvorsitzende im Hessischen Landtag und stellvertretende Bundesvorsitzende der Linken.
 
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16. Januar 2020, 12.30 Uhr
Ronja Merkel
 
 
 
 
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