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Grüne Nargess Eskandari-Grünberg kandidiert
"Ich will die erste Migrantin sein, die in dieser Stadt Oberbürgermeisterin wird"
Die frühere Integrationsdezernentin Nargess Eskandari-Grünberg steigt in den Oberbürgermeister-Wahlkampf ein – und hofft auf Effekte wie bei Sadiq Khan in London und oder Anne Hidalgo in Paris.
Nichts, sagt Nargess Eskandari-Grünberg, sei zufällig. Auch nicht, dass die Grünen an einem ungewöhnlichen Ort ihre Kandidatin für das Oberbürgermeisteramt in Frankfurt präsentieren: In der DB-Lounge am Hauptbahnhof. Am Heiligen Abend des 24. Dezember 1985 strandete am Gleis 7 Nargess Eskandari, ihre zweijährige Tochter auf dem Arm, eine Fahrt mit dem Regionalexpress vom Flughafen liegt hinter ihr – vor allem aber eine dramatische Flucht aus ihrem Heimatland Iran. "Als Oberbürgermeister-Kandidatin in einer Stadt anzutreten, in der ich als Flüchtling ankam, ist etwas ganz besonderes", sagt sie.
Der Auftakt holpert noch ein wenig. Der Sound aus den Lautsprechern in der Lounge hallt, es gibt einige Verhaspler, die Brötchen sind nicht Bio, der Kaffee nicht fair – aber gut: Die Ankündigung einer Kandidatur heißt ja auch erstmal nicht mehr, als das man etwas verändern möchte. Was das genau sein wird, ist indes noch unklar. Frau Eskandari-Grünberg spricht von Punkten, die ihr wichtig seien. "Frankfurt am Main geht es gut, aber nicht allen Bürgern geht es gut. Unsere Stadt hat die Mittel dazu, das zu ändern", sagt sie zum Beispiel. Oder: "Wohnungsbau und Verkehrspolitik sind enorm wichtig. Darin entscheidet sich auch die soziale Frage." Diese Fragen, wie auch die der Klimapolitik ließen sich wiederum nur mit der Region lösen. Solche Fragen, so merkt ein Kollege an, würde ja auch der Amtsinhaber Peter Feldmann unterschreiben. Wo denn da der Unterschied zum SPD-Mann liege? "Ich will diese Forderungen wirklich umsetzen und sie nicht nur auf ein Parteiplakat schreiben", sagt Nargess Eskandari-Grünberg. Darin unterscheide sie sich auch von den anderen Kandidaten – bislang sind dies neben Feldmann noch Bernadette Weyland von der CDU und der frühere FDP-Stadtrat Volker Stein. Ansonsten setzt Frau Eskandari-Grünberg auf ihren Migrationshintergrund, hat an diesem Morgen auch jenen Gedichtband von Hāfez bei sich, den ihr einst ihr Vater mit auf die lange Reise gab. Für das Foto an jenem Gleis 7, an dem sie vor 31 Jahren das erste Mal die Stadt betrat, hat sie den zerlesenen Band wieder dabei. Sie spricht davon, wie sehr Goethe sich von dem persischen Lyriker inspiriert gefühlt habe – und wie es vielleicht auch deshalb kein Zufall gewesen sei, dass sie mit diesem Buch in der Hand schließlich ihre Heimat in Frankfurt fand. "Ich suchte in einem Land Zuflucht, in dem das Recht auf Asyl ein Grundrecht ist – und in einer Stadt, die weltoffen ist."
Dieser Weltoffenheit fühle sie sich in Zeiten verpflichtet, in denen politische Auseinandersetzungen schärfer als früher auch auf einer persönlichen Ebene ausgetragen würden. "Rassismus und Fremdenfeindlichkeit haben in dieser Stadt keinen Platz. Und: Ich hoffe, dass es ein respektvoller und kein dreckiger Wahlkampf wird."
Und Bastian Bergerhoff vom Grünen Kreisverband fügt hinzu: "Und ein Wahlkampf, an dessen Ende eine Überraschung steht." Auch er nennt noch einmal Sadiq Khan und Anne Hidalgo, die sich in London und Paris als Einwanderer bis an die Spitze der Stadt kämpften. "Das sind für uns Vorbilder."
Der Auftakt holpert noch ein wenig. Der Sound aus den Lautsprechern in der Lounge hallt, es gibt einige Verhaspler, die Brötchen sind nicht Bio, der Kaffee nicht fair – aber gut: Die Ankündigung einer Kandidatur heißt ja auch erstmal nicht mehr, als das man etwas verändern möchte. Was das genau sein wird, ist indes noch unklar. Frau Eskandari-Grünberg spricht von Punkten, die ihr wichtig seien. "Frankfurt am Main geht es gut, aber nicht allen Bürgern geht es gut. Unsere Stadt hat die Mittel dazu, das zu ändern", sagt sie zum Beispiel. Oder: "Wohnungsbau und Verkehrspolitik sind enorm wichtig. Darin entscheidet sich auch die soziale Frage." Diese Fragen, wie auch die der Klimapolitik ließen sich wiederum nur mit der Region lösen. Solche Fragen, so merkt ein Kollege an, würde ja auch der Amtsinhaber Peter Feldmann unterschreiben. Wo denn da der Unterschied zum SPD-Mann liege? "Ich will diese Forderungen wirklich umsetzen und sie nicht nur auf ein Parteiplakat schreiben", sagt Nargess Eskandari-Grünberg. Darin unterscheide sie sich auch von den anderen Kandidaten – bislang sind dies neben Feldmann noch Bernadette Weyland von der CDU und der frühere FDP-Stadtrat Volker Stein. Ansonsten setzt Frau Eskandari-Grünberg auf ihren Migrationshintergrund, hat an diesem Morgen auch jenen Gedichtband von Hāfez bei sich, den ihr einst ihr Vater mit auf die lange Reise gab. Für das Foto an jenem Gleis 7, an dem sie vor 31 Jahren das erste Mal die Stadt betrat, hat sie den zerlesenen Band wieder dabei. Sie spricht davon, wie sehr Goethe sich von dem persischen Lyriker inspiriert gefühlt habe – und wie es vielleicht auch deshalb kein Zufall gewesen sei, dass sie mit diesem Buch in der Hand schließlich ihre Heimat in Frankfurt fand. "Ich suchte in einem Land Zuflucht, in dem das Recht auf Asyl ein Grundrecht ist – und in einer Stadt, die weltoffen ist."
Dieser Weltoffenheit fühle sie sich in Zeiten verpflichtet, in denen politische Auseinandersetzungen schärfer als früher auch auf einer persönlichen Ebene ausgetragen würden. "Rassismus und Fremdenfeindlichkeit haben in dieser Stadt keinen Platz. Und: Ich hoffe, dass es ein respektvoller und kein dreckiger Wahlkampf wird."
Und Bastian Bergerhoff vom Grünen Kreisverband fügt hinzu: "Und ein Wahlkampf, an dessen Ende eine Überraschung steht." Auch er nennt noch einmal Sadiq Khan und Anne Hidalgo, die sich in London und Paris als Einwanderer bis an die Spitze der Stadt kämpften. "Das sind für uns Vorbilder."
9. März 2017, 11.55 Uhr
Nils Bremer
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