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Bundesverdienstkreuz für Heinz Hesdörffer
Ein Appell an nachfolgende Generationen
Auch mit 95 Jahren hält Heinz Hesdörffer die Erinnerung an den Nationalsozialismus wach. Als Zeitzeuge besucht er Schulklassen, schrieb ein Buch und drehte einen Film über sein Martyrium. Für sein Engagement wurde er am Freitag mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
„Sie haben sich mit Ihrem Engagement als Zeitzeuge um die Aufarbeitung des Holocaust und die Demokratie in besonderer Weise verdient gemacht“, würdigte Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) den 95-jährigen Heinz Hesdörffer, dem er am Freitag das Bundesverdienstkreuz überreichen durfte.
© Stadt Frankfurt/ Salome Roessler
1923 in Bad Kreuznach in Rheinland-Pfalz geboren, spielt Frankfurt eine große Rolle in Hesdörffers Leben. Hier ging er ein Jahr lang auf die jüdische Schule im Nordend, nachdem ihm die Nationalsozialisten in seiner Heimatstadt den Schulbesuch verboten hatten. Er erlebte in Frankfurt die Reichspogromnacht im Dezember 1938 und floh von hier mit 16 Jahren vor den Nationalsozialisten in die Niederlande, wo er sich Frieden und Sicherheit erhoffte. Doch 1942 deportierten ihn die Nationalsozialisten in das Konzentrationslager Westerbork, anschließend wurde er nach Theresienstadt und Auschwitz-Birkenau gebracht. Hesdörffer gehörte zu den wenigen Überlebenden, die das dortige Lager im Juli 1944 verließen. Sein Martyrium ging allerdings weiter. Er musste in den Lagern Schwarzheide und Oranienburg-Sachsenhausen Qualen erleiden, ehe er von den Nationalsozialisten auf den sogenannten Todesmarsch Richtung Mecklenburg geschickt wurde. Als sowjetische Soldaten Anfang Mai 1945 die entkräfteten Menschen befreiten, war Hesdörffer auf 35 Kilo abgemagert. Er war der Einzige aus seiner Familie, der den Nationalsozialismus überlebt hat.
© Stadt Frankfurt/ Salome Roessler
„Die Aufzählung steht für eine Kette des Grauens. Diese ist bis heute unvorstellbar, aber für die Opfer Wirklichkeit“, sagte Oberbürgermeister Peter Feldmann in seiner Laudatio. „Ausgrenzungs- und Vernichtungspolitik werden in Ihren Erzählungen persönlich und greifbar. Sie bekommen ein Gesicht und bleiben nicht mehr abstrakt“, würdigte er das Engagement Hesdörffers. Über sein Martyrium schrieb Hesdörffer das autobiografische Buch „Bekannte traf man viele – Aufzeichnungen eines deutschen Juden aus dem Winter 1945/46“ und schildert auf teils drastische Art, was er erleiden musste. „Ihre Schilderungen der Erlebnisse im Konzentrationslager, von der Zwangsarbeit und vom Todesmarsch machen die Begegnung zu einem prägenden Erlebnis“, sagte Feldmann: „Sie, Herr Hesdörffer, stellen sich Ihren Traumata immer wieder neu und nehmen keine Rücksicht auf sich selbst.“
© Stadt Frankfurt/ Salome Roessler
Nach dem Krieg wanderte der damals 22 Jahre Hesdörffer nach Südafrika aus und lebte später bei seinem Sohn in New York. Erst mit 86 Jahren kehrte er nach Frankfurt, in die Stadt seiner Jugend, zurück. Seit 2009 lebt er in der jüdisch-christlichen Seniorenwohnanlage Henry und Emma Budge-Stiftung in Seckbach. Dort erhielt er am Freitag auch das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland. Seit Jahrzehnten engagiert sich der 95-Jährige als Zeitzeuge für eine lebendige Erinnerungskultur, um die Gräueltaten der Nationalsozialisten nicht zu vergessen. Er spricht mit Schulklassen, war in der Frankfurter Bildungsstätte Anne Frank aktiv und nahm Jugendliche mit auf eine persönliche Reise. Gemeinsam mit den Schülern besuchte er die Stationen seines Leidens und drehte darüber den Dokumentarfilm „Schritte ins Ungewisse". Besonders die Gespräche mit Jugendlichen und Schülern liegen Hesdörffer am Herzen. „Ich will gesund bleiben, damit ich an Schulen mit der vierten und fünften Generation reden kann“, sagte Heinz Hesdörffer. „Sie werden dafür sorgen, dass so etwas nicht mehr passieren kann“, hofft er. Es ist zugleich ein eindrücklicher Appell an künftige Generationen.
© Stadt Frankfurt/ Salome Roessler
1923 in Bad Kreuznach in Rheinland-Pfalz geboren, spielt Frankfurt eine große Rolle in Hesdörffers Leben. Hier ging er ein Jahr lang auf die jüdische Schule im Nordend, nachdem ihm die Nationalsozialisten in seiner Heimatstadt den Schulbesuch verboten hatten. Er erlebte in Frankfurt die Reichspogromnacht im Dezember 1938 und floh von hier mit 16 Jahren vor den Nationalsozialisten in die Niederlande, wo er sich Frieden und Sicherheit erhoffte. Doch 1942 deportierten ihn die Nationalsozialisten in das Konzentrationslager Westerbork, anschließend wurde er nach Theresienstadt und Auschwitz-Birkenau gebracht. Hesdörffer gehörte zu den wenigen Überlebenden, die das dortige Lager im Juli 1944 verließen. Sein Martyrium ging allerdings weiter. Er musste in den Lagern Schwarzheide und Oranienburg-Sachsenhausen Qualen erleiden, ehe er von den Nationalsozialisten auf den sogenannten Todesmarsch Richtung Mecklenburg geschickt wurde. Als sowjetische Soldaten Anfang Mai 1945 die entkräfteten Menschen befreiten, war Hesdörffer auf 35 Kilo abgemagert. Er war der Einzige aus seiner Familie, der den Nationalsozialismus überlebt hat.
© Stadt Frankfurt/ Salome Roessler
„Die Aufzählung steht für eine Kette des Grauens. Diese ist bis heute unvorstellbar, aber für die Opfer Wirklichkeit“, sagte Oberbürgermeister Peter Feldmann in seiner Laudatio. „Ausgrenzungs- und Vernichtungspolitik werden in Ihren Erzählungen persönlich und greifbar. Sie bekommen ein Gesicht und bleiben nicht mehr abstrakt“, würdigte er das Engagement Hesdörffers. Über sein Martyrium schrieb Hesdörffer das autobiografische Buch „Bekannte traf man viele – Aufzeichnungen eines deutschen Juden aus dem Winter 1945/46“ und schildert auf teils drastische Art, was er erleiden musste. „Ihre Schilderungen der Erlebnisse im Konzentrationslager, von der Zwangsarbeit und vom Todesmarsch machen die Begegnung zu einem prägenden Erlebnis“, sagte Feldmann: „Sie, Herr Hesdörffer, stellen sich Ihren Traumata immer wieder neu und nehmen keine Rücksicht auf sich selbst.“
© Stadt Frankfurt/ Salome Roessler
Nach dem Krieg wanderte der damals 22 Jahre Hesdörffer nach Südafrika aus und lebte später bei seinem Sohn in New York. Erst mit 86 Jahren kehrte er nach Frankfurt, in die Stadt seiner Jugend, zurück. Seit 2009 lebt er in der jüdisch-christlichen Seniorenwohnanlage Henry und Emma Budge-Stiftung in Seckbach. Dort erhielt er am Freitag auch das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland. Seit Jahrzehnten engagiert sich der 95-Jährige als Zeitzeuge für eine lebendige Erinnerungskultur, um die Gräueltaten der Nationalsozialisten nicht zu vergessen. Er spricht mit Schulklassen, war in der Frankfurter Bildungsstätte Anne Frank aktiv und nahm Jugendliche mit auf eine persönliche Reise. Gemeinsam mit den Schülern besuchte er die Stationen seines Leidens und drehte darüber den Dokumentarfilm „Schritte ins Ungewisse". Besonders die Gespräche mit Jugendlichen und Schülern liegen Hesdörffer am Herzen. „Ich will gesund bleiben, damit ich an Schulen mit der vierten und fünften Generation reden kann“, sagte Heinz Hesdörffer. „Sie werden dafür sorgen, dass so etwas nicht mehr passieren kann“, hofft er. Es ist zugleich ein eindrücklicher Appell an künftige Generationen.
17. Dezember 2018, 11.50 Uhr
Nicole Nadine Seliger
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