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Bilanz der Stabsstelle Flüchtlingsmanagement

Nach der Unterbringung ist vor der Integration

Derzeit leben knapp 5000 Flüchtlinge und Asylbewerber in Frankfurt, weniger als prognostiziert. Nach einem Jahr kann die Stabsstelle Flüchtlingsmanagement Erfolge vorweisen, aber dennoch wird die Arbeit nicht weniger.
An den 12. September 2015 erinnert sich die Sozialdezernentin Daniela Birkenfeld (CDU) noch genau. Damals bekam sie einen Anruf des hessischen Innenministeriums, dass die Stadt binnen weniger Stunden Notunterkünfte für bis zu 1000 Personen bereitzustellen habe, die Erstaufnahmeeinrichtung in Gießen müsse entlastet werden. Die sogenannte Flüchtlingswelle war somit offiziell in Frankfurt angekommen, die Herausforderungen waren entsprechend groß. Im November darauf verfügte Oberbürgermeister Peter Feldmann, dass die Stabsstelle Flüchtlingsmanagement eingerichtet werden solle, die sich auf zunächst zwei Jahre befristet um die Unterbringung, Versorgung und Integration der Flüchtlinge kümmern solle. Allein 6000 minderjährige Flüchtlinge wurden in einem Jahr in Frankfurt erstversorgt, ein logistischer Kraftakt. „Es wurde ursprünglich erwartet, dass das Land Hessen Frankfurt im Jahr 2016 monatlich 1000 Asylbewerber zuweist“, sagt die Sozialdezernentin. Es sind letztlich nur 100 Personen pro Monat geworden. Dennoch gebe es für die 24 Mitarbeiter der Stabsstelle nach einem Jahr weiterhin viel zu tun, denn es gehe nun darum, die Menschen aus Notunterkünften, etwa Turnhallen, in denen sich die Flüchtlinge nicht selbst versorgen können, in Übergangsunterkünfte unterzubringen und die Menschen bei der Integration zu unterstützen.

Der aktuelle Stand
Ende Oktober lebten 4997 Flüchtlinge und Asylbewerber in Frankfurt, verteilt auf mehr als einhundert Unterkünfte, darunter Container, Privatwohnungen und umgenutzte Gewerbeflächen. 1400 Flüchtlinge sind in Hotels, besonders in der Nähe des Hauptbahnhofs, untergekommen. Rund 220 Personen schlafen immer noch in zwei Turnhallen, ursprünglich waren insgesamt acht Turnhallen in Flüchtlingsunterkünfte verwandelt worden. Zweidrittel der Flüchtlinge sind männlich, 32 Prozent der Asylbewerber stammen aus Afghanistan, 23 Prozent aus Syrien und 17 Prozent aus Eritrea. Die Stabsstelle bemüht sich, die Asylbewerber auf das Stadtgebiet zu verteilen, wenn möglich in Unterkünften, mit maximal 150 bis 200 Personen.

Frankfurt zieht an
Doch es gebe wenig Abwanderung in Frankfurt, im Gegenteil, es kämen Flüchtlinge aus umliegenden Gemeinden her, in der Hoffnung auf Arbeit und eine bessere Zukunft. „Wir kämpfen darum, dass es in Hessen noch in diesem Jahr eine zweijährige Wohnsitzauflage gibt, damit das nicht länger passiert. Bis vor Kurzem gab es eine Residenzpflicht für die Dauer des Asylantrags und da waren vor allem die Städte der Anziehungspunkt für die Flüchtlinge, aber genau dort gibt es auch ein Wohnraumproblem. Jetzt konnten also die Bundesländer entscheiden, ob sie eine Wohnsitzauflage von drei Jahren machen und Hessen hat das bis jetzt nicht getan.“ Die Stadt sei darüber hinaus laut dem Hessischen Sicherheits- und Ordnungsgesetz dazu verpflichtet, die Obdachlosigkeit der Menschen zu verhindern, sie müsse sich also um die Unterbringung kümmern. Die Stabsstelle wird vermutlich auch über die zwei Jahre hinaus ihrer Arbeit nachgehen müssen.

Mehr als nur Obdach
Generell bleibe die Anzahl der Unterkünfte ja nicht konstant, während einige Unterbringungsmöglichkeiten entstünden, würden andere wegfallen. Spätestens Ende des Jahres entfalle die umstrittene Unterbringung von Asylsuchenden in einem Hostel im Bahnhofsviertel. Doch nicht nur das Dach über dem Kopf gelte es zu regeln, auch Sicherheitsdienste, Träger und soziale Betreuung müssten koordiniert werden.

Je länger die Menschen in ihrer desolaten Situation verharren, desto mehr mache sich auch Unzufriedenheit breit. Zu groß sei die Hoffnung auf Arbeit und somit auch eine eigene Wohnung. Indes hätten 700 Flüchtlinge immer noch keinen Asylantrag gestellt. Es falle vielen schwer zu verstehen, dass „wer in Afghanistan in einer Autowerkstatt gearbeitet hat, in Deutschland nicht ohne weiteres das Gleiche tun kann.“ Es mangele oft nicht nur an der Ausbildung. Bei einer Untersuchung von 800 Einstufungen von Flüchtlingen an der Volkshochschule zwischen November und März habe sich gezeigt, dass ein Viertel der Kursteilnehmer nicht alphabetisiert gewesen sei, also noch nie eine Schule besucht hatte, 16,4 Prozent mussten erstmal die lateinische Schrift erlernen, 41 Prozent habe ein langsames Lerntempo und nur 16,9 Prozent hätten ein durchschnittliches Lerntempo. „Wir müssen von einem erheblichen Schulungs- und Qualifizierungsbedarf ausgehen“, sagt Daniela Birkenfeld. Es gibt also noch viel zu tun, gleichzeitig gilt es, vorbereitet zu sein. Denn das Abkommen mit der Türkei könnte brüchig werden, das könnte einen weitere Flüchtlingswelle mit sich ziehen. Auch für diesen Fall will die Stadt gewappnet sein.

Die Stabsstelle Flüchtlingsmanagement hat eine Homepage eingerichtet, auf der über den aktuellen Stand der Flüchtlingsunterbringung informiert wird, es werden Anlaufstellen für Asylbewerber und auch für interessierte Bürger genannt, die sich engagieren wollen.
 
Fotogalerie:
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4. November 2016, 10.29 Uhr
Nicole Brevoord
 
 
 
 
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Text: Florian Aupor / Foto: Rund 4000 Menschen protestierten im September gegen den geplanten A5-Ausbau © Bernd Kammerer
 
 
 
 
 
 
 
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