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Foto:
Timon Karl Kaleyta, Dana von Suffrin, Gabriele von Arnim, Leif Randt, Caroline Wahl, Dana Grigorcea © Doro Zinn, Ralf Hiemisch, Tara Wolff, Zuzanna Kaluzna, Frederike Wetzels, Lea Meienberg
literaTurm
Frankfurter Literaturfestival beschäftigt sich mit Schönheit
Das Frankfurter Festival „literaTurm“ verspricht mit seiner exzellenten Auswahl an Gästen einen hohen Erkenntnisgewinn und Veranstaltungen an ungewöhnlichen Orten.
Das Frankfurter Literaturfestival „literaTurm“ (ja, so schreibt es sich korrekt) ist kein Festival wie irgendein anderes. Keine prominenten Schauspieler, die Texte aus der Weltliteratur vorlesen. Keine Literaturshow, die einfach einmal die Novitäten der aktuellen Saison durchlaufen lässt. „literaTurm“-Festivalleiterin ist die Frankfurter
Literaturbeauftragte Sonja Vandenrath; Veranstalter ist das Kulturamt der Stadt. Und Vandenrath geht an das Literaturfest stets mit einem klaren kuratorischen Gedanken, mit dem Wunsch nach ästhetischem und intellektuellem Erkenntnisgewinn heran. Ein Gewinn, der, so war es bislang immer, stets an das Publikum weitergegeben wurde.
Vom 13. bis 18. Mai findet die zwölfte Ausgabe von „literaTurm“ statt, und sie steht unter dem Motto „On Beauty“. Und allein das, so schreibt es Sonja Vandenrath in ihrem Programmvorwort, „kommt einem Bekenntnis gleich“. Vielleicht sogar einem Wagnis, sind doch vor allem jüngere Gegenwartsautorinnen und -autoren derzeit, das lässt sich so pauschal sagen, weniger am ästhetischen Gelingen ihrer Werke im Sinne eines klassischen Schönheitsbegriffs interessiert als am Transport von Haltungen und an der Erfüllung einer selbst gesetzten Diversitätsnorm. Man kann das Repolitisierung nennen (ist Schönheit eigentlich grundsätzlich unpolitisch?) oder eben auch freiwillige Selbstbeschränkung.
„On Beauty“ – dieses Jahr dreht sich bei „literaTurm“ alles um Schönheit
„literaTurm“ jedenfalls nähert sich seinem Thema im Jahr 2024 aus unterschiedlichen Richtungen und mit unterschiedlichen historischen und philosophischen Zugängen: Man finde die Schönheit, so schreibt Sonja Vandenrath, „wo wir sie nicht vermutet haben und umgehen sie, wo sie uns ins Auge springt. Die Programmauswahl war eine stete Annäherung, getragen von der Idee, dass sich das Schöne auch dort zeigt, wo es nicht intendiert ist.“ Dass die Schönheit allein im Auge des Betrachters liegt, ist eine Binsenweisheit. Aber was ist schön? Ein gelungener Satz? Ein in sich perfektes Kunstwerk? Caspar David Friedrich wäre in diesem Jahr 250 Jahre alt geworden. Franz Kafka ist vor 100 Jahren gestorben. „Cute“ ist ein neues Modewort der Gegenwart. Unterschiedliche Epochen, unterschiedliche Schönheitsdefinitionen, unterschiedliche Ansprüche.
Darum soll es gehen, und das mit einer wirklich exzellenten Auswahl an eingeladenen Autorinnen und Autoren: Zur Eröffnung am 13.5. kommen Dana von Suffrin und Durs Grünbein mit der Ästhetikprofessorin Juliane Rebentisch ins Gespräch. Timon Karl Kaleyta hat mit „Heilung“ einen der meistgelobten Romane des Jahres veröffentlicht und spricht mit dem Südtiroler Sepp Mall über dessen Roman „Ein Hund kam in die Küche“ und die gewaltige Schönheit der Alpen. Der diesjährige Träger des Leipziger Buchpreises zur Europäischen Verständigung, Omri Boehm, stellt im Gespräch mit dem Literaturwissenschaftler Joseph Vogl die Frage, ob nicht auch die Vernunft Kategorien von Schönheit erfüllen könnte.
„literaTurm“ 2024: Das sind die Gäste und ihre Werke
Daniela Strigl, Philipp Felsch und Michael Maar unterhalten sich über Stilkunst (Maar hat darüber ein herausragendes Buch geschrieben). Valentin Groebner hat einen Essay mit dem Titel „Aufheben, Wegwerfen“ verfasst, der die Unterzeile „Vom Umgang mit schönen Dingen“ trägt. Er unterhält sich mit Gabriele von Arnim darüber, ob Dinge, mit denen wir uns im Alltag umgeben und die wir als schön empfinden, möglicherweise auch Trost und Sinn stiften können. Dana Grigorcea stellt in ihrem neuen Roman „Das Gewicht eines Vogels beim Fliegen“ die Frage nach einem gelingenden Leben im Einklang mit der Kunst.
Der Frankfurter Eckhart Nickel spricht mit Leif Randt über Oberflächenwelten und eine Ästhetik nach dem Pop. Und Caroline Wahl, deren Debütroman „22 Bahnen“ im vergangenen Jahr ein Riesenerfolg war, stellt ihr neues Buch „Windstärke 17“ vor. Mit Julia Jost und Konstantin Ferstl sind zudem zwei herausragende Debüts der vergangenen Monate im Programm. Und wo Schönheit ist, ist auch das Gegenteil nicht weit. Aber ist Hässlichkeit wirklich nur die bloße Nicht-Schönheit? Oder etwas anderes? Moshtari Hilal hat darüber ein Buch geschrieben. Auch sie ist zu Gast bei „literaTurm“. Ein volles, ein vielfältiges Programm. Und das, wie üblich, an Veranstaltungsorten, an die sonst kein Publikum kommt, in den Türmen der Stadt.
Info
literaTurm 2024:
On Beauty, 13.–18.5.
Das vollständige Programm und den Kartenvorverkauf finden Sie unter www.literaturm.de
Literaturbeauftragte Sonja Vandenrath; Veranstalter ist das Kulturamt der Stadt. Und Vandenrath geht an das Literaturfest stets mit einem klaren kuratorischen Gedanken, mit dem Wunsch nach ästhetischem und intellektuellem Erkenntnisgewinn heran. Ein Gewinn, der, so war es bislang immer, stets an das Publikum weitergegeben wurde.
Vom 13. bis 18. Mai findet die zwölfte Ausgabe von „literaTurm“ statt, und sie steht unter dem Motto „On Beauty“. Und allein das, so schreibt es Sonja Vandenrath in ihrem Programmvorwort, „kommt einem Bekenntnis gleich“. Vielleicht sogar einem Wagnis, sind doch vor allem jüngere Gegenwartsautorinnen und -autoren derzeit, das lässt sich so pauschal sagen, weniger am ästhetischen Gelingen ihrer Werke im Sinne eines klassischen Schönheitsbegriffs interessiert als am Transport von Haltungen und an der Erfüllung einer selbst gesetzten Diversitätsnorm. Man kann das Repolitisierung nennen (ist Schönheit eigentlich grundsätzlich unpolitisch?) oder eben auch freiwillige Selbstbeschränkung.
„literaTurm“ jedenfalls nähert sich seinem Thema im Jahr 2024 aus unterschiedlichen Richtungen und mit unterschiedlichen historischen und philosophischen Zugängen: Man finde die Schönheit, so schreibt Sonja Vandenrath, „wo wir sie nicht vermutet haben und umgehen sie, wo sie uns ins Auge springt. Die Programmauswahl war eine stete Annäherung, getragen von der Idee, dass sich das Schöne auch dort zeigt, wo es nicht intendiert ist.“ Dass die Schönheit allein im Auge des Betrachters liegt, ist eine Binsenweisheit. Aber was ist schön? Ein gelungener Satz? Ein in sich perfektes Kunstwerk? Caspar David Friedrich wäre in diesem Jahr 250 Jahre alt geworden. Franz Kafka ist vor 100 Jahren gestorben. „Cute“ ist ein neues Modewort der Gegenwart. Unterschiedliche Epochen, unterschiedliche Schönheitsdefinitionen, unterschiedliche Ansprüche.
Darum soll es gehen, und das mit einer wirklich exzellenten Auswahl an eingeladenen Autorinnen und Autoren: Zur Eröffnung am 13.5. kommen Dana von Suffrin und Durs Grünbein mit der Ästhetikprofessorin Juliane Rebentisch ins Gespräch. Timon Karl Kaleyta hat mit „Heilung“ einen der meistgelobten Romane des Jahres veröffentlicht und spricht mit dem Südtiroler Sepp Mall über dessen Roman „Ein Hund kam in die Küche“ und die gewaltige Schönheit der Alpen. Der diesjährige Träger des Leipziger Buchpreises zur Europäischen Verständigung, Omri Boehm, stellt im Gespräch mit dem Literaturwissenschaftler Joseph Vogl die Frage, ob nicht auch die Vernunft Kategorien von Schönheit erfüllen könnte.
Daniela Strigl, Philipp Felsch und Michael Maar unterhalten sich über Stilkunst (Maar hat darüber ein herausragendes Buch geschrieben). Valentin Groebner hat einen Essay mit dem Titel „Aufheben, Wegwerfen“ verfasst, der die Unterzeile „Vom Umgang mit schönen Dingen“ trägt. Er unterhält sich mit Gabriele von Arnim darüber, ob Dinge, mit denen wir uns im Alltag umgeben und die wir als schön empfinden, möglicherweise auch Trost und Sinn stiften können. Dana Grigorcea stellt in ihrem neuen Roman „Das Gewicht eines Vogels beim Fliegen“ die Frage nach einem gelingenden Leben im Einklang mit der Kunst.
Der Frankfurter Eckhart Nickel spricht mit Leif Randt über Oberflächenwelten und eine Ästhetik nach dem Pop. Und Caroline Wahl, deren Debütroman „22 Bahnen“ im vergangenen Jahr ein Riesenerfolg war, stellt ihr neues Buch „Windstärke 17“ vor. Mit Julia Jost und Konstantin Ferstl sind zudem zwei herausragende Debüts der vergangenen Monate im Programm. Und wo Schönheit ist, ist auch das Gegenteil nicht weit. Aber ist Hässlichkeit wirklich nur die bloße Nicht-Schönheit? Oder etwas anderes? Moshtari Hilal hat darüber ein Buch geschrieben. Auch sie ist zu Gast bei „literaTurm“. Ein volles, ein vielfältiges Programm. Und das, wie üblich, an Veranstaltungsorten, an die sonst kein Publikum kommt, in den Türmen der Stadt.
literaTurm 2024:
On Beauty, 13.–18.5.
Das vollständige Programm und den Kartenvorverkauf finden Sie unter www.literaturm.de
25. April 2024, 15.08 Uhr
Christoph Schröder
Christoph Schröder
Christoph Schröder studierte in Mainz Germanistik, Komparatistik und Philosophie. Seine Interessensschwerpunkte liegen auf der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur und dem Literaturbetrieb. Er ist Dozent für Literaturkritik an der Goethe-Universität Frankfurt. Mehr von Christoph
Schröder >>
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Museum des eigenen Lebens: Ein Gang durch die „Plunderkammer“. Am Dienstag liest die Autorin und Stoltze-Preisträgerin Eva Demski im Frankfurter Mousonturm aus ihrem neuen Buch.
Text: Christoph Schröder / Foto: © Harald Schröder
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