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le jeune matin in der Brotfabrik
Im Tempo der Stadt
Das Quartett le jeune matin mit Martin Lejeune, Ulf Kleiner, Hanns Höhn und Oli Rubow tritt am 8. Dezember in der Brotfabrik auf. Gitarrist Lejeune erzählt im Gespräch, was es mit dem Konzept auf sich hat und wie „urbaner Jazz mit charakteristischer Handschrift“ klingt.
JOURNAL FRANKFURT: Wenn man 2021 bei den Open Airs in der Stadt unterwegs war, konnte man Sie (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) mit höchst unterschiedlichen Projekten sehen: Von Bändi mit finnischem Tango auf der Sommerwerft über f.i.m., dem Forum improvisierte Musik, zu The Chamäleon Project bei „Jazz im Palmengarten“. Wie wichtig ist es Ihnen, sich stilistisch sehr offen und sehr breit zu präsentieren?
Martin Lejeune: Meine Klangvorstellung bzw. Vorstellung, wie man miteinander musiziert, ist für mich völlig klar. Ich suche nach einer persönlichen Tonlage und die ist weder von einer bestimmten Band noch von einem Genre abhängig. Ich möchte mich in meiner Sache weiterentwickeln und bin daher neugierig auf neue Klänge, die sich auch aus den unterschiedlichen Kontexten ergeben. In den verschiedenen Spielbereichen interessieren mich vor allem die kreativen Impulse.
Gibt es Jazzstilistiken (zwischen traditionell und zeitgenössisch), die Sie bevorzugen? Oder anders gefragt: Wie definieren Sie Jazz für sich – irgendwo zwischen Swing und Techno?
Eigentlich nicht. Denn alles Zeitgenössische beruht auf Tradition. Unabhängig von der jeweiligen Spielart des Jazz ist der persönliche Zungenschlag entscheidend: Emotionen transportieren, etwas zeigen, Energie zu spüren und auch zu erzeugen. Jeglicher Jazz bedeutet Freiheit im Ausdruck und Respekt für die Mitmenschen unabhängig von ihrer Kultur oder Herkunft. Musizieren muss man mit offenen Augen und Ohren, Autopilot geht gar nicht. Mit Musikern auf der Bühne zu stehen, die ähnlich empfinden, ist ein Ausdruck von Verbundenheit und erzeugt vor allem dann eine immense Energie, wenn sich der Funke auf die Zuhörerenden überträgt. Das macht eigentlich süchtig.
Die meisten nehmen Sie als Jazz-Gitarristen wahr, aber über diverse Saiteninstrumente hinaus gibt es da die Leidenschaft für Blasinstrumente. Was bedeuten Ihnen Euphonium und Althorn, was macht deren besonderer Reiz für Sie aus?
Blasinstrumente sind noch näher an der menschlichen Stimme. Man kann lange Töne spielen, sie zum schwingen bringen. Die frühere Duke Ellington Band finde ich den Wahnsinn. Vor allem, was man da an Blech hört. Da läuft’s mir kalt den Rücken runter. Mit Gitarre ist man bezüglich langer Töne deutlich eingeschränkter. Der Blickwinkel auf die Phrasierung ändert sich und ich kann außerdem besser einschätzen, was ich beim Komponieren oder Arrangieren einem Bläser zumuten kann.
Welchen Stellenwert nimmt das Quartett Le Jeune Matin unter Ihren vielfältigen Projekten ein, was macht die Musik „urban“, wie würden Sie die angekündigte „charakteristische Handschrift“ beschreiben?
Für le jeune matin schreibe ich das Programm komplett und habe mir meine Mitmusiker mit Bedacht ausgewählt. Wir kennen uns im Einzeln schon sehr lange. Den Zustand der mir beim Musizieren so wichtig ist, genau den erreiche ich mit diesen Kollegen. Auch Covid hat mir gezeigt, dass ich mich auf die Sachen konzentrieren soll, die mir wirklich am Herzen liegen. Diese Band tut es. Urban ist die Musik für mich deswegen, weil sie die Aspekte einer Großstadt spiegelt. Ich lebe in diesem Kontext und das beeinflusst meine Musik ganz konkret. Stadtleben mit allen Vor- und Nachteilen. Ich gehe mit dem Tempo der Stadt um, der Rastlosigkeit und auch den vielen Impulsen, die ein multikulturelles Umfeld zu bieten hat. Auch mein Publikum gibt es eher in der Großstadt als im ländlichen Raum.
Viele Ideen zu Kompositionen stammen oft aus dem Bereich der angewandten Musik. Bühnenmusiken, Filmmusik, Tanztheater. Oft jenseits von Jazzklischees. Ich glaube das macht es besonders, irgendwie eigenbrödlerisch, oder positiv ausgedrückt „charakteristisch“.
Sie firmieren auf Ihrer Webseite unter Jazz – Theater – Tanztheater. Wie wichtig ist Ihnen die Arbeit im Theaterbereich?
Ich liebe das Theater, die Sprache, die Sprecherkultur, die unterschiedlichsten Formen von Inszenierungen, die Raumgestaltung, das Bühnenlicht und die damit verbundenen Möglichkeiten sich musikalisch auszudrücken. Du kannst so viel drehen und wenden alleine mit der Musik, die unter einer Szene liegt. Auch Kleinigkeiten, Atmos, Minimalistisches wirken hier ganz anders im Vergleich dazu, wenn du ein reines Konzertpublikum vor dir hast. Das Interdisziplinäre daran fasziniert mich. Und improvisiert wird auch hier ganz viel, Jazz eben.
le jeune matin, Ffm, Brotfabrik, 8.12., 19 Uhr, Eintritt: AK 17 €, 2G-Plus-Regelung
Martin Lejeune: Meine Klangvorstellung bzw. Vorstellung, wie man miteinander musiziert, ist für mich völlig klar. Ich suche nach einer persönlichen Tonlage und die ist weder von einer bestimmten Band noch von einem Genre abhängig. Ich möchte mich in meiner Sache weiterentwickeln und bin daher neugierig auf neue Klänge, die sich auch aus den unterschiedlichen Kontexten ergeben. In den verschiedenen Spielbereichen interessieren mich vor allem die kreativen Impulse.
Gibt es Jazzstilistiken (zwischen traditionell und zeitgenössisch), die Sie bevorzugen? Oder anders gefragt: Wie definieren Sie Jazz für sich – irgendwo zwischen Swing und Techno?
Eigentlich nicht. Denn alles Zeitgenössische beruht auf Tradition. Unabhängig von der jeweiligen Spielart des Jazz ist der persönliche Zungenschlag entscheidend: Emotionen transportieren, etwas zeigen, Energie zu spüren und auch zu erzeugen. Jeglicher Jazz bedeutet Freiheit im Ausdruck und Respekt für die Mitmenschen unabhängig von ihrer Kultur oder Herkunft. Musizieren muss man mit offenen Augen und Ohren, Autopilot geht gar nicht. Mit Musikern auf der Bühne zu stehen, die ähnlich empfinden, ist ein Ausdruck von Verbundenheit und erzeugt vor allem dann eine immense Energie, wenn sich der Funke auf die Zuhörerenden überträgt. Das macht eigentlich süchtig.
Die meisten nehmen Sie als Jazz-Gitarristen wahr, aber über diverse Saiteninstrumente hinaus gibt es da die Leidenschaft für Blasinstrumente. Was bedeuten Ihnen Euphonium und Althorn, was macht deren besonderer Reiz für Sie aus?
Blasinstrumente sind noch näher an der menschlichen Stimme. Man kann lange Töne spielen, sie zum schwingen bringen. Die frühere Duke Ellington Band finde ich den Wahnsinn. Vor allem, was man da an Blech hört. Da läuft’s mir kalt den Rücken runter. Mit Gitarre ist man bezüglich langer Töne deutlich eingeschränkter. Der Blickwinkel auf die Phrasierung ändert sich und ich kann außerdem besser einschätzen, was ich beim Komponieren oder Arrangieren einem Bläser zumuten kann.
Welchen Stellenwert nimmt das Quartett Le Jeune Matin unter Ihren vielfältigen Projekten ein, was macht die Musik „urban“, wie würden Sie die angekündigte „charakteristische Handschrift“ beschreiben?
Für le jeune matin schreibe ich das Programm komplett und habe mir meine Mitmusiker mit Bedacht ausgewählt. Wir kennen uns im Einzeln schon sehr lange. Den Zustand der mir beim Musizieren so wichtig ist, genau den erreiche ich mit diesen Kollegen. Auch Covid hat mir gezeigt, dass ich mich auf die Sachen konzentrieren soll, die mir wirklich am Herzen liegen. Diese Band tut es. Urban ist die Musik für mich deswegen, weil sie die Aspekte einer Großstadt spiegelt. Ich lebe in diesem Kontext und das beeinflusst meine Musik ganz konkret. Stadtleben mit allen Vor- und Nachteilen. Ich gehe mit dem Tempo der Stadt um, der Rastlosigkeit und auch den vielen Impulsen, die ein multikulturelles Umfeld zu bieten hat. Auch mein Publikum gibt es eher in der Großstadt als im ländlichen Raum.
Viele Ideen zu Kompositionen stammen oft aus dem Bereich der angewandten Musik. Bühnenmusiken, Filmmusik, Tanztheater. Oft jenseits von Jazzklischees. Ich glaube das macht es besonders, irgendwie eigenbrödlerisch, oder positiv ausgedrückt „charakteristisch“.
Sie firmieren auf Ihrer Webseite unter Jazz – Theater – Tanztheater. Wie wichtig ist Ihnen die Arbeit im Theaterbereich?
Ich liebe das Theater, die Sprache, die Sprecherkultur, die unterschiedlichsten Formen von Inszenierungen, die Raumgestaltung, das Bühnenlicht und die damit verbundenen Möglichkeiten sich musikalisch auszudrücken. Du kannst so viel drehen und wenden alleine mit der Musik, die unter einer Szene liegt. Auch Kleinigkeiten, Atmos, Minimalistisches wirken hier ganz anders im Vergleich dazu, wenn du ein reines Konzertpublikum vor dir hast. Das Interdisziplinäre daran fasziniert mich. Und improvisiert wird auch hier ganz viel, Jazz eben.
le jeune matin, Ffm, Brotfabrik, 8.12., 19 Uhr, Eintritt: AK 17 €, 2G-Plus-Regelung
2. Dezember 2021, 11.10 Uhr
Detlef Kinsler
Detlef Kinsler
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt. Mehr von Detlef
Kinsler >>
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Text: Detlef Kinsler / Foto: Simin Tander & Jens Düppe © Gerhard Richter
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