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Zum 75. Geburtstag
Bodo Kirchhoff – Meister der elegant dahinfließenden Satzperioden
Autor Bodo Kirchhoff ist heute 75 Jahre alt geworden. Das JOURNAL FRANKFURT schickt Geburtstagswünsche an den Gardasee.
Wahrscheinlich wird er heute Abend auf der Terrasse seines Hauses sitzen und auf den See herunterschauen, den Gardasee. Oder ein paar hundert Meter weiter oberhalb, in der Trattoria mit dem sensationellen Seeblick. Und das sei ihm so etwas von gegönnt. Bodo Kirchhoff, der heute 75 Jahre alt wird, wurde und wird immer wieder einmal mit einer Mischung aus Hochmut und Neid belächelt für seinen angeblich so aufwendigen Lebensstil (den er in Wahrheit gar nicht pflegt).
Der hart arbeitende Kirchhoff
Ein Schriftsteller hat asketisch zu sein. Dabei wird aber geflissentlich übersehen, dass es nur wenige andere Autoren geben dürfte, die ihr Leben lang so hart gearbeitet haben; an ihren Texten, an ihrer Sprache, an jedem einzelnen Satz. Wenn Bodo Kirchhoff ein neues Buch veröffentlicht, dann hat er es fünf-, sechs- oder siebenmal geschrieben. Jede Version aufs Neue geschrieben, die alte überschrieben; so lange, bis er selbst und seine Frau Ulrike, die seine erste und wohl auch strengste Leserin ist, zufrieden ist. Bodo Kirchhoff wurde in Hamburg geboren; seine Eltern zogen jedoch bereits zu Beginn der 1950er-Jahre in den Schwarzwald, nach Kirchzarten, wo Kirchhoff die Volksschule besuchte, bevor er auf die Evangelische Internatsschule Schloss Gaienhofen am Bodensee kam.
Lange, elegante und dahinfließende Satzperioden
Man kann Bodo Kirchhoffs Erinnerungen an sein Aufwachsen und an seine Schulzeit nach lesen, in „Eros und Asche“ beispielsweise, einem seiner besten Bücher, oder in „Dämmer und Aufruhr“, das den Untertitel „Roman der frühen Jahre“ trägt und auch von einer Schriftstellerwerdung erzählt. Bodo Kirchhoff ist ein Meister der langen, elegant dahinfließenden Satzperioden. Seine Sprache ist melodiös und durchrhythmisiert, was besonders auffällt, wenn der Autor seine eigenen Texte vorliest. Mit Romanen wie „Die Liebe in groben Zügen“ und „Verlangen und Melancholie“ hat Kirchhoff, der 1990 mit „Infanta“ zu einem Bestsellerautor wurde, in seinem Spätwerk noch einmal zu einer neuen Form der Eleganz und Lebensklugheit gefunden.
Kirchhoffs und Unselds Freundschaft – gekennzeichnet von Loyalität
Bodo Kirchhoffs Werdegang ist, so dachte man, untrennbar mit dem seines Freundes und Verlegers Joachim Unseld verbunden. Er war es, der beim Suhrkamp Verlag Kirchhoffs Weg zum renommierten Autor begleitete. Und als Unseld im Streit mit seinem Vater den Verlag verließ, folgte der Autor seinem Freund in dessen neuen Verlag, die Frankfurter Verlagsanstalt. „Parlando“, erschienen 2001, war Kirchoffs erster Roman in der FVA. Mit der Novelle „Nachtdiebe“ ist vor wenigen Tagen Kirchhoffs 20. Buch in der Frankfurter Verlagsanstalt erschienen.
Nun trennen sich, man mag das kaum glauben, zumindest vorerst die Wege: Bodo Kirchhoffs neuer Roman „Seit er sein Leben mit einem Tier teilt“ erscheint im Januar bei dtv. Doch jetzt ist Sommer und Seezeit. Von Frankfurt aus, der Stadt, in der Bodo Kirchhoff lebt und arbeitet, schicken wir herzliche Glückwünsche an den Gardasee.
Ein Schriftsteller hat asketisch zu sein. Dabei wird aber geflissentlich übersehen, dass es nur wenige andere Autoren geben dürfte, die ihr Leben lang so hart gearbeitet haben; an ihren Texten, an ihrer Sprache, an jedem einzelnen Satz. Wenn Bodo Kirchhoff ein neues Buch veröffentlicht, dann hat er es fünf-, sechs- oder siebenmal geschrieben. Jede Version aufs Neue geschrieben, die alte überschrieben; so lange, bis er selbst und seine Frau Ulrike, die seine erste und wohl auch strengste Leserin ist, zufrieden ist. Bodo Kirchhoff wurde in Hamburg geboren; seine Eltern zogen jedoch bereits zu Beginn der 1950er-Jahre in den Schwarzwald, nach Kirchzarten, wo Kirchhoff die Volksschule besuchte, bevor er auf die Evangelische Internatsschule Schloss Gaienhofen am Bodensee kam.
Man kann Bodo Kirchhoffs Erinnerungen an sein Aufwachsen und an seine Schulzeit nach lesen, in „Eros und Asche“ beispielsweise, einem seiner besten Bücher, oder in „Dämmer und Aufruhr“, das den Untertitel „Roman der frühen Jahre“ trägt und auch von einer Schriftstellerwerdung erzählt. Bodo Kirchhoff ist ein Meister der langen, elegant dahinfließenden Satzperioden. Seine Sprache ist melodiös und durchrhythmisiert, was besonders auffällt, wenn der Autor seine eigenen Texte vorliest. Mit Romanen wie „Die Liebe in groben Zügen“ und „Verlangen und Melancholie“ hat Kirchhoff, der 1990 mit „Infanta“ zu einem Bestsellerautor wurde, in seinem Spätwerk noch einmal zu einer neuen Form der Eleganz und Lebensklugheit gefunden.
Bodo Kirchhoffs Werdegang ist, so dachte man, untrennbar mit dem seines Freundes und Verlegers Joachim Unseld verbunden. Er war es, der beim Suhrkamp Verlag Kirchhoffs Weg zum renommierten Autor begleitete. Und als Unseld im Streit mit seinem Vater den Verlag verließ, folgte der Autor seinem Freund in dessen neuen Verlag, die Frankfurter Verlagsanstalt. „Parlando“, erschienen 2001, war Kirchoffs erster Roman in der FVA. Mit der Novelle „Nachtdiebe“ ist vor wenigen Tagen Kirchhoffs 20. Buch in der Frankfurter Verlagsanstalt erschienen.
Nun trennen sich, man mag das kaum glauben, zumindest vorerst die Wege: Bodo Kirchhoffs neuer Roman „Seit er sein Leben mit einem Tier teilt“ erscheint im Januar bei dtv. Doch jetzt ist Sommer und Seezeit. Von Frankfurt aus, der Stadt, in der Bodo Kirchhoff lebt und arbeitet, schicken wir herzliche Glückwünsche an den Gardasee.
6. Juli 2023, 11.37 Uhr
Christoph Schröder
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Christoph Schröder
Christoph Schröder studierte in Mainz Germanistik, Komparatistik und Philosophie. Seine Interessensschwerpunkte liegen auf der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur und dem Literaturbetrieb. Er ist Dozent für Literaturkritik an der Goethe-Universität Frankfurt. Mehr von Christoph
Schröder >>
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