Partner
Zoogesellschaftshaus
Zwei Päpste im English Theatre Frankfurt
Im English Theatre am Frankfurter Zoo geht es neuerdings päpstlich zu: Ein Theaterstück beschäftigt sich mit dem Machtwechsel von Benedikt XVI. zu Franziskus und scheut dabei nicht vor schwierigen Themen zurück.
Gemeinsam haben sie eigentlich nur, dass sie beide keine Päpste werden wollten. Während Joseph Ratzinger (alias Benedikt XVI.) noch im Konklave zu Gott betete, er solle ihn von der Pflicht des Kirchenoberhaupts bewahren, strebte der jesuitisch-bescheidene Jorge Bergoglio (alias Papst Franziskus) das päpstliche Amt gar nicht erst an. Und während
Benedikt schon bald nach seiner Wahl über den Rücktritt nachdenkt, muss Kardinal Bergoglio erst davon überzeugt werden, sich als Nachfolger zur Wahl zu stellen.
Auch sonst könnten die Unterschiede zwischen den beiden Päpsten – im Theaterstück – kaum größer sein: Wo Papst Benedikt auf dem Klavier Mozart spielt, tanzt Jorge Bergoglio argentinischen Tango. Wo Benedikt einen Rückgang der Gläubigen beklagt, begeistert Bergoglio junge Menschen für den Glauben. Wo Benedikt Kirchenreformen verhindert, will Bergoglio die katholische Kirche modernisieren. So präsentiert „The two Popes“, geschrieben von dem neuseeländischen Dramatiker und Drehbuchautor Anthony McCarten, die zwei Päpste als ein klassisches Gegensatzpaar.
„The two Popes“ thematisiert Zölibat, Homosexualität und Abtreibungen
Doch während Päpste unfehlbar sind, sind Dramatiker das nicht. Die im Stück angesprochenen Fragen – Zölibat, Homosexualität, Abtreibungen – hat Papst Franziskus letztlich nicht mit tiefgreifenden Reformen beantwortet. Bezeichnenderweise endet das Stück dann auch mit Franziskus’ Amtsantritt und nicht etwa mit dem, was danach kam – oder ausblieb. Damit erinnert McCartens Stück ein bisschen an den Friedensnobelpreis an Barack Obama, den dieser 2009 schon dafür bekam, dass er nicht sein Vorgänger George W. Bush war.
Doch man sollte das Theaterstück nicht mit kritisch-investigativem Journalismus verwechseln. Stattdessen sollte man es als das sehen, was es ist: Ein Theaterstück, und als solches überzeugt es. Die Inszenierung des English Theatre besticht insbesondere durch ihre großartigen Hauptdarsteller, David Acton und Michael Fenner, als deutschem Bedenkenträger und argentinischem Charismatiker. Zusammen mit dem anglo-amerikanisch-schnellen Dialogwitz und einem wie immer gelungenen Bühnenbild ist „The two Popes“ beim English Theatre damit höchst unterhaltsam und sehenswert.
Info
The two Popes, Schauspiel, Ffm: English Theatre Frankfurt am Zoo, Zoogesellschaftshaus, Bernhard-Grzimek-Allee 1, 2.-6./9.-12. Juli, 19.30 Uhr, 7. Juli, 18 Uhr
Benedikt schon bald nach seiner Wahl über den Rücktritt nachdenkt, muss Kardinal Bergoglio erst davon überzeugt werden, sich als Nachfolger zur Wahl zu stellen.
Auch sonst könnten die Unterschiede zwischen den beiden Päpsten – im Theaterstück – kaum größer sein: Wo Papst Benedikt auf dem Klavier Mozart spielt, tanzt Jorge Bergoglio argentinischen Tango. Wo Benedikt einen Rückgang der Gläubigen beklagt, begeistert Bergoglio junge Menschen für den Glauben. Wo Benedikt Kirchenreformen verhindert, will Bergoglio die katholische Kirche modernisieren. So präsentiert „The two Popes“, geschrieben von dem neuseeländischen Dramatiker und Drehbuchautor Anthony McCarten, die zwei Päpste als ein klassisches Gegensatzpaar.
Doch während Päpste unfehlbar sind, sind Dramatiker das nicht. Die im Stück angesprochenen Fragen – Zölibat, Homosexualität, Abtreibungen – hat Papst Franziskus letztlich nicht mit tiefgreifenden Reformen beantwortet. Bezeichnenderweise endet das Stück dann auch mit Franziskus’ Amtsantritt und nicht etwa mit dem, was danach kam – oder ausblieb. Damit erinnert McCartens Stück ein bisschen an den Friedensnobelpreis an Barack Obama, den dieser 2009 schon dafür bekam, dass er nicht sein Vorgänger George W. Bush war.
Doch man sollte das Theaterstück nicht mit kritisch-investigativem Journalismus verwechseln. Stattdessen sollte man es als das sehen, was es ist: Ein Theaterstück, und als solches überzeugt es. Die Inszenierung des English Theatre besticht insbesondere durch ihre großartigen Hauptdarsteller, David Acton und Michael Fenner, als deutschem Bedenkenträger und argentinischem Charismatiker. Zusammen mit dem anglo-amerikanisch-schnellen Dialogwitz und einem wie immer gelungenen Bühnenbild ist „The two Popes“ beim English Theatre damit höchst unterhaltsam und sehenswert.
The two Popes, Schauspiel, Ffm: English Theatre Frankfurt am Zoo, Zoogesellschaftshaus, Bernhard-Grzimek-Allee 1, 2.-6./9.-12. Juli, 19.30 Uhr, 7. Juli, 18 Uhr
27. Juni 2024, 11.52 Uhr
Julian Mackenthun
Julian Mackenthun
Julian Mackenthun, geboren 1993, studierte Englisch und Geschichte an der Goethe-Universität. Seit 2020 leitet er das Theater-Ressort des Journal Frankfurt. Mehr von Julian
Mackenthun >>
Mehr Nachrichten aus dem Ressort Kultur
Frankfurterin im Vorentscheid
NI-KA: „Dem ESC tut ein bisschen Soul gut“
Mit Neo-Soul nach Basel – so lautet der Plan von NI-KA. Die Frankfurterin tritt beim Vorentscheid zum diesjährigen Eurovision Song Contest an. Im Interview mit dem JOURNAL spricht sie über ihre musikalischen Einflüsse.
Text: Sina Claßen / Foto: NI-KA © RTL / Üzeyir Fatih Kaya
KulturMeistgelesen
- Deutsches Architekturmuseum FrankfurtDAM verleiht Preis für herausragende Architektur
- Hassan AnnouriRap-Doku „Ich bin Frankfurter“ kommt ins Kino
- Neue Initiative gegen GeschichtsverdrängungGedenken an NS-Opfer beim Augen auf-Kinotag
- Interview„Sich zu Hause fühlen“ bei der Frankfurter Winterwerft
- We Are OneWie ein junges Techno-Kollektiv Frankfurt erobert
5. Februar 2025
Journal Tagestipps
Freie Stellen