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Das KTO Theater hinterfragt in seinen Performances satirisch das moderne Leben © Daniele Mantovani
Trotz finanzieller Schwierigkeiten
Siebzehn Tage Sommerwerft in Frankfurt
Unter dem Motto „Friedenskultur“ sind bei der Sommerwerft Theateraufführungen, Performances, Konzerte und Workshops zu erleben. Der Veranstalter Protagon kämpft unterdessen gegen finanzielle Schwierigkeiten.
Viele schätzen die Sommerwerft als einen Ort zum gemeinsamen Zeitverbringen, Essen, Trinken und Reden. Was dabei manchmal ins Hintertreffen gerät: Die Sommerwerft ist auch eines der größten öffentlichen Theaterfestivals in Deutschland. Allein im vergangenen Jahr besuchten über 70 000 Menschen das Festivalgelände im Frankfurter Ostend, und auch in diesem Jahr bietet sich dort wieder ein breit gefächertes Programm aus den Sparten Theater und Performance, Tanz und Musik, Workshops und Kinderveranstaltungen. Die Offenheit ist dabei Teil des Konzepts: Gerade durch sie könne man auch Menschen erreichen, die andernfalls gar nicht ins Theater gingen, sagt Max Büttner, Mitglied des Veranstalter-Vereins Protagon.
Auch für das diesjährige Motto „Friedenskultur“ stellt die Offenheit einen zentralen Aspekt des Festivals dar. „Mit dem Thema Friedenskultur blicken wir natürlich auf die aktuellen kriegerischen Konflikte in der Welt und die damit einhergehende Diskursverschiebung“, sagt Büttner. Zusammenzukommen, etwa ein Theaterstück oder eine Performance zu den entsprechenden Diskursthemen anzusehen und danach darüber zu sprechen, könne Menschen zusammenbringen statt sie der Lagerbildung in den Sozialen Medien zu überlassen. „Wir haben schon oft erlebt, wie auf der Sommerwerft Menschen miteinander ins Gespräch kamen, die sich sonst vielleicht nie begegnet wären.“
Sommerwerft 2024: Finanzierung kurz vor Festivalbeginn nicht vollständig gesichert
Dabei ist auch in diesem Jahr Jahr die Finanzierung der Sommerwerft schwierig. Obwohl die Sommer werft als ein fester Bestandteil des Frankfurter Kulturlebens gilt und von Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) als ein wichtiger Beitrag zur kulturellen Vielfalt der Stadt sowie zum Kulturstandort Frankfurt herausgestellt wurde, ist noch kurz vor
Festivalbeginn die Finanzierung nicht vollständig gesichert. Schon im vergangenen Jahr war dies der Fall. Beinahe habe Protagon diese Ausgabe der Sommerwerft gar nicht überlebt, sagt Max Büttner. Also habe man seitdem zahlreiche E-Mails geschrieben, Gespräche geführt und um die notwendigste Unterstützung gebeten.
Genug Resonanz habe es darauf aber nicht gegeben. „Die Stadt Frankfurt unterstützt die Sommerwerft seit vielen Jahren, wofür wir sehr dankbar sind“, sagt Büttner weiter. Doch leider decke diese Unterstützung nur einen Bruchteil der anfallenden Kosten. So begebe man sich als gemeinnütziger Verein erneut in eine finanzielle Risikolage. Trotzdem wolle man am Konzept festhalten. Bei der Sommerwerft soll auch weiterhin kein Eintrittsgeld genommen werden; alle sollen sich dort eingeladen fühlen. Das sei für die Offenheit entscheidend.
Sommerwerft 2024: rund 200 Aufführungen und über 50 Programmpunkte
Ungefähr zweihundert Aufführungen werden in diesem Jahr zu sehen sein, rund tausend Künstlerinnen und Künstler reisen dafür aus dem In- und Ausland zum
Festivalgelände an der Weseler Werft. So zeigt am 3. August etwa das exil-russische Theaterduo „Spitfire Company“ eine satirisch-kritische Auseinandersetzung mit dem Leben in der zusammenbrechenden Sowjetunion, am vorletzten Festivaltag wiederum bringt die internationale Theatergruppe Teatro Nucleo Miguel de Cervantes’ „Don Quijote“ auf die Bühne.
Auch musikalisch wird einiges geboten: Wie in jedem Jahr ist diesmal wieder das Beduinenzelt ein zentraler Anlaufpunkt auf dem weitläufigen Gelände der Weseler Werft.
An sechzehn Abenden sind jeweils drei Acts zwischen 17.30 Uhr und 21.30 Uhr, zum Finale am 11. August sogar vier, insgesamt also über 50 Programmpunkte zu erleben. Entsprechend vielfältig ist das Angebot und die stilistische Bandbreite des Gebotenen. Von Blues, Folk, Country und Rockabilly über Swing, Jazz und Weltmusik sowie Punk, Indie und Reggae bis zu Rap, Electro, Ambient, House und Techno reicht die Palette.
Sommerwerft 2024: Trans Afghan Drag Heritage und Beschwerdechor
Passend zur intimen Atmosphäre im Zelt gibt es viel (akustische) Singer/Songwriter-Musik. Die verkörpern in unterschiedlichster Weise Moritz von Eschersheim, Salon Erika, Wolf Schubert-K., Jonas Noak, Kaŝita Kanto, Jens Breidenstein oder Mehr Impulse, mal poetisch, mal als Protestsong. Und Sepp’l Niemeyer, der die Konzerte wie gewohnt charmant moderieren wird, hat als Programmverantwortlicher auch die eine oder andere Überraschung gebucht. So werden Kabul Couture am 27.7. „The Trans Afghan Drag Heritage“ auf die Bühne bringen und dabei afghanischen und indischen Tanz mit Drag und Poesie zu einer einzigartigen Performance vereinen.
Der Frankfurter Beschwerdechor am 31.7. nutzt populäre Melodien, um Protest und Kritik in die Öffentlichkeit zu tragen. Oder das Turnalar Quartett aus der Bridges-Familie steht für sehnsüchtige Lieder aus dem Iran, der Türkei, vom Balkan und aus arabischen Ländern, mit energiegeladenen Melodien, meist in ungeraden Rhythmen, zum Zuhören und zum Tanzen. Alle Abende haben wieder Überschriften wie „Make Love, not war!“, „Im Verstehen liegt Freiheit“ oder „Keine Gerechtigkeit, keinen Frieden“, die mit dem Thema der diesjährigen Sommerwerft, „Friedenskultur“, korrespondieren.
Info
Die Sommerwerft findet vom 26. Juli bis zum 11. August statt.
Auch für das diesjährige Motto „Friedenskultur“ stellt die Offenheit einen zentralen Aspekt des Festivals dar. „Mit dem Thema Friedenskultur blicken wir natürlich auf die aktuellen kriegerischen Konflikte in der Welt und die damit einhergehende Diskursverschiebung“, sagt Büttner. Zusammenzukommen, etwa ein Theaterstück oder eine Performance zu den entsprechenden Diskursthemen anzusehen und danach darüber zu sprechen, könne Menschen zusammenbringen statt sie der Lagerbildung in den Sozialen Medien zu überlassen. „Wir haben schon oft erlebt, wie auf der Sommerwerft Menschen miteinander ins Gespräch kamen, die sich sonst vielleicht nie begegnet wären.“
Dabei ist auch in diesem Jahr Jahr die Finanzierung der Sommerwerft schwierig. Obwohl die Sommer werft als ein fester Bestandteil des Frankfurter Kulturlebens gilt und von Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) als ein wichtiger Beitrag zur kulturellen Vielfalt der Stadt sowie zum Kulturstandort Frankfurt herausgestellt wurde, ist noch kurz vor
Festivalbeginn die Finanzierung nicht vollständig gesichert. Schon im vergangenen Jahr war dies der Fall. Beinahe habe Protagon diese Ausgabe der Sommerwerft gar nicht überlebt, sagt Max Büttner. Also habe man seitdem zahlreiche E-Mails geschrieben, Gespräche geführt und um die notwendigste Unterstützung gebeten.
Genug Resonanz habe es darauf aber nicht gegeben. „Die Stadt Frankfurt unterstützt die Sommerwerft seit vielen Jahren, wofür wir sehr dankbar sind“, sagt Büttner weiter. Doch leider decke diese Unterstützung nur einen Bruchteil der anfallenden Kosten. So begebe man sich als gemeinnütziger Verein erneut in eine finanzielle Risikolage. Trotzdem wolle man am Konzept festhalten. Bei der Sommerwerft soll auch weiterhin kein Eintrittsgeld genommen werden; alle sollen sich dort eingeladen fühlen. Das sei für die Offenheit entscheidend.
Ungefähr zweihundert Aufführungen werden in diesem Jahr zu sehen sein, rund tausend Künstlerinnen und Künstler reisen dafür aus dem In- und Ausland zum
Festivalgelände an der Weseler Werft. So zeigt am 3. August etwa das exil-russische Theaterduo „Spitfire Company“ eine satirisch-kritische Auseinandersetzung mit dem Leben in der zusammenbrechenden Sowjetunion, am vorletzten Festivaltag wiederum bringt die internationale Theatergruppe Teatro Nucleo Miguel de Cervantes’ „Don Quijote“ auf die Bühne.
Auch musikalisch wird einiges geboten: Wie in jedem Jahr ist diesmal wieder das Beduinenzelt ein zentraler Anlaufpunkt auf dem weitläufigen Gelände der Weseler Werft.
An sechzehn Abenden sind jeweils drei Acts zwischen 17.30 Uhr und 21.30 Uhr, zum Finale am 11. August sogar vier, insgesamt also über 50 Programmpunkte zu erleben. Entsprechend vielfältig ist das Angebot und die stilistische Bandbreite des Gebotenen. Von Blues, Folk, Country und Rockabilly über Swing, Jazz und Weltmusik sowie Punk, Indie und Reggae bis zu Rap, Electro, Ambient, House und Techno reicht die Palette.
Passend zur intimen Atmosphäre im Zelt gibt es viel (akustische) Singer/Songwriter-Musik. Die verkörpern in unterschiedlichster Weise Moritz von Eschersheim, Salon Erika, Wolf Schubert-K., Jonas Noak, Kaŝita Kanto, Jens Breidenstein oder Mehr Impulse, mal poetisch, mal als Protestsong. Und Sepp’l Niemeyer, der die Konzerte wie gewohnt charmant moderieren wird, hat als Programmverantwortlicher auch die eine oder andere Überraschung gebucht. So werden Kabul Couture am 27.7. „The Trans Afghan Drag Heritage“ auf die Bühne bringen und dabei afghanischen und indischen Tanz mit Drag und Poesie zu einer einzigartigen Performance vereinen.
Der Frankfurter Beschwerdechor am 31.7. nutzt populäre Melodien, um Protest und Kritik in die Öffentlichkeit zu tragen. Oder das Turnalar Quartett aus der Bridges-Familie steht für sehnsüchtige Lieder aus dem Iran, der Türkei, vom Balkan und aus arabischen Ländern, mit energiegeladenen Melodien, meist in ungeraden Rhythmen, zum Zuhören und zum Tanzen. Alle Abende haben wieder Überschriften wie „Make Love, not war!“, „Im Verstehen liegt Freiheit“ oder „Keine Gerechtigkeit, keinen Frieden“, die mit dem Thema der diesjährigen Sommerwerft, „Friedenskultur“, korrespondieren.
Die Sommerwerft findet vom 26. Juli bis zum 11. August statt.
19. Juli 2024, 09.29 Uhr
Detlef Kinsler/Julian Mackenthun
Julian Mackenthun
Julian Mackenthun, geboren 1993, studierte Englisch und Geschichte an der Goethe-Universität. Seit 2020 leitet er das Theater-Ressort des Journal Frankfurt. Mehr von Julian
Mackenthun >>
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