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Tribute-Konzert in Darmstadt

Hank Williams wird 100: Popmusik vor Elvis und den Beatles

Am 26. Oktober findet in der Bessunger Knabenschule in Darmstadt ein Konzert zum 100. Geburtstag von Hank Williams statt. Das JOURNAL hat Veranstalter Thomas Waldherr und einige der teilnehmenden Musiker zu „Happy Hundred, Hank!“ befragt.
JOURNAL FRANKFURT: Warum widmet sich der Bob Dylan-Experte jetzt in seiner „Americana“-Konzertreihe Hank Williams zu dessen 100. Geburtstag?
Thomas Waldherr: Weil Hank Williams einer der ganz Großen der amerikanischen Populärmusik ist. Bei der Beschäftigung mit Dylan stößt man immer wieder auf seine Wurzeln und Hank Williams ist ein ganz wichtiger Einfluss für ihn. Schon als Junge hat er sich für Hank begeistert. Im 1965er Tournee-Film „Don't Look Back" gibt es die Szene bei der Dylan Hanks „Lost Highway" spielt. Und später hat er Hanks nachgelassene Texte vertonen lassen. Über Dylans Begeisterung für Hank bin ich an dessen Musik und Legende herangeführt worden. Und habe einen faszinierenden Künstler entdeckt, der zu seinem 100. Geburtstag eine angemessene Würdigung verdient hat. Dazu wollen wir beitragen.

Was hat Williams für eine Bedeutung für Dylan?
Hank war für den jungen Bobbie ein Art „Rôle Model" als Gitarre spielender und singender Songwriter. Später hat ihn dessen Lyrik fasziniert. „Vor Woody Guthrie war Hank Wiliams mein bevorzugter Songwriter, wobei ich ihn zuerst als Sänger wahrnahm“, schreibt er in seinen Chronicles. Und weiter: „Mit der Zeit wurde mir bewusst, dass in Hanks aufgenommenen Liedern die archetypischen Regeln des poetischen Songwritings vorlagen. Die architektonischen Formen sind wie Marmorsäulen und sie mussten da sein...Durch das Anhören seiner Platten kann man viel über die Struktur des Songwritings lernen." Aber Williams hat natürlich auch Johnny Cash, Elvis und die Beatles beeinflusst. Musikalisch, als Songwriter und in der Vorwegnahme des Rock'n'Roll-Lifestyles.

100. Geburtstag von Hank Williams: Ein Mann, viele musikalische Stimmungen

Was können die Besucher des Geburtstagskonzertes erwarten?
Einen vielfältigen, spannenden musikalischen Abend mit einem tollen Ensemble. Es werden viele Songs von Hank von verschiedenen Interpreten zu hören sein und man wird einiges aus dem schwierigen und am Ende tragischen Leben dieses Hank Williams erfahren. Das wird ein Abend sein, der alle Gefühlslagen abdeckt. Wir werden mit Hank traurig sein und mit ihm lachen, an seinem Tod verzweifeln und uns an seiner Legende erfreuen. Schließlich wollen wir ihn zu seinem 100. Geburtstag ehren.

Nach welchen Kriterien haben Sie die teilnehmenden Musiker ausgesucht?
Ich suchte Musiker, die ein Gespür für Hank Williams haben, denen er etwas bedeutet und die seinen Songs auch einen eigenen Stempel aufdrücken können. Wolf Schubert-K. hat auf wunderbare Art auf seiner neuesten Platte „Sad Songs Vol. 1" zwei Stücke von Hank gecovert. Romie haben dieses melancholische Country-Feeling in ihrer Musik, das sich auch bei Hank findet. Helt Oncale beherrscht nicht nur die traurigen Songs, sondern auch die Novelty Songs wie „Kaw-Liga" und hat auf seinem aktuellen Album „Jambalaya" mit der Original-Cajun-Version zusammengebracht.

Der großartige Martin Grieben steht für den Charme, den Hank Williams auf der Bühne versprühte und ihn zum ersten Popstar der Countrymusik machte. Und mit den Woog Riots wollte ich die Country-Seligkeit auch mal brechen. Die beiden überführen Williams' Songs in ihr eigenes musikalisches Idiom: Electro-Pop und Garagen-Glam zwischen Bubblegum und Kraftwerk. Williams' Songmaterial ist zeitlos und genreübergreifend fantastisch.

Schubert-K: Die Texte von Williams sind psychologisch betrachtet teils dysfunktional

Was bedeutet Dir, Wolf Schubert-K., Hank Williams?
Wolf Schubert-K.: Ach Gott, Hank begleitet mich schon so lange. Ich war ja schon in den Neunzigern mit der trashigen deutsch-amerikanischen Hank-Williams-Band The Burning Rubberdolls in Frankreich unterwegs. Wir haben uns damals mit der tragischen Figur total identifiziert, und viel getrunken und geklagt. Heute denke ich etwas differenzierter über ihn und finde seine Lyrics, psychologisch betrachtet, mitunter ganz schön dysfunktional.
Aber er war immer relevant für mich! So wie die Rolling Stones oder Leonard Cohen, oder Dylan oder Joan Baez. Deshalb sind ja auch zwei Songs von ihm auf unserem Album. „Sad Songs Vol. 1“. Mit Jule (Heidmann) seine Songs als Duett zu singen, ist eine Offenbarung.

Wolf hat Dich, Jule, schon angesprochen. Du trittst nicht nur mit ihm, sondern auch mit Paula Stenger als Romie auf…
Jule Heidmann (Romie): Das erste Mal kam ich mit Hank in Berührung während der Vorlesung „Geschichte der Jazz- und Popularmusik“, dessen Inhalte ich damals im ersten Musikhochschulsemester in Mannheim förmlich verschlang. Was war eigentlich vor Elvis und den Beatles im Bereich der Popularmusik los? Ich liebte Rock, ich liebte Blues und Country. Die Verflechtung der letzten beiden mit dem Rock’n’Roll als Ergebnis verstand ich allerdings erst nach dieser Einordnung.

Und wie ungemein wichtig Hank Williams in der Musikgeschichte war, wird einem durch das Verstehen dieser Verwebungen erst bewusst. Und mit dem Beginn meines Einstiegs bei Wolf Schubert-K & Friends begann dann endlich auch mein musikalisches Verhältnis mit Hank. Seine Nummern gemeinsam mit Wolf zu singen, macht unendlich viel Spaß!

Auch Woog Riot interpretieren Hank Williams in Darmstadt

Eine echte Überraschung ist, dass auch ihr mit Woog Riot dabei seid…
Silvana Battisti und Marc Herbert: Wir haben Hank Williams kennengelernt, wenn andere seine Songs gesungen haben, wie zum Beispiel das grandiose Johnny Cash/Nick Cave-Duett „I‘m so lonesome I could cry“. Für seinen 100. Geburtstag haben wir uns zwei seiner Songs über das Sterben ausgesucht, in denen man auch etwas über das Leben lernen kann.

Info
Americana: Happy Hundred, Hank! – Tribute zum 100. Geburtstag von Hank Williams, Darmstadt, Bessunger Knabenschule, 26. Oktober um 20 Uhr, Eintritt: 15 €, weitere Infos sind hier zu finden.
 
Fotogalerie:
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10. Oktober 2023, 12.01 Uhr
Detlef Kinsler
 
Detlef Kinsler
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt. – Mehr von Detlef Kinsler >>
 
 
 
 
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