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Theater in Frankfurt-Bockenheim
Home – Rückblick nach einer Flucht
Mit viel Humor inszeniert teatreBLAU vom 4. bis zum 6. Dezember mit „Home“ eine Selbstfindung und politische Farce im Titania in der Basaltstraße in Frankfurt. Auch im Wiesbadener Staatstheater gibt es Aufführungen.
Es geht um eine Heimatsuche. Miriam ist nach ihrer Flucht aus Damaskus in London angekommen und führt nun ein Leben jenseits von Diktatur, Verfolgung und Bürgerkrieg. Trotzdem fragt sie sich: Kann London ihre neue Heimat werden? Denn weiter weg von Damaskus könnte sie – zumindest innerhalb Europas – kaum sein. Neben aller Erleichterung darüber kommt sie ins Grübeln. Und je mehr sie grübelt, desto weniger fühlt sie sich noch in sich selbst beheimatet. Hätte sie nicht für ein besseres Leben in Damaskus kämpfen sollen? Ist ihre Flucht nicht egoistisch? Darf sie überhaupt in einem Europa heimisch werden, das Flüchtlinge als potentielle Terroristen einstuft?
Diese Fragen bilden den Ausgangspunkt des Theaterstücks „Home“, geschrieben von der syrischen Autorin Noura Houbo. Die innere Gespaltenheit der Hauptfigur wird dabei in der Inszenierung auch durch die Besetzung hervorgehoben. Denn Miriam ist gleich dreifach besetzt. Sie muss sich aus Selbstzweifeln und inneren Spaltungen wieder neu zusammensetzen. Videoleinwände zeigen ihre Erinnerungsbilder aus Damaskus, die Stationen ihrer Flucht und EU-Grenzkontrollen. Die Schauspielerinnen und Schauspieler spielen die Videoleinwände an, als wären diese echte Interaktionspartner.
„Home“: Mehrfachbesetzung, Videokunst und drei Spielsprachen
Das macht deutlich, dass eine Interaktion hier gar nicht stattfindet. Stattdessen ist Miriam ihren Heimat- und Flucht-Erinnerungen genauso wie den EU-Grenzkontrollen ausgesetzt. Dabei will „Home“ aber nicht den Zeigefinger erheben, bitter-tragisch anklagen oder ein Selbstmitleid poetisieren. Gerade die Grenzkontrollen entwickeln in ihrer Absurdität große humoristische Qualitäten. Und die Mehrfachbesetzung der Protagonistin, die Videokunst und die drei Spielsprachen (deutsch, arabisch und englisch, mit Untertiteln) lassen eine ganz eigene Theatersprache entstehen.
Als Produktion der freien Theatergruppe teatreBLAU geht das Stück zudem – passend zum Inhalt – selbst auf Reisen: Während die Premiere noch in Frankfurt/Oder stattfindet, zieht die Inszenierung anschließend weiter ins Bockenheimer Titania und schließlich zur Wartburg des Staatstheaters Wiesbaden. Ob beabsichtigt oder nicht: Auch dabei geht es um das Suchen und das Finden vieler Heimaten.
Info
Home, Schauspiel, Ffm: Titania, Basaltstraße 23, 4.-6.12., 20 Uhr und Wiesbaden: Staatstheater Wiesbaden, Wartburg, Schwalbacher Straße 51, 8./9.12., 19.30 Uhr
Diese Fragen bilden den Ausgangspunkt des Theaterstücks „Home“, geschrieben von der syrischen Autorin Noura Houbo. Die innere Gespaltenheit der Hauptfigur wird dabei in der Inszenierung auch durch die Besetzung hervorgehoben. Denn Miriam ist gleich dreifach besetzt. Sie muss sich aus Selbstzweifeln und inneren Spaltungen wieder neu zusammensetzen. Videoleinwände zeigen ihre Erinnerungsbilder aus Damaskus, die Stationen ihrer Flucht und EU-Grenzkontrollen. Die Schauspielerinnen und Schauspieler spielen die Videoleinwände an, als wären diese echte Interaktionspartner.
Das macht deutlich, dass eine Interaktion hier gar nicht stattfindet. Stattdessen ist Miriam ihren Heimat- und Flucht-Erinnerungen genauso wie den EU-Grenzkontrollen ausgesetzt. Dabei will „Home“ aber nicht den Zeigefinger erheben, bitter-tragisch anklagen oder ein Selbstmitleid poetisieren. Gerade die Grenzkontrollen entwickeln in ihrer Absurdität große humoristische Qualitäten. Und die Mehrfachbesetzung der Protagonistin, die Videokunst und die drei Spielsprachen (deutsch, arabisch und englisch, mit Untertiteln) lassen eine ganz eigene Theatersprache entstehen.
Als Produktion der freien Theatergruppe teatreBLAU geht das Stück zudem – passend zum Inhalt – selbst auf Reisen: Während die Premiere noch in Frankfurt/Oder stattfindet, zieht die Inszenierung anschließend weiter ins Bockenheimer Titania und schließlich zur Wartburg des Staatstheaters Wiesbaden. Ob beabsichtigt oder nicht: Auch dabei geht es um das Suchen und das Finden vieler Heimaten.
Home, Schauspiel, Ffm: Titania, Basaltstraße 23, 4.-6.12., 20 Uhr und Wiesbaden: Staatstheater Wiesbaden, Wartburg, Schwalbacher Straße 51, 8./9.12., 19.30 Uhr
1. Dezember 2023, 10.45 Uhr
Julian Mackenthun
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