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Theater-Tipp
Macbeth kehrt ans Schauspiel Frankfurt zurück
Ein Tyrann auf dem Königsthron: Shakespeares Tragödie über Macht und Mord in einer herausragenden Inszenierung – zum zweiten Mal am Schauspiel Frankfurt.
König will er werden – und dafür geht Macbeth sprichwörtlich über Leichen. Vom schottischen Heerführer mordet er sich an die Macht und klettert über die Leichen seiner Mordopfer bis auf den Königsthron. Naturgemäß bleibt Macbeth dabei allein. Nur mit seiner Frau, Lady Macbeth, führt er verschwörerische Zwiegespräche; zusammen schmieden sie die eiskalten Mordpläne. Und genauso eiskalt-mörderisch geht auch diese Inszenierung vor.
Regisseur Timofej Kuljabin macht darin zunächst die Parallelen seiner Hauptfigur zum politischen Zeitgeschehen deutlich. Denn an wen soll man hier denken, wenn Macbeth seine Untergebenen an einer überlangen Essenstafel sich gegenüber platziert oder den Fats-Domino-Klassiker „Blueberry Hill“ in einer Karaoke-Version zum Besten gibt? Doch bei aller Parallelführung der zeitlosen Shakespeare-Tragödie mit unserer tragischen Zeit steht Kuljabins Inszenierung ganz für sich. Denn sie bietet etwas, was nur großes Theater bieten kann: eine ästhetische Erfahrung.
Macbeth am Schauspiel Frankfurt: Kontrastreich, traumatisch und bisweilen psychopatisch
Oft weiß man gar nicht, warum einen die Szenen so sehr in Beschlag nehmen. Meist passiert nicht einmal viel. Einmal isst Macbeth nur einen Apfel – aber ganz: mit Stumpf und Stiel. Und dann noch einen. Und noch einen. Sonst passiert nichts, und trotzdem erwischt es einen eiskalt. Mit fast traumatischer Eindringlichkeit wirken die Kontraste von Komik und Tragik, Stille und Brutalität. Und gerade dann, wenn nichts gesagt wird, entwickelt das Geschehen seinen stärksten Sog.
Das spricht für die Regie. Das spricht für alle Darstellerinnen und Darsteller. Und ganz besonders spricht es für den Hauptdarsteller, Moritz Kienemann. Denn seinem psychopathischen Macbeth kann man sich nicht entziehen. Beinahe tut es weh, dem mörderischen Treiben auf der Bühne zuzusehen. Nur wegsehen kann man nicht. Man will eigentlich nur, dass es sofort aufhört – oder nie mehr endet.
>> Infos zum Stück, den Terminen und den Tickets sind hier erhältlich.
Regisseur Timofej Kuljabin macht darin zunächst die Parallelen seiner Hauptfigur zum politischen Zeitgeschehen deutlich. Denn an wen soll man hier denken, wenn Macbeth seine Untergebenen an einer überlangen Essenstafel sich gegenüber platziert oder den Fats-Domino-Klassiker „Blueberry Hill“ in einer Karaoke-Version zum Besten gibt? Doch bei aller Parallelführung der zeitlosen Shakespeare-Tragödie mit unserer tragischen Zeit steht Kuljabins Inszenierung ganz für sich. Denn sie bietet etwas, was nur großes Theater bieten kann: eine ästhetische Erfahrung.
Oft weiß man gar nicht, warum einen die Szenen so sehr in Beschlag nehmen. Meist passiert nicht einmal viel. Einmal isst Macbeth nur einen Apfel – aber ganz: mit Stumpf und Stiel. Und dann noch einen. Und noch einen. Sonst passiert nichts, und trotzdem erwischt es einen eiskalt. Mit fast traumatischer Eindringlichkeit wirken die Kontraste von Komik und Tragik, Stille und Brutalität. Und gerade dann, wenn nichts gesagt wird, entwickelt das Geschehen seinen stärksten Sog.
Das spricht für die Regie. Das spricht für alle Darstellerinnen und Darsteller. Und ganz besonders spricht es für den Hauptdarsteller, Moritz Kienemann. Denn seinem psychopathischen Macbeth kann man sich nicht entziehen. Beinahe tut es weh, dem mörderischen Treiben auf der Bühne zuzusehen. Nur wegsehen kann man nicht. Man will eigentlich nur, dass es sofort aufhört – oder nie mehr endet.
>> Infos zum Stück, den Terminen und den Tickets sind hier erhältlich.
4. Oktober 2023, 09.00 Uhr
Julian Mackenthun
Julian Mackenthun
Julian Mackenthun, geboren 1993, studierte Englisch und Geschichte an der Goethe-Universität. Seit 2020 leitet er das Theater-Ressort des Journal Frankfurt. Mehr von Julian
Mackenthun >>
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