Partner
Teufelshörnchen und Höllenkrach – ACDC in der Festhalle
![acdc acdc](/image/kolumnen/11397.jpg)
Die Festhalle ist ausverkauft. In der Halle kann man kleine Teufelshörnchen kaufen, die batteriegetrieben blinken und auf einen Haarreif montiert sind. Die setzt man auf den Kopf. Sie stehen den langhaarigen Hard Rockern ebenso gut wie den gepflegt-biederen Damen mit farblich passendem Lippenstift. Die Teufelshörnchen blinken, die Fotohandys leuchten, das Publikum macht seine eigene Show. Das Konzert beginnt mit einem Comic Video. Ein Zug rast mit atemberaubender Geschwindigkeit und ohrenbetäubendem Lärm vom Bühnenhintergrund in den Zuschauerraum. Die Dampflokomotive ist ekstatisch außer Kontrolle geraten. Sexy Weibchen ziehen an allen phallushaften Bremshebeln, aber sie bemühen sich sehr vergeblich, den Zug zum stehen zu bringen, der Zug durchbricht die Absperrung, Feuer und Raketen explodieren auf der Bühne und – wumm – AC/DC sind da und spielen „Rock and Roll Train“ vom aktuellen Album. Ein sehr gelungenes Intro zu dem Konzert, die Musik ebenso atemberaubend und ohrenbetäubend, das fetzt und knallt und im Publikum hopsen die blinkenden Teufelshörnchen. Die Musik von AC/DC übt eine Art Sogwirkung aus, kein Wunder, sie hat eine jeden anderen Gedanken übertönende Präsenz.
Die Lokomotive bekommt zwei rot blinkende Teufelshörnchen aufgesetzt und bleibt den ganzen Abend über als Bühnendeko im Hintergrund. Zu „Rosie“ dient sie als Sitzgelegenheit für eine übergroße, überbusige und rot bestrapste Aufblaspuppe, die graziös im Takt mit dem Fuß wippt und bedenklich mit dem Busen schaukelt.
Es geht atemberaubend weiter mit AC/DC Klassikern wie „Back in Black“ und „Thunderstruck“, dann noch mal vom aktuellen Album „Black Ice“, auch so ein Kracher und dann „The Jack“, Das erscheint nach dem ganzen Gekrache und Gefetze fast als eine ruhige Bluesrock Nummer, man meint, für einen kurzen Moment Atem schöpfen zu können, aber nein, eine Sensation jagt die andere und jetzt macht Angus einen Striptease: sehr grazil und artig wedelt er kokett mit der Krawatte bevor er vorletzte Hüllen fallen lässt. Den Rest des Abends spielt er mit nacktem Oberkörper und: das Kerlchen hat Haare auf der Brust.
Die Jungs sind wirklich gut drauf. Sie geben erkennbar alles und auch das macht einen Großteil ihrer atemberaubenden Wirkung aus. Sie spielen mit hemmungslosem Einsatz und mit hemmungslosem Vergnügen. Der Schweiß spritzt. Angus hickelt und hüpft, Brian Johnson dreht sich mit ausgebreiteten Armen. Etwa in der Mitte des Konzertes wird Brian Johnson’ Stimme ein klein wenig weniger, er hat sie bis hierher aber auch gnadenlos strapaziert. Das schadet dem Konzert aber nichts, denn Angus Young und Malcolm Young werden immer besser. Angus spielt Gitarre wie ein Wahnsinniger, er wirkt völlig entrückt und gleichzeitig explosiv. Das letzte Stück vor den Zugaben „Let there be rock“ zelebriert Angus Young und seine Gitarre. Er wird mit seiner Gitarre auf einer Hubbühne weit über die Köpfe der Fans gehoben, er spielt seine Gitarre im Liegen, er erklimmt ein Brückchen unter der Lokomotive und er spielt ein Gitarrensolo, das minutenlang dauert, das Publikum als Chor einbezieht und ganz einfach wirklich schön und variantenreich ist und das zeigt, dass der Mann und seine Gitarre zusammengehören.
Brian Johnson sagt die Songs als „ein kleines Stück Rock and Roll“ an. Das ist etwas tiefgestapelt, zeigt aber das Selbstverständnis von AC/DC. Die Band versteht sich als Rock and Roll Band. Letzten Endes spielen sie einfach einen schönen knackigen Rock and Roll. Eben etwas lauter als die anderen, dafür aber sensationell ohrenbetäubend und atemberaubend.
26. März 2009, 12.08 Uhr
Barbara Leiff
Mehr Nachrichten aus dem Ressort Kultur
![](https://www.journal-frankfurt.de/cache/images/news/aufmacher/43479.jpg)
Caricatura Museum Frankfurt
Lügenbären, Zamonien-Monster und Killerpinguine
Neben einer umfangreichen Walter Moers-Ausstellung aus Comicseiten, Trickfilmen und plastischen Figuren präsentiert das Caricatura Museum Frankfurt noch die Ergebnisse der Kasseler Sommerakademie.
Text: Gregor Ries / Foto: Das Eichhörnchen, das rückwärts leben wollte © Penguin Verlag
![](https://www.journal-frankfurt.de/template/default/themes/journal/icon-arrow-right.png)
KulturMeistgelesen
- Deutsches Architekturmuseum FrankfurtDAM verleiht Preis für herausragende Architektur
- Open KOMM! in FrankfurtTag der offenen Tür in der KOMMunikationsfabrik
- Hassan AnnouriRap-Doku „Ich bin Frankfurter“ kommt ins Kino
- We Are OneWie ein junges Techno-Kollektiv Frankfurt erobert
- Japanische Kunst im MAKKünstlerlische Merkmale der japanischen Kultur
8. Februar 2025
Journal Tagestipps
Freie Stellen