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Glitzer, Blut und große Dramen
Einblicke in die famose Welt der Schaukämpfe, ein modernes Schauermärchen, alternative Geschichtsschreibungen, ein Kunst-Mord und eine Black Mystery-Satire auf Arbeitswelt und Literaturbetrieb: Unsere Streaming-Empfehlungen für die zweite Hälfte des Oktober.
Wrestlers
Die Liste bekannter Persönlichkeiten, die sich für das große Spektakel Wrestling begeisterten, fällt bemerkenswert aus. Das Warhol Museum in New York präsentiert die unzähligen Wrestling-Magazine, die der Pop Art-Künstler sammelte, der selbst immer wieder Matches im Madison Square Garden aufsuchte. Regie-Berserker Werner Herzog spricht bei jeder Gelegenheit über „Wrestlemania“, der Autor Clemens J. Setz referierte in seiner Eröffnungsrede zum Bachmann-Preis über die Gemeinsamkeiten von Wrestling und Literatur, und der französische Philosoph Roland Barthes, zeitlebens Fan, verglich in seinem Aufsatz „Die Welt des Catchens“ die Showkämpfe mit dem antiken Theater: „Was dem Publikum somit geboten wird, ist das große Spektakel von Schmerz, Niederlage und Gerechtigkeit. Das Catchen führt den menschlichen Schmerz mit der ganzen Verstärkung der tragischen Masken vor“.
Wrestlers: Erzählung über den gesellschaftlich abgehängten, sympathischen Underdog
In seiner neuen Doku-Serie „Wrestlers“ gewährt Regisseur Greg Whiteley Einblicke hinter die Kulissen einer der letzten noch verbliebenden Regionalligen im US-amerikanischen Professional Wrestling, das heute fast ausschließlich von zwei großen Konzernen dominiert wird. Whiteley collagiert die dokumentarischen Aufnahmen über die in Kentucky ansässige Ohio Valley Wrestling-Liga, die unter der Leitung des Wrestling-Veteranen Al Snow ums Überleben kämpft, analog zu den sorgfältig inszenierten Erzählungen bei Showkämpfen selbst, bei denen es sich immer ums große Ganze dreht: Hoffnung, Liebe, Verrat. Dabei erhält er berührende Einblicke in die Leben der mitunter von schweren Schicksalsschlägen getroffenen Wrestler, die reflektiert über Scheitern und Mühsal reden und im Wrestling ihre Katharsis gefunden haben. Nicht zuletzt ist „Wrestlers“ so auch eine Erzählung über den gesellschaftlich abgehängten, sympathischen Underdog, der einer immer komplizierter werdenden Welt ganz bewusst zumindest für einen kurzen Moment eine epische, antike Narration überstülpt, um in dieser voll aufzugehen. Jeder, der Wrestling bis dato nichts abgewinnen konnte, wird sich hier zumindest in die Idee davon verlieben.
Netflix: Wrestlers, bereits verfügbar
The Changeling
Es dauert einige Zeit, bis Apollo (LaKeith Stanfield) Emma (Clark Backo) von sich einnehmen kann. Als der Antiquitätenhändler das Herz der Bibliothekarin schließlich gewinnt und sie kurze Zeit später auch noch schwanger wird, scheint dem bescheidenen Glück des Paars nichts mehr im Wege zu stehen. Als Baby Brian nach der Geburt jedoch insbesondere der Mutter den letzten Nerv raubt, ist Emma zunehmend davon überzeugt, dass es sich bei dem Kind um ein sogenanntes Wechselbalg, ein dem Aberglauben nach von Dämonen untergeschobenes Kind, handeln muss. Zwischen Traumsequenzen und Rückblenden erzählt die horrorhafte Erzählung eine vielschichtige Familientragödie, deren Ideenreichtum die Serie beizeiten zu überfrachten droht.
AppleTV+: The Changeling, Staffel 1, jeden Freitag eine neue Folge
Gib’s zu, Fletch
Gerade frisch verliebt, gerät der investigative Journalist Fletch (Jon Hamm) unvermittelt in einen großen Schlamassel. Eben noch in Italien, wo er seine Flamme Angela (Lorenza Izzo), Tochter eines italienischen Milliardärs, kennengelernt hat, führt ihn sein Weg bald nach Boston. Dort will er sich eigentlich auf die Suche nach gestohlenen Kunstwerken von Angelas Vater machen, wird aber bald Verdächtiger in einem Mordfall und nimmt die Ermittlungen in die eigene Hand. „Gib’s zu, Fletch“ greift die 80er Jahre-Fletch-Filme mit Chavy Chase auf und aktualisiert das Konzept der kriminalistischen Komödie stimmig. Jon Hamm, bekannt aus der Drama-Serie Mad Men, begibt sich hier durchaus gekonnt auf komödiantisches Terrain.
WOW: Gib’s zu, Fletch, bereits verfügbar
The Continental: Aufstieg der amerikanischen Mafia zur Wirtschaftsmacht
The Continental
Als 2014 die Rache-Saga „John Wick“ mit Keanu Reeves in die Kinos kam, konnte der Film mit seiner Mischung aus kaum existenter Handlung und aufsehenerregenden Action-Sequenzen das Publikum überzeugen und wurde rasch zu einem Überraschungshit, der bis dato drei weitere Teile nach sich zog. Folgerichtig wird das Franchise nun um eine Serie erweitert, die als Prequel episodisch die Hintergrundgeschichte über das Hotel Continental und dessen Leiter Winston Scott (Colin Woodell) erzählt, der den Auftragsmördern des John Wick-Universums einen sicheren Rückzugsort bietet. Dabei variiert die Serie reale Ereignisse wie den britischen Winter of Discontent oder den Aufstieg der amerikanischen Mafia zur Wirtschaftsmacht.
Prime Video: The Continental, Staffel 1, ab 22.9.
The Other Black Girl
Schon einige Zeit arbeitet Nella Rogers (Sinclair Daniel) als Assistentin im Lektorat von Wagner Books New York, einem Verlag, dessen beste Tage schon eine Weile zurückliegen. Als einzige Schwarze Frau fühlt sie sich vor Ort unterrepräsentiert, marginalisiert und nicht wertgeschätzt. Als eines Tages Hazel-May McCall (Ashleigh Murray) eingestellt wird, scheinen sich die Dinge zum Besseren zu verändern, vermutet sie doch in der selbstbewussten, Schwarzen Frau eine Verbündete. Doch plötzlich erhält Nella anonyme Warnungen und ihre beste Freundin zweifelt die Hilfsbereitschaft ihrer neuen Kollegin vehement an. Buchadaption, deren unentschiedene Inszenierung der satirischen Mystery-Handlung immer wieder im Wege steht.
Disney+: The Other Black Girl, Staffel 1, bereits verfügbar
…und außerdem:
Pig
In den Hauptrollen dieser Erzählung rund um einen einsamen Waldschrat mit tierischem Helfer und besten Kontakten in die Gastroszene: Nicholas „Cagetastic“ Cage und (s)ein bezauberndes Trüffelschwein. Braucht es mehr Argumente für diesen Film?
Netflix: Pig, bereits verfügbar
Motherless Brooklyn
Im New York der 50er versucht ein Privatdetektiv mit Tourette-Syndrom, den Mord seines Mentors aufzuklären. Dabei deckt er Geheimnisse auf, die über das Schicksal der Stadt entscheiden können. Film noir von und mit Edward Norton.
Prime Video: Motherless Brooklyn, bereits verfügbar
Das Gold
Die BBC-Serie um den wohl berühmtesten Goldraub der britischen Kriminalgeschichte, der sich am 26. November 1983 ereignete, wird jetzt bei Paramount+ gezeigt. Ein Historienkrimi mit der Spannung eines Heistmovies.
Paramount+: Das Gold, Staffel 1, bereits verfügbar
Die Liste bekannter Persönlichkeiten, die sich für das große Spektakel Wrestling begeisterten, fällt bemerkenswert aus. Das Warhol Museum in New York präsentiert die unzähligen Wrestling-Magazine, die der Pop Art-Künstler sammelte, der selbst immer wieder Matches im Madison Square Garden aufsuchte. Regie-Berserker Werner Herzog spricht bei jeder Gelegenheit über „Wrestlemania“, der Autor Clemens J. Setz referierte in seiner Eröffnungsrede zum Bachmann-Preis über die Gemeinsamkeiten von Wrestling und Literatur, und der französische Philosoph Roland Barthes, zeitlebens Fan, verglich in seinem Aufsatz „Die Welt des Catchens“ die Showkämpfe mit dem antiken Theater: „Was dem Publikum somit geboten wird, ist das große Spektakel von Schmerz, Niederlage und Gerechtigkeit. Das Catchen führt den menschlichen Schmerz mit der ganzen Verstärkung der tragischen Masken vor“.
Wrestlers: Erzählung über den gesellschaftlich abgehängten, sympathischen Underdog
In seiner neuen Doku-Serie „Wrestlers“ gewährt Regisseur Greg Whiteley Einblicke hinter die Kulissen einer der letzten noch verbliebenden Regionalligen im US-amerikanischen Professional Wrestling, das heute fast ausschließlich von zwei großen Konzernen dominiert wird. Whiteley collagiert die dokumentarischen Aufnahmen über die in Kentucky ansässige Ohio Valley Wrestling-Liga, die unter der Leitung des Wrestling-Veteranen Al Snow ums Überleben kämpft, analog zu den sorgfältig inszenierten Erzählungen bei Showkämpfen selbst, bei denen es sich immer ums große Ganze dreht: Hoffnung, Liebe, Verrat. Dabei erhält er berührende Einblicke in die Leben der mitunter von schweren Schicksalsschlägen getroffenen Wrestler, die reflektiert über Scheitern und Mühsal reden und im Wrestling ihre Katharsis gefunden haben. Nicht zuletzt ist „Wrestlers“ so auch eine Erzählung über den gesellschaftlich abgehängten, sympathischen Underdog, der einer immer komplizierter werdenden Welt ganz bewusst zumindest für einen kurzen Moment eine epische, antike Narration überstülpt, um in dieser voll aufzugehen. Jeder, der Wrestling bis dato nichts abgewinnen konnte, wird sich hier zumindest in die Idee davon verlieben.
Netflix: Wrestlers, bereits verfügbar
The Changeling
Es dauert einige Zeit, bis Apollo (LaKeith Stanfield) Emma (Clark Backo) von sich einnehmen kann. Als der Antiquitätenhändler das Herz der Bibliothekarin schließlich gewinnt und sie kurze Zeit später auch noch schwanger wird, scheint dem bescheidenen Glück des Paars nichts mehr im Wege zu stehen. Als Baby Brian nach der Geburt jedoch insbesondere der Mutter den letzten Nerv raubt, ist Emma zunehmend davon überzeugt, dass es sich bei dem Kind um ein sogenanntes Wechselbalg, ein dem Aberglauben nach von Dämonen untergeschobenes Kind, handeln muss. Zwischen Traumsequenzen und Rückblenden erzählt die horrorhafte Erzählung eine vielschichtige Familientragödie, deren Ideenreichtum die Serie beizeiten zu überfrachten droht.
AppleTV+: The Changeling, Staffel 1, jeden Freitag eine neue Folge
Gib’s zu, Fletch
Gerade frisch verliebt, gerät der investigative Journalist Fletch (Jon Hamm) unvermittelt in einen großen Schlamassel. Eben noch in Italien, wo er seine Flamme Angela (Lorenza Izzo), Tochter eines italienischen Milliardärs, kennengelernt hat, führt ihn sein Weg bald nach Boston. Dort will er sich eigentlich auf die Suche nach gestohlenen Kunstwerken von Angelas Vater machen, wird aber bald Verdächtiger in einem Mordfall und nimmt die Ermittlungen in die eigene Hand. „Gib’s zu, Fletch“ greift die 80er Jahre-Fletch-Filme mit Chavy Chase auf und aktualisiert das Konzept der kriminalistischen Komödie stimmig. Jon Hamm, bekannt aus der Drama-Serie Mad Men, begibt sich hier durchaus gekonnt auf komödiantisches Terrain.
WOW: Gib’s zu, Fletch, bereits verfügbar
The Continental
Als 2014 die Rache-Saga „John Wick“ mit Keanu Reeves in die Kinos kam, konnte der Film mit seiner Mischung aus kaum existenter Handlung und aufsehenerregenden Action-Sequenzen das Publikum überzeugen und wurde rasch zu einem Überraschungshit, der bis dato drei weitere Teile nach sich zog. Folgerichtig wird das Franchise nun um eine Serie erweitert, die als Prequel episodisch die Hintergrundgeschichte über das Hotel Continental und dessen Leiter Winston Scott (Colin Woodell) erzählt, der den Auftragsmördern des John Wick-Universums einen sicheren Rückzugsort bietet. Dabei variiert die Serie reale Ereignisse wie den britischen Winter of Discontent oder den Aufstieg der amerikanischen Mafia zur Wirtschaftsmacht.
Prime Video: The Continental, Staffel 1, ab 22.9.
The Other Black Girl
Schon einige Zeit arbeitet Nella Rogers (Sinclair Daniel) als Assistentin im Lektorat von Wagner Books New York, einem Verlag, dessen beste Tage schon eine Weile zurückliegen. Als einzige Schwarze Frau fühlt sie sich vor Ort unterrepräsentiert, marginalisiert und nicht wertgeschätzt. Als eines Tages Hazel-May McCall (Ashleigh Murray) eingestellt wird, scheinen sich die Dinge zum Besseren zu verändern, vermutet sie doch in der selbstbewussten, Schwarzen Frau eine Verbündete. Doch plötzlich erhält Nella anonyme Warnungen und ihre beste Freundin zweifelt die Hilfsbereitschaft ihrer neuen Kollegin vehement an. Buchadaption, deren unentschiedene Inszenierung der satirischen Mystery-Handlung immer wieder im Wege steht.
Disney+: The Other Black Girl, Staffel 1, bereits verfügbar
…und außerdem:
Pig
In den Hauptrollen dieser Erzählung rund um einen einsamen Waldschrat mit tierischem Helfer und besten Kontakten in die Gastroszene: Nicholas „Cagetastic“ Cage und (s)ein bezauberndes Trüffelschwein. Braucht es mehr Argumente für diesen Film?
Netflix: Pig, bereits verfügbar
Motherless Brooklyn
Im New York der 50er versucht ein Privatdetektiv mit Tourette-Syndrom, den Mord seines Mentors aufzuklären. Dabei deckt er Geheimnisse auf, die über das Schicksal der Stadt entscheiden können. Film noir von und mit Edward Norton.
Prime Video: Motherless Brooklyn, bereits verfügbar
Das Gold
Die BBC-Serie um den wohl berühmtesten Goldraub der britischen Kriminalgeschichte, der sich am 26. November 1983 ereignete, wird jetzt bei Paramount+ gezeigt. Ein Historienkrimi mit der Spannung eines Heistmovies.
Paramount+: Das Gold, Staffel 1, bereits verfügbar
17. Oktober 2023, 04.49 Uhr
Daniel Urban
Daniel Urban
Daniel Urban schreibt seit 2022 für das JOURNAL FRANKFURT mit dem Schwerpunkt TV und Streaming. Mehr von Daniel
Urban >>
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Das Städel Museum Frankfurt widmet Rembrandt erneut eine große Ausstellung. Diesmal stehen die Gruppenbildnisse im Fokus, aber es wird auch kritisch auf das „Goldene Zeitalter“ geblickt.
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