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Städtische Bühnen auch 2019 dominierendes Thema

Ina Hartwig: „Kritik ist die Begleitmusik der Politik“

An der Zukunft der Städtischen Bühnen scheiden sich die Geister. Im Gespräch mit dem JOURNAL FRANKFURT haben Kulturdezernentin Ina Hartwig und Thomas Dürbeck, kulturpolitischer Sprecher der CDU, ihre jeweiligen Ideen vorgestellt.
Im vergangenen Jahr dominierte in Frankfurt besonders ein Thema: die Zukunft der Städtischen Bühnen. Auch 2019 wird die Diskussion um Sanierung oder Neubau fortgeführt werden, ein erster ausführlicher Bericht der Stabstelle um Michael Guntersdorf (DomRömer GmbH) wird im Sommer erwartet. Die Meinungen um das beste Vorgehen könnten jedoch bereits jetzt teilweise kaum weiter auseinanderliegen. Kulturdezernentin Ina Hartwig plädierte zu Beginn der Debatte noch klar für einen Erhalt der Doppelanlage am Willy-Brandt-Platz. Davon ist sie inzwischen zwar abgerückt, für sie sei jedoch weiterhin wichtig, dass der Willy-Brandt-Platz als kultureller Ort und mindestens eine Spielstätte an diesem Standort erhalten bleibe.

Im Interview mit dem JOURNAL FRANKFURT (Ausgabe 01/2019) bezeichnet Ina Hartwig das Gebäude als einen demokratischen Ort, an dem man eine Tradition der Transparenz vorfinde, die man erhalten müsse: „Für Frankfurt ist das ein symbolträchtiger Ort, in dem in den vergangenen Jahrzehnten viel passiert ist und der von den Besucherinnen und Besuchern immer noch sehr geschätzt wird.“ Auch müsse überlegt werden, ob eine Trennung der beiden Häuser wirklich sinnvoll wäre: „Die beiden Häuser nebeneinander zu haben, ist offenbar sehr sinnvoll. Es gibt viele Vorgänge, die ineinandergreifen, zum Beispiel teilt man sich die Werkstätten. Es gibt aber auch zahlreiche ästhetische Synergieeffekte.“

Eine Elbphilharmonie für Frankfurt

Eine ganz andere Position vertritt dagegen Thomas Dürbeck. Der kulturpolitische Sprecher der CDU möchte ein architektonisches Meisterwerk am Osthafen bauen lassen. Man müsse langfristig denken und im Blick behalten, wie sich die Ansprüche an Theater und Oper in der Zukunft entwickeln werden. „Wir müssen uns überlegen, was wir in 40, 50 oder 60 Jahren brauchen. Sowohl in Bezug auf die Bühnentechnik als auch auf den generellen Auftritt“, sagt Dürbeck. Durch einen repräsentativen Neubau würde Frankfurt im internationalen Vergleich an Bedeutung gewinnen – die Stadt bekäme praktisch eine eigene Elbphilharmonie. Der Osthafen sei der ideale Standort, um ein entsprechendes Projekt zu realisieren.

Wichtig sei jedoch, möglichst bald mit der Planung zu beginnen. Weitere langwierige Diskussionen würden die Stadt letztendlich nicht nur Zeit, sondern vor allem auch Geld kosten: „Die Zeit ist reif für die Debatte. Wir müssen jetzt überlegen, wie es weitergehen soll, falls die Sanierung nicht realisierbar ist. Wenn wir damit erst nach der Sommerpause anfangen, verlieren wir wertvolle Zeit.“ Das vehemente Festhalten am aktuellen Standort kann Thomas Dürbeck nicht nachvollziehen. Es sei ein typisches Problem der Politik, dass unkonventionelle Ideen totgeredet werden.




Thomas Dürbeck möchte am Osthafen ein repräsentatives Gebäude bauen lassen. (Foto: Harald Schröder)

Was gilt als innenstadtnah?

Einig sind sich Ina Hartwig und Thomas Dürbeck darin, dass Schauspiel und Oper, unabhängig von Neubau oder Sanierung, gut erreichbar sein müssen. Nur: was gilt als gut erreichbar und innenstadtnah? Die Kulturdezernentin sieht bei dieser Frage den Willy-Brandt-Platz aufgrund seiner Nähe zum Hauptbahnhof klar vorne. Dürbeck hält jedoch auch seinen favorisierten Standort für gut angebunden. S-Bahn, U-Bahn und Straßenbahn sind jeweils nur rund 300 Meter von dem Grundstück, auf dem derzeit noch ein Baumarkt steht, entfernt. Vom Hauptbahnhof aus fährt man eine knappe Viertelstunde. Auch Besucher aus der Region wären schnell am Ziel. Von Hanau aus braucht man nur 20 Minuten mit der Regionalbahn, gerademal zwölf mit dem Regionalexpress. Ein weiterer wichtiger Aspekt sei, dass ein Neubau am Osthafen die Möglichkeit böte, diesen Teil der Stadt aufzuwerten und für potenzielle Mieter interessanter zu machen.

Ein schweres Erbe

Das Thema Städtische Bühnen hat Ina Hartwig mit ihrem Amtsantritt vor zweieinhalb Jahren vererbt bekommen. Wie komplex die Aufgabe sein würde, sei ihr damals jedoch nicht bewusst gewesen: „Lassen Sie mich einmal darauf hinweisen, dass im Koalitionsvertrag das Thema Neubau der Städtischen Bühnen noch überhaupt nicht avisiert worden war. Da ist lediglich von der Unterstützung der Sanierung die Rede. Ich habe dieses höchst komplexe, ja gigantische Thema geerbt und die Machbarkeitsstudie transparent in die Öffentlichkeit gebracht.“

Die Kritik an ihrer Person und den Vorwurf, dass es bei den Entscheidungen zu den Städtischen Bühnen nicht schnell genug vorangehe, sehe sie gelassen. Kritik sei ein Teil des Geschäfts und „die Begleitmusik der Politik“. Das Projekt Städtische Bühnen sei eine große Aufgabe und es mache „einen Riesenunterschied, sich bei einem Glas Wein zurückzulehnen und eine schöne Phantasie zu entwickeln, wie Oper und Schauspiel in der Stadt neu verteilt werden könnten, oder wirklich mit der Umsetzung betraut zu sein.“

Die ausführlichen Gespräche mit Ina Hartwig und Thomas Dürbeck finden Sie in der aktuellen Ausgabe des JOURNAL FRANKFURT (01/2019). Darin erklärt Thomas Dürbeck, wie er sich die Bebauung des Grundstücks am Osthafen vorstellt und ob dieser Neubau finanzierbar wäre. Die Kulturdezernentin gibt im Interview außerdem einen Ausblick auf weitere Vorhaben, die 2019 umgesetzt werden sollen, beispielsweise im Hinblick auf die Neubesetzung der Direktorenstelle und einen neuen Standort für das Weltkulturen Museum.
 
Fotogalerie:
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4. Januar 2019, 12.34 Uhr
Ronja Merkel
 
Ronja Merkel
Jahrgang 1989, Kunsthistorikerin, von Mai 2014 bis Oktober 2015 leitende Kunstredakteurin des JOURNAL FRANKFURT, von September 2018 bis Juni 2021 Chefredakteurin. – Mehr von Ronja Merkel >>
 
 
 
 
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