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Rilke Projekt
Wenn Türen aufgehen
Das Frankfurter Komponisten-Paar Angelica Fleer und Richard Schönherz feiert mit dem Album „Das ist die Sehnsucht“ das 20. Jubiläum des Rilke Projekts. Sie planen, im Herbst endlich auf Jubiläumstournee zu gehen.
Als im März 2001 mit „Bis an alle Sterne“ das erste Album des Rilke Projekts erschien, mochte kaum einer an einen kommerziellen Erfolg der vertonten Texte des Lyrikers glauben. Anfangs hagelte es nur Absagen von den Plattenfirmen, denen Angelica Fleer und Richard Schönherz ihre Idee vorstellten. Bis schließlich das BMG Classics-Label zusagte. Als Mitwirkende für das Debüt konnte das Komponisten- und Produzenten-Paar u.a. Nina Hagen, Peter Maffay, Hannelore Elsner, Xavier Naidoo, Montserrat Caballé und Mario Adorf gewinnen.
„Die Feuilletons haben uns verdammt“, hat Schönherz, der Pianist des Duos, nicht vergessen. Viel lieber erinnern sich die beiden natürlich an einen Brief von Christoph Sieber-Rilke, dem Enkel von Rainer Maria Rilke. „Er hat uns zu unserer CD beglückwünscht“, freut sich Fleer noch heute über die Post. „Das war wie eine Art Ritterschlag für uns. Als wir ihn damals besucht haben, hat er uns in einen Raum geführt, wo das Original-Stehpult von Rilke stand, das wir dann ganz ehrfürchtig mal angefasst haben. Das gehört schon zu den Highlights, mit dem Enkel Rilkes in einer persönlichen Verbindung gestanden zu haben.“
Zwanzig Jahre später kann das Rilke Projekt auf fünf Studioalben, mehr als 500 000 verkaufte Tonträger, erfolgreiche Tourneen und Konzerte mit Sinfonieorchester zurückblicken. Rilke ist Schönherz und Fleer über all die Jahre immer vertrauter geworden. „Fast wie ein Verwandter, ein Seelenverwandter zumindest“, sagen sie. 1997 brachte Rilke die beiden im kalifornischen Bolinas zusammen. „Wir haben uns über Rilke kennen- und lieben gelernt und dadurch sind wir total eng mit ihm verbunden, weil er uns durch unsere ganze Beziehung begleitet. Das hat schon was wirklich Besonderes“, betont Fleer.
Zum Jubiläum wollten sie in diesem Jahr erneut auf Tournee gehen. Als sie Ende 2020 realisierten, dass das nicht möglich sein würde, wollten sie den runden Geburtstag wenigstens mit einer neuen Veröffentlichung feiern. „Also haben wir uns wieder in den Rilke-Kosmos begeben, uns Texte und Gedichte angeschaut und festgestellt, da ist noch so viel, was uns anregt und inspiriert, da kriegen wir locker eine weitere Platte fertig“, sagt Fleer und lacht. Die bekam zunächst den Arbeitstitel „Sehnsuchtslieder“. „Beim Nachdenken sind wir dann auf die erste Zeile eines Gedichts von Rilke gestoßen: Das ist die Sehnsucht“, erzählt Schönherz. „Und wir haben uns entschieden, die Sehnsucht in Großschreibung hervorzuheben.“
„Wir sind darauf gekommen, weil das Wort Sehnsucht in der Pandemie in so vielen Berichten und Interviews regelmäßig vorkommt“, erwähnt Fleer „die Sehnsucht nach dem ,normalen Leben’, nach Gesundheit, nach Menschen, die wir vielleicht nicht sehen können.“ Schauspieler Pasquale Aleardi bleibt es vorbehalten, den Epilog zu sprechen: „Wir sind ganz angstallein, haben nur aneinander Halt“, erklingt seine sonore Stimme zu zarten Streicherklängen. „Weil wir selber die Sehnsucht sind, die in Blüten steht“, setzt er den Schlussakkord. Désirée Nosbusch, Ben Becker, Felicitas Woll, Dietmar Bär und Julia Engelmann, die ihre Poetry-Slam-Ästhetik ins Spiel bringt, sind diesmal neben dem Darsteller des Kommissar Dupin mit von der Partie. Aleardi gibt auch den Sänger, Reinhard May ist ebenfalls zu hören, dazu Frida Gold in einem Duett mit Cassandra Steen.
Der Wiener Burgschauspieler Peter Simonischek bringt auf den Punkt, was viele an der Produktion beteiligte Künstler und Künstlerinnen empfunden haben. „Wenn man Rilke liest, geht immer wieder eine Tür auf“, hat er Schönherz anvertraut. Genau das bestätigen auch ein ums andere Mal Fans des Rilke Projekts nach Konzerten oder wenn sie sich schriftlich bei den Musikern melden. Für sie ist die „Poesiemusik“ zudem Seelennahrung.
Dieser Text ist zuerst in der Dezember-Ausgabe (12/21) des JOURNAL FRANKFURT erschienen.
„Die Feuilletons haben uns verdammt“, hat Schönherz, der Pianist des Duos, nicht vergessen. Viel lieber erinnern sich die beiden natürlich an einen Brief von Christoph Sieber-Rilke, dem Enkel von Rainer Maria Rilke. „Er hat uns zu unserer CD beglückwünscht“, freut sich Fleer noch heute über die Post. „Das war wie eine Art Ritterschlag für uns. Als wir ihn damals besucht haben, hat er uns in einen Raum geführt, wo das Original-Stehpult von Rilke stand, das wir dann ganz ehrfürchtig mal angefasst haben. Das gehört schon zu den Highlights, mit dem Enkel Rilkes in einer persönlichen Verbindung gestanden zu haben.“
Zwanzig Jahre später kann das Rilke Projekt auf fünf Studioalben, mehr als 500 000 verkaufte Tonträger, erfolgreiche Tourneen und Konzerte mit Sinfonieorchester zurückblicken. Rilke ist Schönherz und Fleer über all die Jahre immer vertrauter geworden. „Fast wie ein Verwandter, ein Seelenverwandter zumindest“, sagen sie. 1997 brachte Rilke die beiden im kalifornischen Bolinas zusammen. „Wir haben uns über Rilke kennen- und lieben gelernt und dadurch sind wir total eng mit ihm verbunden, weil er uns durch unsere ganze Beziehung begleitet. Das hat schon was wirklich Besonderes“, betont Fleer.
Zum Jubiläum wollten sie in diesem Jahr erneut auf Tournee gehen. Als sie Ende 2020 realisierten, dass das nicht möglich sein würde, wollten sie den runden Geburtstag wenigstens mit einer neuen Veröffentlichung feiern. „Also haben wir uns wieder in den Rilke-Kosmos begeben, uns Texte und Gedichte angeschaut und festgestellt, da ist noch so viel, was uns anregt und inspiriert, da kriegen wir locker eine weitere Platte fertig“, sagt Fleer und lacht. Die bekam zunächst den Arbeitstitel „Sehnsuchtslieder“. „Beim Nachdenken sind wir dann auf die erste Zeile eines Gedichts von Rilke gestoßen: Das ist die Sehnsucht“, erzählt Schönherz. „Und wir haben uns entschieden, die Sehnsucht in Großschreibung hervorzuheben.“
„Wir sind darauf gekommen, weil das Wort Sehnsucht in der Pandemie in so vielen Berichten und Interviews regelmäßig vorkommt“, erwähnt Fleer „die Sehnsucht nach dem ,normalen Leben’, nach Gesundheit, nach Menschen, die wir vielleicht nicht sehen können.“ Schauspieler Pasquale Aleardi bleibt es vorbehalten, den Epilog zu sprechen: „Wir sind ganz angstallein, haben nur aneinander Halt“, erklingt seine sonore Stimme zu zarten Streicherklängen. „Weil wir selber die Sehnsucht sind, die in Blüten steht“, setzt er den Schlussakkord. Désirée Nosbusch, Ben Becker, Felicitas Woll, Dietmar Bär und Julia Engelmann, die ihre Poetry-Slam-Ästhetik ins Spiel bringt, sind diesmal neben dem Darsteller des Kommissar Dupin mit von der Partie. Aleardi gibt auch den Sänger, Reinhard May ist ebenfalls zu hören, dazu Frida Gold in einem Duett mit Cassandra Steen.
Der Wiener Burgschauspieler Peter Simonischek bringt auf den Punkt, was viele an der Produktion beteiligte Künstler und Künstlerinnen empfunden haben. „Wenn man Rilke liest, geht immer wieder eine Tür auf“, hat er Schönherz anvertraut. Genau das bestätigen auch ein ums andere Mal Fans des Rilke Projekts nach Konzerten oder wenn sie sich schriftlich bei den Musikern melden. Für sie ist die „Poesiemusik“ zudem Seelennahrung.
Dieser Text ist zuerst in der Dezember-Ausgabe (12/21) des JOURNAL FRANKFURT erschienen.
3. Januar 2022, 11.12 Uhr
Detlef Kinsler
Detlef Kinsler
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt. Mehr von Detlef
Kinsler >>
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