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Remake-Festival

Aus weiblicher Sicht

Das Remake-Festival schneidet auch in diesem Jahr wichtige Aspekte zu Frauenbildern und Feminismus oder Repression an. Im Fokus der dritten Ausgabe steht dabei das Thema „Frauen, Arbeit und Film – ... weil nur zählt, was Geld einbringt“.
Im Sommer gehörte die Frankfurter Kinothek Asta Nielsen zu den ersten Initiativen, die mit einer Open-Air-Dokumentarfilmreihe bewegte Bilder wieder zurück auf die Großleinwand brachten. Im Laufe der Jahrzehnte beschäftigten sich deren Gründerinnen Karola Gramann und Heide Schlüpmann in wechselnden Ausrichtungen mit bekannten und unbekannten Ausprägungen der Filmhistorie. Ihr vor zwei Jahren ins Leben gerufenes Festival „Remake – Frankfurter Frauen Film Tage“ stellt Arbeiten von Filmemacherinnen in den Fokus, deren Leistungen häufig zu wenig gewürdigt wurden.

Mit Stephanie Rothman etwa arbeitete in den 1970er-Jahren eine talentierte Filmemacherin für die auf knallige Unterhaltung spezialisierten New World-Studios des amerikanischen B-Movie-Gurus Roger Corman. In „Student Nurses“, der eine ganze Welle an Krankenschwester-Streifen voller Sex und Gewalt loslöste, schnitt sie Sujets wie Abtreibung und politischen Widerstand an. Den Job als Regisseurin gab sie allerdings auf, weil sich ihr kein Ausweg aus der Bahnhofs-/Autokino-Sackgasse bot. Aus zwei Gründen wird Rothman per Liveschaltung in der Pupille, dem Hauptspielort, vertreten sein: Zum einen zeigt das Remake-Festival ein aus Kurz- und Langfilmprogrammen bestehendes Tribut an die Leistungen der Schwesterfestivals „Feminale Köln“ und „Femme Totale Düsseldorf“. Wichtige Programmplanerinnen und Kritikerinnen werden in Frankfurt erwartet. 1999 war Rothman bei der Feminale mit Blick auf Underground und Exploitation Cinema zu Gast. Zudem passt ihr letztes Werk „The Working Girls“ (1974) über eine Frauen-WG bestens in den diesjährigen Themenschwerpunkt „Frauen, Arbeit und Film – ... weil nur zählt, was Geld einbringt“.

Mit Stummfilmen wie „It“ mit Clara Bow als titelgebendes „It-Girl“ über Dokumentationen wie „Coalmining Women“ (Frauen im Bergbau) bis hin zu Lizzie Bordens radikaler Prostitutions-Studie, ebenfalls „Working Girls“ benannt, reicht die umfangreiche Auswahl. Ebenso wird sich eine Diskussionsrunde zu Sexismus, Klassizismus, Rassismus und Arbeitsleben im Film anschließen. Laut Gaby Babić, Leiterin der Kinothek, dreht sich der Themenkomplex um Arbeit in allen Bereichen menschlichen Lebens, aber auch um gegenteilige Tendenzen wie Freizeit, Faulheit oder Streik.

Den dritten Themenstrang bildet eine Hommage an die 2002 verstorbene Filmkritikerin Frieda Grafe. Unter dem Motto „Ungenierte Unterhaltung“ wählten Gramann und Schlüpmann Grafes Essay „Die saubere Architektur in Gefahr. Die Grandhotels in der Unterhaltungsindustrie“ als Ausgangspunkt für eine zehnteilige Reihe zum Thema „Mythos Hotel“. Darunter finden sich Jean Luc Godards vertrackter „Détective“ von 1985, der Stummfilm „Double Whoopee“ mit Stan Laurel und Oliver Hardy oder Billy Wilders Spätwerk „Avanti Avanti“. Neben dem Wiesbadener Uwe Oberg wird die niederländische Pianistin Maud Nelissen als Stummfilmmusikerin ihre langjährige Zusammenarbeit mit der Kinothek fortsetzen. Nelissen komponierte eine neue Partitur für Louis Webers Stummfilm „Shoes“ (1916) über den Eintritt eines „Ladenmädchens“ ins Berufsleben. Mit zwei weiteren Musikerinnen an Cello und Saxophon wird sie diese am Donnerstag, 25. November, um 19.30 Uhr im Schauspiel Frankfurt präsentieren.

Mit Blick auf die Organisation des Festivals klagt Gaby Babić über die zunehmend schwierige Beschaffungssituation von Filmkopien. Seit jeher schlug das Herz der Kinothek für Zelluloid. Doch es werde immer komplizierter und teurer, 35-mm-Kopien zu bekommen. Für die Film-Entdeckung „Die ferne Straße“ (1977), das epische Schicksal einer Eisenbahnerfamilie im japanischen Hokkaido, hätte man 2000 Euro noch ohne Transportkosten hinlegen müssen, was sich für die Kinothek als unbezahlbar erwies. „Ein toller Film“, schwärmt Babić. Aber man wird notgedrungen auf eine digitale Kopie zurückgreifen müssen. Natürlich muss sich das „Remake“-Festival als analoge Veranstaltung den Widrigkeiten der Pandemie stellen. Babić meint dazu: „Wir haben kürzlich erst im Studierendenhaus gezählt, wie wir mit Schachbrettbelegung spielen können. Wir kommen auf 98 Plätze und setzen auf die 3G-Regelung – es sei denn, es ändert sich die Gesetzeslage. Für das Cine-Concert reicht die Pupille nicht aus. Da hatten wir zuletzt eine Auslastung von 400 Personen. Im Schauspiel finden wir zudem einen festlicheren Rahmen.“

Nach der positiven Resonanz der Open- Air-Präsentationen wie etwa bei zwei Screenings in der Platensiedlung („Die Menschen waren glücklich, wieder in einer großen Gruppe einen tollen Film zu sehen“), ist die Remake-Veranstalterin noch skeptisch, wie die Indoor-Veranstaltungen aufgenommen werden und sich die Stimmung entwickeln wird. Doch den Spaß an der Festivalarbeit kann das ihr und ihrem Team nicht nehmen.

Remake – Frankfurter Frauen Film Tage, 23.–28. November, www.remake-festival.de

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Dieser Text ist zuerst in der November-Ausgabe (11/21) des JOURNAL FRANKFURT erschienen.
 
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18. November 2021, 10.20 Uhr
Gregor Ries
 
 
 
 
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