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Mousonturm
Saigon Soul
Kommt nach K-Pop nun V-Pop in die Stadt? Mitnichten. Saigon Supersound präsentiert mit der Band Saigon Soul Revival Soul aus Vietnam und bringt verschollene Musik wieder zurück auf die Bühne.
Erst kurz vor Weihnachten lud Jan Hagenkötter ins Hotel Nizza in der Elbestraße ein, um den runden Geburtstag seines Labels INFRACom! unter dem Motto der Juliläums-Compilation „30 Years – We Couldn’t Save The Entire Planet, But We Still Like To Save Your Soul“ (mit Musik von Shantel bis Mop Mop) zu feiern. Nicht mal ein halbes Jahr später folgt ein weiteres Event, diesmal ein Konzert im Mousonturm mit der Band Saigon Soul Revival. Das Quintett wurde 2016 gegründet, 2019 produzierte Hagenkötter das Album „Họa Âm Xưa“ für sein Sublabel Saigon Supersound.
Auftritte in Europa waren schnell in Planung. Er erinnert an „viele Jahre Arbeit, die ich hier investiert habe“, worauf die Pandemie keine Rücksicht nahm. „Die hat alles zurückgeworfen auf Anfang, nun kann ich es endlich wahrmachen und meine Band und meine Freunde aus Vietnam in Deutschland präsentieren.“ Denn das ist ihm persönlich sehr wichtig. Er spricht von „Export von Kultur auch in die andere Richtung“ und zwar von einem, der nicht staatlich gelenkt und gefördert ist. Er spielt auf den Hype um den koreanischen K-Pop an, der ein absolutes Jugend- und Arenen-Phänomen geworden ist. „Ich mache das alles auf eigenes Risiko und eigene Rechnung“, betont er. Und unterstreicht, dass Saigon Soul Revival eine gewachsene „Rock/Soul/Funk-Band mit Roots” ist.
Vor seiner Arbeit mit Saigon Soul Revival präsentierte Hagenkötter schon die Albumserie „Saigon Supersound“. Durch Zufall war er 2011 bei einem längeren Aufenthalt in Ho-Chi-Minh-Stadt mit der „lost culture“ des Landes in Berührung gekommen. „Ein Freund hatte mir zwei, drei Singles, die er hatte, kurz vor meiner Rückreise nach Frankfurt vorgespielt. Das hat dann mein Interesse geweckt. Vorher war ich vollkommen unwissend, dass es das überhaupt gab.“ Der Soul war durch die US-Soldaten ins Land gekommen und von den dortigen Musikern adaptiert worden. Aufnahmen der Musiker fanden sich nirgendwo archiviert oder katalogisiert, „verschollen mit dem Ende des sogenannten amerikanischen Krieges“, so Hagenkötter, auch weil viele Künstler das Land verlassen hatten. Zudem war die Musik unter den Kommunisten nicht mehr gut gelitten.
Der Ehrgeiz des Musikliebhabers war angestachelt. Er recherchierte im Netz, suchte und fand nicht zuletzt Vietnamesen in der Diaspora, die einzelne Platten gehortet hatten wie einen Schatz, oft Vinyl-Singles ohne Plattenhüllen und in einem schlimmen Zustand. Was er nicht erstehen konnte, nahm er mit transportablem Equipment mitunter vor Ort bei den Sammlern auf. Alles musste akribisch für eine Veröffentlichung restauriert und zusammengeführt werden, bis endlich die ersten achtzehn Titel für „Volume 1“ mit Aufnahmen aus den Jahren 1965 bis 1975 kompiliert waren.
Genau diese Musik war auch der Anreiz für Nguyen Anh Minh (Gesang), Indy Jeremy Vinh Laville (Gitarre), Nguyen Huong Bao Hieu (Schlagzeug), Gabriel Kaouros (Bass) und Tran Nam Ky (Tasteninstrumente), mit Saigon Soul Revival Klassiker dieser Ära neu zu interpretieren und eigene Stücke in diesem Stil zu schreiben, um die Musik ins Hier und Jetzt zu transportieren. „Die berührenden Texte und rohen Emotionen in diesen alten Liedern helfen uns, die vietnamesische Kultur noch mehr zu schätzen und das Erbe dieses schönen Landes und seiner Menschen besser zu verstehen“, kommentierten die Bandmitglieder einmal ihr Tun.
„Wir glauben, dass diese Musik ein starkes menschliches Element besitzt, das international bekannt gemacht werden sollte. Für uns ist es eine ebenso spannende Reise, diese vergessenen Klänge und Geschichten zu entdecken, wie sie mit dem Rest der Welt zu teilen. Wir möchten diese wunderschöne Musik mit anderen teilen und die Vietnamesen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Herkunft daran erinnern, dass sie viel haben, auf das sie stolz sein können.“
Neben Soul, Rock’n’Roll, Surf Music und psychedelischen Stilmitteln klingt vieles an, was schon die Franzosen ins Land gebracht hatten. So wurden etwa Elemente des Bolero, der Rumba, des Tangos und des Cha Cha Cha in die Melange integriert. „Die Idee hinter diesen Projekt ist ja die – positiv ausgedrückt – Verbindung zwischen westlicher und asiatischer Kultur, die mich auch gecatcht hat“, verrät Hagenkötter. So kommen auf dem Debütalbum von Saigon Soul Revival zudem traditionelle Instrumente wie Đàn Tranh (eine Wölbbrettzither), Đàn Nguyệt (die sogenannte Mondlaute) und Đàn Bầu (eine einsaitige Kastenzither) zum Einsatz. Als Gast ist dafür die klassisch geschulte Musikerin Nguyễn Thị Hải Phượng auch beim Konzert dabei. Für sie bot das Spiel dieser fein klingenden Instrumente die Möglichkeit, „die Gefühle der Lieder richtig auszudrücken“ und mehr noch, „jungen Vietnamesen dabei zu helfen, sich wieder mit einem Teil ihres Erbes zu verbinden“.
>> Saigon Supersound, Ffm, Mousonturm, 20.5., 20 Uhr, Eintritt: 21 €
Auftritte in Europa waren schnell in Planung. Er erinnert an „viele Jahre Arbeit, die ich hier investiert habe“, worauf die Pandemie keine Rücksicht nahm. „Die hat alles zurückgeworfen auf Anfang, nun kann ich es endlich wahrmachen und meine Band und meine Freunde aus Vietnam in Deutschland präsentieren.“ Denn das ist ihm persönlich sehr wichtig. Er spricht von „Export von Kultur auch in die andere Richtung“ und zwar von einem, der nicht staatlich gelenkt und gefördert ist. Er spielt auf den Hype um den koreanischen K-Pop an, der ein absolutes Jugend- und Arenen-Phänomen geworden ist. „Ich mache das alles auf eigenes Risiko und eigene Rechnung“, betont er. Und unterstreicht, dass Saigon Soul Revival eine gewachsene „Rock/Soul/Funk-Band mit Roots” ist.
Vor seiner Arbeit mit Saigon Soul Revival präsentierte Hagenkötter schon die Albumserie „Saigon Supersound“. Durch Zufall war er 2011 bei einem längeren Aufenthalt in Ho-Chi-Minh-Stadt mit der „lost culture“ des Landes in Berührung gekommen. „Ein Freund hatte mir zwei, drei Singles, die er hatte, kurz vor meiner Rückreise nach Frankfurt vorgespielt. Das hat dann mein Interesse geweckt. Vorher war ich vollkommen unwissend, dass es das überhaupt gab.“ Der Soul war durch die US-Soldaten ins Land gekommen und von den dortigen Musikern adaptiert worden. Aufnahmen der Musiker fanden sich nirgendwo archiviert oder katalogisiert, „verschollen mit dem Ende des sogenannten amerikanischen Krieges“, so Hagenkötter, auch weil viele Künstler das Land verlassen hatten. Zudem war die Musik unter den Kommunisten nicht mehr gut gelitten.
Der Ehrgeiz des Musikliebhabers war angestachelt. Er recherchierte im Netz, suchte und fand nicht zuletzt Vietnamesen in der Diaspora, die einzelne Platten gehortet hatten wie einen Schatz, oft Vinyl-Singles ohne Plattenhüllen und in einem schlimmen Zustand. Was er nicht erstehen konnte, nahm er mit transportablem Equipment mitunter vor Ort bei den Sammlern auf. Alles musste akribisch für eine Veröffentlichung restauriert und zusammengeführt werden, bis endlich die ersten achtzehn Titel für „Volume 1“ mit Aufnahmen aus den Jahren 1965 bis 1975 kompiliert waren.
Genau diese Musik war auch der Anreiz für Nguyen Anh Minh (Gesang), Indy Jeremy Vinh Laville (Gitarre), Nguyen Huong Bao Hieu (Schlagzeug), Gabriel Kaouros (Bass) und Tran Nam Ky (Tasteninstrumente), mit Saigon Soul Revival Klassiker dieser Ära neu zu interpretieren und eigene Stücke in diesem Stil zu schreiben, um die Musik ins Hier und Jetzt zu transportieren. „Die berührenden Texte und rohen Emotionen in diesen alten Liedern helfen uns, die vietnamesische Kultur noch mehr zu schätzen und das Erbe dieses schönen Landes und seiner Menschen besser zu verstehen“, kommentierten die Bandmitglieder einmal ihr Tun.
„Wir glauben, dass diese Musik ein starkes menschliches Element besitzt, das international bekannt gemacht werden sollte. Für uns ist es eine ebenso spannende Reise, diese vergessenen Klänge und Geschichten zu entdecken, wie sie mit dem Rest der Welt zu teilen. Wir möchten diese wunderschöne Musik mit anderen teilen und die Vietnamesen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Herkunft daran erinnern, dass sie viel haben, auf das sie stolz sein können.“
Neben Soul, Rock’n’Roll, Surf Music und psychedelischen Stilmitteln klingt vieles an, was schon die Franzosen ins Land gebracht hatten. So wurden etwa Elemente des Bolero, der Rumba, des Tangos und des Cha Cha Cha in die Melange integriert. „Die Idee hinter diesen Projekt ist ja die – positiv ausgedrückt – Verbindung zwischen westlicher und asiatischer Kultur, die mich auch gecatcht hat“, verrät Hagenkötter. So kommen auf dem Debütalbum von Saigon Soul Revival zudem traditionelle Instrumente wie Đàn Tranh (eine Wölbbrettzither), Đàn Nguyệt (die sogenannte Mondlaute) und Đàn Bầu (eine einsaitige Kastenzither) zum Einsatz. Als Gast ist dafür die klassisch geschulte Musikerin Nguyễn Thị Hải Phượng auch beim Konzert dabei. Für sie bot das Spiel dieser fein klingenden Instrumente die Möglichkeit, „die Gefühle der Lieder richtig auszudrücken“ und mehr noch, „jungen Vietnamesen dabei zu helfen, sich wieder mit einem Teil ihres Erbes zu verbinden“.
>> Saigon Supersound, Ffm, Mousonturm, 20.5., 20 Uhr, Eintritt: 21 €
12. Mai 2023, 09.30 Uhr
Detlef Kinsler
Detlef Kinsler
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt. Mehr von Detlef
Kinsler >>
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23. Dezember 2024
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