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Max Clouth veröffentlicht ein neues Album
Jazz? Jazz!
„Lucifer Drowning In A Sea Of Light“ heißt das neue Album von Max Clouth. Er hat es mit Förderungen des Kulturamts Frankfurt und des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst realisieren können. Für ihn ist es ein Bewusstseinstrip.
Eines kann man Max Clouth nun wirklich nicht vorwerfen: Dass er sich auf seinen Lorbeeren ausruht. Denn nach seinem Gewinn des Frankfurter Jazzstipendiums 2017 hat der heute 35-Jährige erst so richtig Gas gegeben. Mit „Kamaloka“ (Ort der Begierde) folgte 2018 das zweite Album mit seinem Clan. Als Definition seiner Musik hatte sich längst „Indian Jazz Guitar“ herauskristallisiert. Kenner der Jazz-Rock-Fusion-Ära der 1970er-Jahre hatten dabei das Mahavishnu Orchestra im Ohr. Damit konnte der gebürtige Frankfurter leben, zumal ihm Kritiker:innen bescheinigten, seine eigene „Western music with an Indian vibe“ kreiert zu haben. So stand es zum Beispiel in der renommierten Times of India.
Dass sein eklektischer Stilmix elektrisch wie akustisch funktioniert bewies der Mann mit der Doppelhalsgitarre (oben bundlos für Sitar-ähnliche Töne) auf dem analog und direkt auf Band mitgeschnittenen „Studiokonzert“ aus dem Jahr 2019. „Darauf gab es Unplugged-Versionen von Kompositionen der ersten beiden Max Clouth Clan-Platten“, lässt Clouth wissen. Ein weiterer Beleg seiner Experimentierfreude folgte ein Jahr später mit „Voodoo Guitar“. Im Duo mit Dan Bay am Analog-Synthesizer entstanden beat-basierte und meditativ-trancehafte Stücke. Im Kontext elektronischer Texturen fand Clouth mehr Raum, ganz frei zu spielen, was so in den meist komplexen Strukturen der Band nicht geht. Die zwei gemeinsamen Auftritte im Lockdown, darunter das auf dem Milchsackgelände, waren für den Gitarristen eine „gute Erfahrung“ dank hoher Improvisationsanteile. „Ich hatte überhaupt Glück, dass ich doch einige, unter Corona-Bedingungen mögliche, besonders schöne Konzerte spielen konnten“, erinnert sich Clouth an die „Sommerwerft 2020“, die „Bühne für Frankfurt: Jazz“ in der Alten Oper und in der „Von 0 auf 100“-Reihe in der Centralstation in Darmstadt. Da entstand der „Live!“-Mitschnitt des Quartetts. Das heißt jetzt Ragawerk.
„Das ist der neue Namen des Clans“, erklärt Clouth. Damit soll der Kollektiv-Charakter hervorgehoben werden. „Und wir haben uns gedacht, dass wir einen Namen brauchen, der die musikalischen Elemente, die uns beschäftigen, zusammenfasst.“ Raga steht für die Skalen aus der klassischen indischen Musik, Werk ist eine Referenz an einen typisch deutschen Sound: Kraftwerk. „Die finden wir, wie elektronische Stilmittel generell, gut. Auch, wenn wir selber keine elektronische Band geworden sind.“
Referenzen gibt es zudem an Jimi Hendrix und Led Zeppelin. „Für mich als Gitarrist liegt es nahe, dass ich mich genauso mit Rockmusik beschäftige“, lässt er diese Impulse auch bei Ragawerk einfließen. „Ich glaube, dass ich rockiger klinge als viele Jazz-Gitarristen, die ich kenne.“ Und dennoch identifiziert er sich mit dem Begriff Jazz. „Solange in Konzertpausen, wie einmal in Süddeutschland passiert, keine älteren Herren wutentbrannt auf mich zukommen und sich beschweren, das sei doch wohl kein Jazz, weil wir keinen Kontrabass dabei hätten.“ Diesen Jazz will Clouth nicht. Jazz solle für ihn per se „offen und freilassend“ sein und für „instrumentale intelligente improvisierte Musik“ stehen.
Genau solche hat Max Clouth während der Pandemie produziert. Zu den Aufnahmen von „Lucifer Drowning In A Sea Of Light“ hat er die Cellistin Sophie-Justine Herr und die Drum’n’Bass-Legende Kabuki eingeladen. „Eine erste Idee war, ich will Musik machen, die genau auf das Medium Vinyl optimiert ist, idealerweise mit einer Zäsur nach 20 Minuten und dann umdrehen“, ließ sich Clouth von John McLaughlins „My Goal’s Beyond“ inspirieren – mit einer Ensemble-Seite, im Dialog mit den anderen an Barock-Cello und Analog-Syntheszier, und einer Solo-Seite. Für eine Musik im Fluss.
Von einem musikalischen Sphärenflug ist die Rede, von einem kosmischen Kaleidoskop, einer Reise in eine andere Dimension, gar spirituelle Expedition. „The Eternal Now“ heißt ein Titel, „Swan And Lotus“ ein anderer. Für „Sonnenaufgang“, die 18-minütige Suite auf Seite zwei, inspirierte die Skulptur „Der Menschheitsrepräsentant“ von Rudolf Steiner den Komponisten. Das Titelstück bezieht sich auf Kenneth Angers Film „Lucifer Rising“, der wiederum ein Gedicht von Aleister Crowley aufgriff. An all dem arbeitet sich Clouth, wie er sagt, ab. Ideologien will er mit seiner Musik keine propagieren. „Für mich ist es eine künstlerisch-musikalische Auseinandersetzung mit Gedankenwelten, die mich interessieren.“ Und die können seinen Ansichten und Vorstellungen durchaus komplett entgegenstehen.
Dass sein eklektischer Stilmix elektrisch wie akustisch funktioniert bewies der Mann mit der Doppelhalsgitarre (oben bundlos für Sitar-ähnliche Töne) auf dem analog und direkt auf Band mitgeschnittenen „Studiokonzert“ aus dem Jahr 2019. „Darauf gab es Unplugged-Versionen von Kompositionen der ersten beiden Max Clouth Clan-Platten“, lässt Clouth wissen. Ein weiterer Beleg seiner Experimentierfreude folgte ein Jahr später mit „Voodoo Guitar“. Im Duo mit Dan Bay am Analog-Synthesizer entstanden beat-basierte und meditativ-trancehafte Stücke. Im Kontext elektronischer Texturen fand Clouth mehr Raum, ganz frei zu spielen, was so in den meist komplexen Strukturen der Band nicht geht. Die zwei gemeinsamen Auftritte im Lockdown, darunter das auf dem Milchsackgelände, waren für den Gitarristen eine „gute Erfahrung“ dank hoher Improvisationsanteile. „Ich hatte überhaupt Glück, dass ich doch einige, unter Corona-Bedingungen mögliche, besonders schöne Konzerte spielen konnten“, erinnert sich Clouth an die „Sommerwerft 2020“, die „Bühne für Frankfurt: Jazz“ in der Alten Oper und in der „Von 0 auf 100“-Reihe in der Centralstation in Darmstadt. Da entstand der „Live!“-Mitschnitt des Quartetts. Das heißt jetzt Ragawerk.
„Das ist der neue Namen des Clans“, erklärt Clouth. Damit soll der Kollektiv-Charakter hervorgehoben werden. „Und wir haben uns gedacht, dass wir einen Namen brauchen, der die musikalischen Elemente, die uns beschäftigen, zusammenfasst.“ Raga steht für die Skalen aus der klassischen indischen Musik, Werk ist eine Referenz an einen typisch deutschen Sound: Kraftwerk. „Die finden wir, wie elektronische Stilmittel generell, gut. Auch, wenn wir selber keine elektronische Band geworden sind.“
Referenzen gibt es zudem an Jimi Hendrix und Led Zeppelin. „Für mich als Gitarrist liegt es nahe, dass ich mich genauso mit Rockmusik beschäftige“, lässt er diese Impulse auch bei Ragawerk einfließen. „Ich glaube, dass ich rockiger klinge als viele Jazz-Gitarristen, die ich kenne.“ Und dennoch identifiziert er sich mit dem Begriff Jazz. „Solange in Konzertpausen, wie einmal in Süddeutschland passiert, keine älteren Herren wutentbrannt auf mich zukommen und sich beschweren, das sei doch wohl kein Jazz, weil wir keinen Kontrabass dabei hätten.“ Diesen Jazz will Clouth nicht. Jazz solle für ihn per se „offen und freilassend“ sein und für „instrumentale intelligente improvisierte Musik“ stehen.
Genau solche hat Max Clouth während der Pandemie produziert. Zu den Aufnahmen von „Lucifer Drowning In A Sea Of Light“ hat er die Cellistin Sophie-Justine Herr und die Drum’n’Bass-Legende Kabuki eingeladen. „Eine erste Idee war, ich will Musik machen, die genau auf das Medium Vinyl optimiert ist, idealerweise mit einer Zäsur nach 20 Minuten und dann umdrehen“, ließ sich Clouth von John McLaughlins „My Goal’s Beyond“ inspirieren – mit einer Ensemble-Seite, im Dialog mit den anderen an Barock-Cello und Analog-Syntheszier, und einer Solo-Seite. Für eine Musik im Fluss.
Von einem musikalischen Sphärenflug ist die Rede, von einem kosmischen Kaleidoskop, einer Reise in eine andere Dimension, gar spirituelle Expedition. „The Eternal Now“ heißt ein Titel, „Swan And Lotus“ ein anderer. Für „Sonnenaufgang“, die 18-minütige Suite auf Seite zwei, inspirierte die Skulptur „Der Menschheitsrepräsentant“ von Rudolf Steiner den Komponisten. Das Titelstück bezieht sich auf Kenneth Angers Film „Lucifer Rising“, der wiederum ein Gedicht von Aleister Crowley aufgriff. An all dem arbeitet sich Clouth, wie er sagt, ab. Ideologien will er mit seiner Musik keine propagieren. „Für mich ist es eine künstlerisch-musikalische Auseinandersetzung mit Gedankenwelten, die mich interessieren.“ Und die können seinen Ansichten und Vorstellungen durchaus komplett entgegenstehen.
22. März 2021, 13.21 Uhr
Detlef Kinsler
Detlef Kinsler
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt. Mehr von Detlef
Kinsler >>
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