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Martha Rosler
Invasion - Politische Kunst in der Schirn
Die Schirn Kunsthalle zeigt das Werk der Konzeptkünstlerin Martha Rosler. Ihre Arbeiten befassen sich unter anderem mit Macht, Krieg und gesellschaftlich verankerten Frauenbildern.
Vor genau einem Jahr hat Sebastian Baden die Leitung der Schirn Kunsthalle übernommen, nun tritt er zum ersten Mal als Kurator in Erscheinung und widmet einer Pionierin des kritischen Feminismus eine Einzelausstellung. „Martha Rosler beschäftigt mich seit Beginn meines Studiums, ich habe mich mit ihrem Werk intensiv auseinandergesetzt“, sagt er. Charakteristisch seien ihr spitzfindiger Humor, ihre Ironie und die Serialität.
Rosler, Wegbereiterin der politischen Kunst, ist in Frankfurt keine Unbekannte: Sie war Professorin an der Städelschule und hatte 2008 den Portikus bespielt. In der Schirn ist auch ihre bekannte Werkreihe „House Beautiful: Bringing the War Home“ zu sehen. Die Fotomontagen, die von 1967 bis 1972 entstanden sind, fertigte die Künstlerin aus Flugblättern gegen den Vietnamkrieg, die sie ebenfalls entworfen hat. „Bringing the War Home“ ist wortwörtlich zu nehmen: Ihre Arbeiten bringen den Vietnamkrieg zu den Menschen direkt ins Wohnzimmer, ebenso, wie das Fernsehen. Zum ersten Mal in der Geschichte wurden reale Kriegsbilder übertragen.
Martha Rosler in der Schirn: Thema auch US-Militärinterventionen in Afghanistan und im Irak
40 Jahre später hat sie ihre Werkreihe fortgeführt, Auslöser waren die US-Militärinterventionen in Afghanistan und im Irak. Ihre Collage „The Gray Drape“ zeigt eine in einem eleganten, grauen Abendkleid gekleidete Frau. Sie steht in ihrem Wohnzimmer und zieht kokett-lächelnd mit ausladender Geste die edlen, grauen Vorhänge, die eine Fortsetzung ihres Abendkleids zu sein scheinen, zur Seite. Vor den Fenstern herrscht das Grauen: Soldaten patrouillieren durch brennende Straßen, rechts im Bild ist eine weinende Frau zu sehen.
Die Installation „OOPS! (Nobody loves a hegemon)” aus dem Jahr 1999 behandelt den NATO-Einsatz im ehemaligen Jugoslawien. Ein Fallschirm trägt ein weiß lackiertes Ölfass, auf dem der Titel der Arbeit zu lesen ist, von der Decke hängen zahlreiche, an kleine Fallschirme erinnernde Stoffservietten mit angebundenen Cola-Dosen. Diese Dosen spielen auf Sprengsätze an, die die militärische Kommunikation stören sollen. Der Titel der Arbeit bezieht sich auf die Bombardierung Belgrads, bei der viele Menschen ums Leben gekommen sind.
Martha Rosler zur Rolle der Frau in der Gesellschaft
Einen weiteren Themenschwerpunkt bilden Roslers Arbeiten zur Rolle der Frau in der Gesellschaft. Sie widmet sich Stereotypen und entlarvt sie. Sehr sehenswert ist beispielsweise eine Videoarbeit, in der die Künstlerin eine Ausgabe der Zeitschrift „Vogue“ durchblättert und kommentiert. Für ihre Serie „Body Beautiful, or Beauty Knows No Pain (übersetzt: Wer schön sein will, muss leiden) schnitt sie Bilder von Frauen aus verschiedenen Magazinen aus und setzte sie als Fotomontagen in andere Kontexte.
Es ist eine kritische Auseinandersetzung mit dem Frauenbild in der Werbung und dem männlichen Blick darauf. Martha Rosler wollte mit ihrer Arbeit gezielt Einfluss auf die Nachkriegsgesellschaft nehmen. Ihre Werke verknüpfen politische und ästhetische Fragen der Gegenwart. Mit Super-8-Filmen und Videos war die Künstlerin in den 60er Jahren nicht nur eine thematische Pionierin. Auch der Einsatz dieser Medien in der Kunst war neu und unverbraucht und deshalb revolutionär.
Schirn-Rotunde: Martha Roslers neuste Arbeit von 2013
Die Themen beschäftigen die 79-Jährige nach wie vor und sie scheinen an Aktualität nicht zu verlieren. In der Schirn-Rotunde ist Martha Roslers neueste Arbeit aus dem Jahr 2013 zu sehen: Die Künstlerin hat für „Theater of Drones“ Banner gefertigt, die mit Grafiken über die Bedeutung von Drohnen für den Kriegseinsatz informieren. Sie schuf die Arbeit auf Einladung eines Fotofestivals in Charlottesville, Virginia. Die Stadt war die ersten Kommune, die in den USA den Einsatz von Drohnen in ihrem Luftraum untersagte.
Rosler, Wegbereiterin der politischen Kunst, ist in Frankfurt keine Unbekannte: Sie war Professorin an der Städelschule und hatte 2008 den Portikus bespielt. In der Schirn ist auch ihre bekannte Werkreihe „House Beautiful: Bringing the War Home“ zu sehen. Die Fotomontagen, die von 1967 bis 1972 entstanden sind, fertigte die Künstlerin aus Flugblättern gegen den Vietnamkrieg, die sie ebenfalls entworfen hat. „Bringing the War Home“ ist wortwörtlich zu nehmen: Ihre Arbeiten bringen den Vietnamkrieg zu den Menschen direkt ins Wohnzimmer, ebenso, wie das Fernsehen. Zum ersten Mal in der Geschichte wurden reale Kriegsbilder übertragen.
40 Jahre später hat sie ihre Werkreihe fortgeführt, Auslöser waren die US-Militärinterventionen in Afghanistan und im Irak. Ihre Collage „The Gray Drape“ zeigt eine in einem eleganten, grauen Abendkleid gekleidete Frau. Sie steht in ihrem Wohnzimmer und zieht kokett-lächelnd mit ausladender Geste die edlen, grauen Vorhänge, die eine Fortsetzung ihres Abendkleids zu sein scheinen, zur Seite. Vor den Fenstern herrscht das Grauen: Soldaten patrouillieren durch brennende Straßen, rechts im Bild ist eine weinende Frau zu sehen.
Die Installation „OOPS! (Nobody loves a hegemon)” aus dem Jahr 1999 behandelt den NATO-Einsatz im ehemaligen Jugoslawien. Ein Fallschirm trägt ein weiß lackiertes Ölfass, auf dem der Titel der Arbeit zu lesen ist, von der Decke hängen zahlreiche, an kleine Fallschirme erinnernde Stoffservietten mit angebundenen Cola-Dosen. Diese Dosen spielen auf Sprengsätze an, die die militärische Kommunikation stören sollen. Der Titel der Arbeit bezieht sich auf die Bombardierung Belgrads, bei der viele Menschen ums Leben gekommen sind.
Einen weiteren Themenschwerpunkt bilden Roslers Arbeiten zur Rolle der Frau in der Gesellschaft. Sie widmet sich Stereotypen und entlarvt sie. Sehr sehenswert ist beispielsweise eine Videoarbeit, in der die Künstlerin eine Ausgabe der Zeitschrift „Vogue“ durchblättert und kommentiert. Für ihre Serie „Body Beautiful, or Beauty Knows No Pain (übersetzt: Wer schön sein will, muss leiden) schnitt sie Bilder von Frauen aus verschiedenen Magazinen aus und setzte sie als Fotomontagen in andere Kontexte.
Es ist eine kritische Auseinandersetzung mit dem Frauenbild in der Werbung und dem männlichen Blick darauf. Martha Rosler wollte mit ihrer Arbeit gezielt Einfluss auf die Nachkriegsgesellschaft nehmen. Ihre Werke verknüpfen politische und ästhetische Fragen der Gegenwart. Mit Super-8-Filmen und Videos war die Künstlerin in den 60er Jahren nicht nur eine thematische Pionierin. Auch der Einsatz dieser Medien in der Kunst war neu und unverbraucht und deshalb revolutionär.
Die Themen beschäftigen die 79-Jährige nach wie vor und sie scheinen an Aktualität nicht zu verlieren. In der Schirn-Rotunde ist Martha Roslers neueste Arbeit aus dem Jahr 2013 zu sehen: Die Künstlerin hat für „Theater of Drones“ Banner gefertigt, die mit Grafiken über die Bedeutung von Drohnen für den Kriegseinsatz informieren. Sie schuf die Arbeit auf Einladung eines Fotofestivals in Charlottesville, Virginia. Die Stadt war die ersten Kommune, die in den USA den Einsatz von Drohnen in ihrem Luftraum untersagte.
6. Juli 2023, 13.23 Uhr
Jasmin Schülke
Jasmin Schülke
Studium der Publizistik und Kunstgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2021 Chefredakteurin beim Journal Frankfurt. Mehr von Jasmin
Schülke >>
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