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Foto: © Bernd Kammerer
Foto: © Bernd Kammerer

Ausstellung

Goldene Zeiten – aber nicht für alle

Das Städel Museum Frankfurt widmet Rembrandt erneut eine große Ausstellung. Diesmal stehen die Gruppenbildnisse im Fokus, aber es wird auch kritisch auf das „Goldene Zeitalter“ geblickt.
Rembrandt (1606-1669) ist in Frankfurt ein alter Bekannter. Vor drei Jahren zeigte das Städel die Ausstellung „Nennt mich Rembrandt“. Damals ging es um die ersten, entscheidenden Jahre seines künstlerischen Schaffens. Nun geht es um Rembrandts Amsterdam, so der Titel der Ausstellung verbunden mit der Frage „Goldene Zeiten?“. Dieser Zusatz deutet bereits an, dass die so genannten „Goldenen Zeiten“ des 17. Jahrhunderts einer kritischen Betrachtung unterworfen werden. Denn golden waren die Zeiten nicht für alle.

Die Ausstellung will die lange Zeit bestimmende Vorstellung hinterfragen. „Wir werfen einen ungeschönten Blick auf die Amsterdamer Wirklichkeit im 17. Jahrhundert“, erklärt Städel-Direktor Philipp Demandt. In den Meisterwerken Rembrandts und seiner Zeitgenossen wie zum Beispiel Jacob Backer oder Jan Victors zeige sich eine Stadt im Umbruch, gekennzeichnet durch tiefgreifende ökonomische und gesellschaftliche Veränderungen.

Rembrandt-Ausstellung im Frankfurter Städel zeigt Menschen, die nicht als „bildwürdig“ galten

Amsterdam hatte sich im 17. Jahrhundert zur drittgrößten Stadt auf dem europäischen Festland entwickelt. Als Rembrandt starb, hatte Amsterdam 200 000 Einwohner und war geprägt von Handel und dem dadurch wohlhabend gewordenen Bürgertum – eine Parallele, die Frankfurt und Amsterdam aufweisen. 1611 wurde die Amsterdamer Börse gegründet. Menschen aus ganz Europa zog es in die Hafenstadt, sie hofften, dort ihr Glück zu finden. Nicht allen gelang es. Andere wiederum profitierten und wollten dies zur Schau stellen.

Das Repräsentationsbedürfnis manifestierte sich in einer großen Zahl von Portraits mit einer besonderen Form: dem holländischen Gruppenportrait. „Es entstand im Wesentlichen in Amsterdam und ist das wohl markanteste Beispiel der niederländischen Kunst der Rembrandtzeit“, erklärt Jochen Sander, Kurator der Ausstellung. Die regierende Elite feierte sich und ihren Einsatz für die Stadt. „Unsere Ausstellung stellt aber auch jene Menschen vor, die als nicht bildwürdig galten.“

Bettlern, Kranken, Straßenverkäufern – Rembrandt widmete sich sozialen Außenseitern

Zu den herausragenden Gruppenbildnissen gehört die Reihe der Amsterdamer Schützenverbände. Seit dem Spätmittelalter trafen diese sich in den Schützenhäusern, die mit selbst finanzierten Gruppenbildnissen geschmückt wurden. Bemerkenswert sind eine Reihe von Gemälden, die die Vorsteherinnen und Vorsteher der so genannten Almosenhäuser zeigen. Ein Gruppenbild zeigt Vorsteherinnen eines Weisenhauses, ein Zeugnis der Fortschrittlichkeit Amsterdams. Die Heilige Maria Magdalena präsentiert sich barbusig. Es ist das Portrait einer Prostituierten. Rembrandt widmete sich in seiner Kunst zeitlebens sozialen Außenseitern: Bettlern, Kranken, Straßenverkäufern. Im Unterschied zu vielen seiner Zeitgenossen schuf er aber keine Stereotypen oder Karikaturen.

Städel Museum Frankfurt: Gruppenbildnisse erstmals in diesem Umfang zu sehen

Die Ausstellung ist, kurz gesagt, ein Fest für alle, die sich an der Detailfreunde der niederländischen Malerei erfreuen können und es ist ein wahrer Glücksfall, dass das Amsterdam Museum umgebaut wird. Denn nur deshalb konnten die herausragenden Gruppenbildnisse, die das Herzstück der Ausstellung bilden, ausgeliehen werden. Zum ersten Mal überhaupt in Deutschland sind diese Bildnisse in diesem Umfang zu sehen. Und, nein, die „Nachtwache“ ist nicht zu sehen, sie werde vom Rijksmuseum überhaupt nicht mehr ausgeliehen, sagt Demandt.

Info
„Rembrandts Amsterdam – Goldene Zeiten?”, Städel Museum Frankfurt, 27. November bis 23. März 2025. www.staedelmuseum.de
 
Fotogalerie:
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26. November 2024, 15.45 Uhr
Jasmin Schülke
 
Jasmin Schülke
Studium der Publizistik und Kunstgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2021 Chefredakteurin beim Journal Frankfurt. – Mehr von Jasmin Schülke >>
 
 
 
 
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